Enormes Bürger-Interesse bei der Verkündung möglicher Geothermie-Standorte in Groß-Gerau

30.11.2012 | Public Relations, Projekte | Petra Stromberger

Aus jetzt vorliegenden geologischen Messergebnissen haben sich sechs prädestinierte Standorte für ein Geothermie-Kraftwerk im hessischen Groß-Gerau ergeben. Weitere Rahmenbedingungen wie Natur- und Wasserschutz, Artenschutz, Baurecht, Gewerbe- oder Neubaugebiete sowie Wärmeabnehmer werden Gegenstand der folgenden Machbarkeitsstudie sein, sagte der Geschäftsführer vom Überlandwerk Groß-Gerau (ÜWG) Detlev Höhne. Bei optimalem weiteren Verlauf könnte das Kraftwerk Ende 2015 ans Netz gehen. 

Das Interesse am Thema Geothermie war auf einer Informationsveranstaltung am 27. November 2012 zur Verkündung der Standorte immens. Laut Angaben der Stiftung Risiko-Dialog besuchten 570 Bürger die Veranstaltung der ÜWG. Dort wurden nach einer Einführung in die Tiefengeothermie, in einer ersten Diskussion die Ängste vor Erdbeben und den Folgen artikuliert, so Main-Spitze.de. Laut der Online-Zeitschrift wurde deutlich gefordert, dass die Beweislast bei möglichen Schäden dem ÜWG übertragen werden soll. Diese Fragen werden bei den folgenden Bürgerforen ausführlich diskutiert, versprach Höhne. „Wir müssen einen fairen Weg miteinander finden“, wünschte er sich.

Im weiteren Verlauf der Informationsveranstaltung wurden die bevorzugten Standorte vorgestellt: "Für Trebur-Ost, Geinsheim-Nord sowie Nauheim-Südwest konnten wir sehr gute Bedingungen im Untergrund feststellen," so Dr. Horst Kreuter, verantwortlicher Projektentwickler von der Firma GeoT aus Karlsruhe. "Dort lieferten die seismischen und die zuletzt durchgeführten gravimetrischen Untersuchungen wesentlich erfolgversprechendere Ergebnisse als ohnehin vermutet" erläutert Kreuter weiter. Als weitere mögliche Standorte kommen auch Groß-Gerau, Rüsselsheim und Wallerstädten in Frage.

In einer ersten Stellungnahme in der Main-Spitze äußerte sich Treburs Bürgermeister Jürgen Arnold positiv und setzt große Hoffnungen in die Geothermie, so die Main-Spitze. Die Untersuchungsergebnisse wertet Arnold als „absolut perfekt für Trebur“. Für die langfristige Entwicklung der Großgemeinde sei ein solches Projekt wichtig.

Einbindung der interessierten Bürger geplant
Die Bürger werden im Rahmen eines Bürgerdialogs eng eingebunden. „Der Bürgerdialog soll klären, unter welchen Voraussetzungen ein Geothermiekraftwerk die Region klimapolitisch und wirtschaftlich voranbringen kann“, so Höhne. Die neutrale Schweizer Stiftung Risiko-Dialog St. Gallen wird den Bürgerdialog organisieren und durchführen sowie zu erwartende Diskussionen zwischen Bürgern, Politikern und ÜWG moderieren.

Das erste Bürgerforum zum Thema Geothermie ist für den 17. Januar geplant und soll in der Stadthalle Groß-Gerau stattfnden. Weitere Foren sind am 5. und 18. Februar sowie am 6. März geplant. Eine Beteiligung ist auch online unter www.dialoggeo.de möglich.

Neben den großen öffentlichen Veranstaltungen wird es auch einen Bürger-Beirat geben, der in kleiner Runde das Thema diskutiert. Die Bürger äußerten reges Interesse an einer Mitwirkung in diesem Gremium. Wolfgang Dörr (Bauernverband Trebur), Werner Muster (BUND), Bernd Petri (Nabu) und weitere Umwelt- und Naturschutzverbände sowie Politiker werden darin vertreten sein.

Geothermieprojekt seit 5 Jahren in Planung
Seit 2007 plant die ÜWG den Bau eines Tiefen-Geothermie-Kraftwerks in der Region. Rund 35 Millionen Euro investiert der Versorger in das Projekt im Rahmen der erneuerbaren Energien. Im Jahr 2015 soll das Kraftwerk bereits fertiggestellt sein.

Ein Geothermiekraftwerk könnte pro Jahr rund 25 Millionen Kilowattstunden Ökostrom produzieren, teilt die ÜWG mit. Diese Menge könnte rund 7.000 Haushalte im Kreis Groß-Gerau mit Strom versorgen. Die Wärme, die ein solches Kraftwerk produziert, könnte den Jahreswärmebedarf von rund 400 Privathaushalten decken und einen wesentlichen Beitrag für das politische Ziel des Kreises Groß-Gerau leisten, bis zum Jahr 2020 mit etwa 30 Prozent des Stromverbrauchs aus Erneuerbaren Energien zu decken, so die ÜWG in einer Pressemitteilung.