Sauberer Strom für Lateinamerika: Klimainitiative der KfW ermöglicht umfassende Investitionen in die Geothermie

Thema im Fokus 9-2014 | Jochen Schneider

Mehr als 760 Millionen Euro für Geothermie-Projekte auf dem gesamten Kontinent: So sieht die erste Klimainitiative zur Förderung von Geothermie für Lateinamerika aus, die von der KfW Entwicklungsbank im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen wurde. Am 8. Dezember 2014 wurde sie auf der UN-Klimakonferenz in Lima von Entwicklungsminister Gerd Müller und dem EU-Kommissar für Klimapolitik und Energie, Miguel Arias Cañete, vorgestellt. Die Mittel – mehr als 60 Millionen Euro in Form von Risikoabsicherungsinstrumenten und über 700 Millionen Euro an Kreditlinien – fließen in die so genannte Geothermal Development Facility (GDF). Diese wird die Vorbereitung und den Bau von Geothermie-Kraftwerken in zehn lateinamerikanischen Ländern finanzieren und repräsentiert damit die erste koordinierte Initiative zur Entwicklung der Geothermie auf kontinentaler Ebene.

Cañete: Geothermie ist saubere und kosteneffiziente Energieressource

Der EU-Kommissar für Klima- und Energiepolitik Miguel Arias Cañete betonte bei der Vorstellung des GDF in Lima vergangene Woche: „Die Europäische Kommission ist überzeugt von der Bedeutung der erneuerbaren Energien im Energiemix. Und wo die geologische Situation es erlaubt, kann geothermische Energie eine wichtige Rolle als saubere und kosteneffiziente Energieressource spielen."

Die GDF bündelt internationale Ressourcen in einem innovativen Gesamtkonzept: Neben der Europäischen Union sind auch die Weltbank, die Inter-Amerikanische Entwicklungsbank (IDB), die Lateinamerikanische Entwicklungsbank (CAF), die Zentralamerikanische Bank für Wirtschaftliche Integration (BCIE), die Europäische Investitionsbank (EIB), die Agence Française de Développement (AfD) und die Japan International Cooperation Agency (JICA) beteiligt – insgesamt mehr als ein Dutzend Geber.

Einsparung von 50 Millionen Tonnen Kohlendioxid
"Wir rechnen mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von über einer Milliarde Euro. Über die Gesamtlaufzeit der Fazilität sollen so 50 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart und zwei Millionen Menschen mit sauberem, sicherem Strom versorgt werden", sagt Jens Wirth, zuständiger Projektmanager bei der KfW Entwicklungsbank. Die KfW betont in ihrer Pressemitteiliung, das Geothermiekraftwerke neben günstigen Erzeugungskosten und niedrigen Emissionswerten zusätzlich den Vorteil haben, rund um die Uhr Strom erzeugen zu können. Die in Lateinamerika geplanten Geothermiekraftwerke sollen eine Gesamtkapazität von mindestens 350 Megawatt haben.

Die GDF ist speziell auf die Erfordernisse von Geothermie zugeschnitten. Auch Absicherung der Fündigkeitsrisiken bei Explorationsbohrungen ist Teil des Konzepts: Ab Anfang 2016 wird qualifizierten öffentlichen und privaten Projektentwicklern aus Mitteln eines Risikoabsicherungsfonds ein konditionierter Zuschuss ("Contingency Grant") zur Verfügung gestellt, der bis zu 40 Prozent der Kosten der Explorationsfrühphase und damit einen großen Teil des Fündigkeitsrisikos abdeckt. Im Erfolgsfall soll dieser Zuschuss zurückgezahlt werden, wobei die Rückzahlung über die bereitgestellten Kredite refinanziert werden kann. Außerdem soll ein Technical Assistance Forum die bestehenden und geplanten Programme der beteiligten Geber koordinieren.

GDF als Anregung für Geothermie-Förderung in Deutschland?

Am Risikoabsicherungsfonds beteiligt sich das BMZ mit einem Zuschuss von 25 Millionen Euro. Über die KfW Entwicklungsbank werden außerdem zwei ergänzenden Kreditlinien an die CAF (150 Millionen Euro) sowie an die BCIE (100 Millionen Euro) ausgezahlt. Über die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) bietet das BMZ begleitend zur GDF auch technische Unterstützung für die Regierungen in der Region an.

Mit der Geothermal Development Facility baut die KfW Entwicklungsbank ihr Engagement zur Förderung von Geothermie-Projekten weiter aus. So betreut die KfW im Auftrag des BMZ und der EU bereits seit 2012 einen ähnlichen Risikoabsicherungsfonds für Geothermieprojekte in Ostafrika. Bilaterale Projekte gibt es zudem mit Chile, Indonesien und Kenia. Das Geothermiekraftwerk Olkaria in Kenia, an dem neben der KfW Entwicklungsbank auch die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) beteiligt ist, wurde sogar als beste nachhaltige Transaktion 2008 von der Fachzeitschrift "EMEA Finance" ausgezeichnet. Olkaria ist das einzige privat betriebene geothermische Kraftwerk Afrikas und nimmt daher eine Vorreiterrolle ein.

Benjamin Richter von Rödl & Partner, die das Projekt in Lateinamerika begleitet haben, sieht in der neuen Initiative auch eine Chance für Deutschland: „Die innovativen Ansätze in dem Konzept, insbesondere die integrierte Brückenfinanzierung für die Errichtungsphase sowie die Beteiligung der erfolgreichen Projekte beim Auffüllen des Fonds sind auch ein Beispiel für Deutschland. Aktuell wird an der Überarbeitung des Marktanreizprogramms und des gesonderten bayerischen Förderprogramms gearbeitet. Wir hoffen, dass die innovativen Ansätze aus Lateinamerika auch hier in Deutschland als Anregung umgesetzt werden können.“

Jens Wirth, verwantwortlicher Projektmanager bei der KfW, stellt auf der 11. Internationale Geothermiekonferenz das Programm vor. Die IGC 2015 findet vom 4. bis 5. März 2015 in Offenburg statt. Die Frühbucherfrist mit 10 Prozent Nachlass auf die Teilnahmegebühr endet am 15. Dezember 2014. Hier geht es zur Konferenzewebseite.

 

Weiterführende Informationen:

Geothermal Development Facility (GDF) for Latin America

Geothermieprojekte in Ostafrika

 

Beteiligte Firmen