Zweites Praxisforum Geothermie.Bayern erfährt großen Zuspruch

13.10.2014 | Politik, Public Relations, Veranstaltungen | Sabine Volland

Mit knapp 100 Besuchern war auch die diesjährige Veranstaltung am 8. Oktober 2014 im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München ein großer Erfolg. Im zweiten Jahr seines Bestehens hat das Praxisforum Geothermie.Bayern die Branche endgültig erreicht.

Als Glücksfall bezeichnete Ministerialrat Rainer Zimmer, in Vertretung der bayerischen Wirtschaftsministerin und Schirmherrin Ilse Aigner, die Tiefe Geothermie in Bayern in seinem Grußwort. Die Metropolregion München liege über einer Lagerstätte mit den besten geologischen Bedingungen und einer hohen Verbraucherdichte. Mit knapp 50 Bohrungen bildet die Geothermie-Region im Großraum München die größte Niedertemperatur-Lagerstätte in Europa. Für deren weitere Entwicklung sei allerdings Forschung nötig. Ab 2015 werde es ausgewählte Projekte in angewandter Rohstoffforschung geben. Der Staat stelle hierfür 10 Millionen Euro zur Verfügung, so Zimmer.

Ein Bild von der Basis zeichnete dagegen der Bezirksvorsitzende des Bayerischen Gemeindetags und erster Bürgermeister der Gemeinde Bernried, Josef Steigenberger. In der Energiewende herrsche durch die allgemeine politische Situation eine Blockade. Der Ausbau aller erneuerbaren Energieträger werde seitens der Politik gebremst. Es fehle ein großer Rahmenplan für die Energieversorgung in der Zukunft. Dabei sei die Energiewende lange schon in den Kommunen und Gemeinden angekommen. Alle wünschen sich eine energiepolitische Autarkie, die konkrete Umsetzung erfolge aber nur zögerlich. Er hoffe auf ein Förderprogramm für geothermische Wärme und Strom, denn für die Energiewende sei ein Umdenken erforderlich. Wenn der Staat bereit wäre, Risiken mit zu übernehmen, würde das die Gemeinden und Kommunen deutlich entlasten. Diese seien längst bereit für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und können die Energiewende schon heute umsetzen.

Über die Fördermöglichkeiten für Tiefe Geothermie-Projekte informierte Thomas Kraft der LfA Förderbank Bayern. Im Rahmen der Infrastrukturförderung erhalten Kommunen und Energieerzeuger zinsverbilligte Darlehen mit Preisen, die deutlich unter dem Marktniveau liegen. Mit diesem Programm wurde bis jetzt der Bau von 200 Kilometer Wärmeleitungen sowie 35 Einzelprojekte gefördert. Der Bürgermeister der Gemeinde Kirchanschöring, Hans-Jörg Birner, stellte in seiner Keynote das grenzüberschreitende deutsch-österreichische Gemeinschaftsprojekt zur geothermischen Wärme- und Stromversorgung mit der Salzburg AG vor. Neben der regionalen Wertschöpfung und dem Gebot der effizienten Energienutzung bei Kraft-Wärme-Kopplung stärke auch die gemeinsame Finanzierung mit je 50 Prozent beider Partner das Projekt. Er mahnte aber auch an, dass eine frühstmögliche Kommunikation notwendig ist, um Akzeptanz in der Bevölkerung zu ereichen. Die Vertragsverhandlungen mit der Salzburg AG und der benachbarten Stadt Lauffen seien in vollem Gange.

Bild entfernt.Das vielseitige Programm bot interessante Diskussionsgrundlagen für die knapp 100 Teilnehmer in vier verschiedenen Foren. Über die Optimierung von geothermischer Energiegewinnung sowie über die Anwendungsmöglichkeiten geothermischer Wärme diskutierten die Teilnehmer engagiert in den Vormittagsforen.

In der Nachmittagssitzung warf Benjamin Richter von Rödl & Partner einen Blick auf die Degression der EEG-Vergütung ab 2018 und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten für Projektentwickler. Die Teilnehmer waren sich einig, dass es die politische Aufgabe der Verbände sei, auf eine Reduzierung der Degression auf zwei Prozent ab 2018 bei den politischen Entscheidungsträgern hinzuwirken. Ermutigende Worte für die gesamte bayerische Geothermie-Branche fand Frau Professor Inga Moeck, Helmholtz-Zentrum GFZ Potsdam und TU München, in ihrem Vortrag. Mit einer Fündigkeitserfolgsquote von mehr als 95 Prozent aller bayerischen Geothermie-Bohrungen, brauche sich die Branche international nicht zu verstecken. Der Großraum München habe das Potenzial, sich zum führenden Zentrum für Tiefe Geothermie in Europa auszubauen. Dies benötige aber Betriebserfahrung und Bohrungen.

Interessante Diskussionen zum Projektmanagement in großen Kraftwerksprojekten sowie zu den Erschließungsstrategien des Malms mit einem dazugehörigen, redundanten Erfahrungsaustausch rundeten die Nachmittagsforen ab.

Am nächsten Tag führte die Exkursion zur Geothermieanlage der Geovol Unterföhring und zum Geothermiekraftwerk in Kirchstockach. In Unterföhring wurde nach einem Vortrag zur Erweiterung der ersten Dublette die Anlage besichtigt und die Chancen und Herausforderungen der Wärme- und Kälterlieferung an Großkunden wie ZDF und Sky mit einem Spaziergang zu den Übergabestellen vor Ort verdeutlicht.

Bild entfernt.Geothermisch erwärmte Weisswürste zum Abschluss der Exkursion in Unterföhring waren das Highlight des Mittags. In Kirchstockach zeigte der Geschäftsführer der Renerco Plan Consult, Thilo Wachter, das Kraftwerk und diskutierte mit den Teilnehmern die Probleme. Auf Grund eines Pumpenschadens ergab sich die Möglichkeit, dem Pumpenwechsel beizuwohnen.

Ab Ende der Woche werden die Vorträge des Praxisforums für Teilnehmer kostenlos und für Nicht-Teilnehmer kostenpflichtig zum Download zur Verfügung stehen. Weitere Informationen in den kommenden Tagen unter www.praxisforum-geothermie.bayern.de

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