Icking will bei Geothermieprojekt mitreden

13.01.2017 | Public Relations | Jochen Schneider

Auf einer kontroversen Bürgerversammlung hat die Gemeinde Icking gestern Abend über das geplante Geothermieprojekt der Erdwärme Isar informiert. Ziel ist es, einen Bebauungsplan aufzustellen und so Einfluss auf die Standortplanung zu haben.

Im Gemeindesaal des Rathauses trafen sich gestern zahlreiche interessierte Bürger aus der Gemeinde Icking, um unter der Leitung der Stiftung Energiewende Oberland über das geplante Geothermieprojekt im Süden der Gemeinde zu diskutieren. Grundsätzlich ist der Landkreis Bad Tölz Wolfratshausen für die Energiewende gut aufgestellt. Neben Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energieterägern sind es nur noch 18 Prozent, die über konventionelle Energieträger gedeckt werden.

Die erste Bürgermeisterin Margit Menrad verdeutlichte gleich zu Beginn Ihres Vortrages, dass es sich bei dem Geothermieprojekt um ein privilegiertes Vorhaben handelt und damit der Gemeinde nur über den Bebauungsplan die Möglichkeit bietet, Einfluss auf das Projekt zu nehmen. Sollte sie jedoch keinen Bebauungsplan aufstellen, wird die Freigabe vom Landratsamt erteilt.

Zu den Bauvorhaben verdeutlichte Menrad, dass im Süden der Gemeinde auf einem 25.400 Quadratmeter großen Grundstück das Geothermiekraftwerk auf einer Anhöhe am Waldrand errichtet werden soll. Die Grundfläche der Energiezentrale mit den zwei Turbinengebäuden umfasst 8.500 Quadratmeter. Durch Wälle und Begrünung soll sowohl der Lärm wie auch die Sicht der Bevölkerung in der ca. 600 Meter Entfernung nordöstlich beginnenden Wohnbebauung auf das Kraftwerk minimiert werden. Ein Fichtenwald und die Autobahn A 96 grenzen im Westen und Süden an den Standort.

Dr. Markus Wiendieck, Geschäftsführer der Erdwärme Isar, einer Tochter der Erdwärme Bayern, verdeutlichte in seinem Vortrag die Gesprächsbereitschaft. Auf die Einwände gegen die erste Planung der Energiezentrale habe man reagiert und eine zweite Planung mit einer um zwei Meter niedrigeren Energiezentrale vorgelegt. Insgesamt sind an zwei Standorten sechs Bohrungen geplant. Bei der Auswahl der Standorte, vor allem der Energiezentrale, habe man auf die Geologie, Schutzgebiete und die Entfernung zur Wohnbebauung geachtet. Auf Grund dessen habe sich der südliche Standort als der Beste für die Förderbohrungen und die Energiezentrale ergeben. Man erwarte ein elektrische Leistung von bis zu 21 Megawatt. "Dies könne die 18 Prozent konventionelle Energieerzeugung im Landkreis ersetzen", betonte Wiendieck. Die Bohrungen sollen noch dieses Jahr beginnen, bis 2020 soll die Anlage im Betrieb sein.

Uwe Feickert, Geschäftsführer des Planungsbüros u-plan, das mit der Ausarbeitung des Bebauungsplans beauftragt ist, verdeutlichte in seinem Vortrag die Vorteile dieser Verfahrensweise:

  • Die Planungshoheit bleibe bei der Gemeinde
  • Die Gemeinde können Einfluss auf die Lage und Höhe der Gebäude nehmen
  • Pflanzungen und Baumaßnahmen können festgelegt werden
  • Ausgleichsmaßnahmen für Bodenversiegelungen sollen gemeindenah erfolgen
  • Imissionsschutzmaßnahmen sind festzulegen

Es dürfe jedoch nicht zu einem Verhinderungsplanung kommen. Das Projekt muss wirtschaftlich bleiben, betone Feickert.

Ein wichtiger Punkt, der in den letzten Wochen auch im Rahmen des Scoping-Termins mit den Behörden diskutiert wurde, war die Lage der Energiezentrale. Feickert erläuterte, dass eine Verlegung in den Wald, nahe der Autobahn, diskutiert wurde, dies jedoch keine deutlichen Vorteil gebracht hätte. In diesem Fall plädieren die Behörden für den Standort am Waldrand. Dieser Punkt wurde auch im weiteren Verlauf des Abends immer wieder von der Bevölkerung angesprochen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber auch, dass es für eine Genehmigung im Wald es nicht zu jahrelangen Verzögerungen kommen darf.

Prof. Dr. Inga Moeck vom LIAG stellte die Forschungsreinrichtung mit der längsten Geothermieerfahrung weltweit ausgiebig vor. Ihr Vortragsschwerpunkt war die Seimizität. In diesem Zusammenhang erläuterte sie, dass es in der Geothermie schon mehrfach zu seismischen Ereignissen gekommen ist. Im Vergleich mit anderen Arten des Bergbaus lagen diese bisher in Bayern stets unter 2,5 auf der Richter-Skala. Aus Ihrer Sicht sei dies zwar wahrnehmbar, aber unkritisch. Sie schlug jedoch vor, vom Betrieber der Anlage ein seismisches Monitoring zu fordern, das vor allem nach der Bohrung an Bedeutung gewinnt. Dr. Markus Windieck konnte in diesem Zusammenhang auf die momentan laufende Bohrung in Weilheim verweisen, wo es solch ein Monitoring gibt und sicherte dies auch für Icking zu.

Nach circa einer Stunde waren die Vorträge beendet und es folgte die Diskussion mit der Bevölkerung. Schwerpunktthemen waren Kosten im Zusammenhang mit der Geothermie, die Icking nicht entstehen dürften, was Wiendick zusichern konnte. Als Vorteile wurden vor allem die Gewerbesteuer angeführt und dass sich keine zusätzliche Industrie, wie beispielsweise Gewächshäuser, ansiedeln dürften. In Bezug auf den Verkehr konnte Wiendieck auf eine direkte Zufahrt von der Autobahn zur Energiezentrale verweisen. Beim Thema Flächenverbauch und Intensivierung der Landwirtschaft verwies die Bürgermeisterin auf die zahlreichen landwirtschaftlichen Nutzflächen, die mit Mais bepflanzt sind. In Bezug auf die Haftung sieht das Bundesbergesetz mittlerweile seit 2016 eine Beweislastumkehr vor, das heißt, der Betreiber muss beweisen, dass er den Schaden nicht verursacht hat. Die Erdwärme Isar will dem Problem unter anderem mit einer gezielten Beweissicherung begegnen.

Ein wichtiges Thema war noch die Wärmenutzung. Hier wäre die Erdwärme Isar bereit, die Abwärme abzugeben, jedoch ist die Verbraucherstruktur in Icking sehr großflächig. Es könne keinen Anschlusszwang geben, wie die Bürgermeisterin verdeutlichte. Dadurch ist eine Wärmeversorgung nicht wirtschaftlich, und eine Industrieansiedlung von Wärmeverbauchern ist nicht gewünscht.

Nach fast vier Stunden wurde die Informationsveranstaltung beendet, nachdem nahezu alle Fragen beantwortet waren. Einige Themen blieben kontrovers, wie beispielsweise die Standortverlegung in den Wald oder auch die Wärmenutzung. Jedoch war das Diskussionsniveau sehr hoch und zu jeder Zeit fair.