Frankreich auf Geothermie-Kurs

09.06.2016 | Internationale Projekte, EGS | Sabine Volland

Diese Woche hat das elsässische Unternehmen Roquette sein betriebseigenes Geothermie-Kraftwerk in Rittershofen eingeweiht. Damit ist Frankreich erstmals mit einem kommerziellen hydrothermalen Geothermie-Projekt wirtschaftlich in den nationalen Energiemarkt gestartet.

Seit mehreren Jahrzehnten wird im französischen Soultz-sous-Forêts an der Entwicklung der EGS-Technologie für Tiefe Geothermie-Projekte geforscht. Lange Zeit galt sie in der Branche als zu kostenintensiv für eine wirtschaftliche Nutzung und das Elsass als eine geothermisch nur schwierig zu entwickelnde Region.

Das Lebensmittelunternehmen Roquette hat nun das Gegenteil bewiesen. Das Unternehmen stellt stärkehaltige Basisprodukte für die Nahrungsmittel-, Papier-, Pharma- und Bioindustrie her, deren Produktion energieintensiv ist. Dafür gewinnt Roquette zukünftig 25 Prozent Prozesswärme aus geothermischer Energie. Aus dem geothermischen Reservoir wird in 2.500 Metern Tiefe knapp 165 Grad Celsius heißes Wasser in den obertägigen Wärmetauscher gefördert. Dort überträgt es seine Energie auf einen Sekundärkreislauf, der die 15 Kilometer entfernte, in Beinheim liegende Stärkefabrik von Roquette über ein komplexes Leitungssystem mit Wärme von 24 Megawattstunden versorgt, genügend um eine kleine Gemeinde zu versorgen. Weitere 50 Prozent Prozesswärme speist Roquette aus einem Biomassekraftwerk ein.

Unstrittig hat sich das Unternehmen dieses einmalige Vorzeigeprojekt im Elsass mit einer Gesamtinvestitionssumme von 55 Millionen Euro einiges kosten lassen. In einer Gemeinschaftsfinanzierung haben Roquette und der Energieversorger Électricité de Strasbourg je 40 Prozent in das Projekt gesteckt, die restlichen 11 Millionen Euro wurden über staatliche Kredite abgedeckt.

Dieses kommerzielle geothermische Industrieprojekt ist beispiellos in Frankreich, das sich noch immer nicht von der Atomkraft lossagen will. Aber das Projekt ist ein Meilenstein und liefert Nachahmungsimpulse für die dort ansässige Industrie. Wie die Badische Zeitung vorgestern berichtete, plant die Électricité de Strasbourg zwei weitere Anlagen, eine in Wissembourg und eine in Illkirch. Auch das Unternehmen Fonroche hat von der Präfektur Straßburg bereits Baugenehmigungen erteilt bekommen (wir berichteten). Mit Probebohrungen soll noch dieses Jahr begonnen werden.

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