2D-Seismik-Kampagne in Hagen

13.02.2021 | Karin Jehle
Spezielle Fahrzeuge nehmen seismische Messungen zur Erkundung tiefer geothermischer Potenziale vor.

In Hagen, Dortmund, Herdecke und Schwerte vermisst die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastruktur und Geothermie IEG zwei seismische Profillinien. Die Untersuchung soll das geothermische Potenzial für die Papiertrocknung bei der Firma Kabel Premium Pulp & Paper GmbH aus Hagen ermitteln.

Bei der Papierherstellung sind große Mengen an Energie für die Prozessdampferzeugung notwendig – aktuell braucht die Kabel Premium Pulp & Paper GmbH jährlich ca. 500.000 Megawattstunden auf Basis von Erdgas. Im Rahmen des Forschungsprojektes »Geothermale Papiertrocknung« sollen große Teile davon zukünftig aus erneuerbaren Energien stammen.

Hierzu soll rund um den Standort in Hagen die Ressource Erdwärme – tiefe Geothermie in rund 4.000 Metern – erkundet und charakterisiert werden. Vom 20. bis zum 24. Februar läuft nun eine 2D-Seismik-Kampagne, wie das ebenfalls beteiligte Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT in einer Pressemitteilung bekanntgab.

Forschungskooperation

Projektpartner sind die Kabel Premium Pulp & Paper GmbH aus Hagen, die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG aus Bochum und das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT aus Oberhausen.

Während das Fraunhofer IEG bis Ende 2022 die Geologie des Untergrundes in 4.000 Metern Tiefe untersucht, um abschätzen zu können, inwieweit die Nutzung der Erdwärme mit erwarteten Temperaturen von rund 130°C überhaupt möglich ist, entwickelt das Fraunhofer UMSICHT dazu verfahrenstechnische Konzepte, um die Wärme, die aus der tiefen Geothermie gewonnen werden kann, in die Prozesse der Papiertrocknung einbinden zu können.

Erst nach Abschluss der seismischen Untersuchung, also nach Messung und detaillierter Auswertung der Daten, können die Projektpartner beurteilen, ob eine Umsetzung und der anschließende Betrieb einer Geothermieanlage in Hagen angestrebt werden sollen.

2D-Seismik

Um ein aussagekräftiges Bild des Untergrundes zu erstellen, erzeugen spezielle Messfahrzeuge künstliche Schallwellen, die an den verschiedenen Gesteinsschichten im Untergrund reflektiert werden. Empfindliche Messinstrumente, sogenannten Geophone, registrieren die reflektierten Wellen dann an der Erdoberfläche. Anschließend erfolgt eine aufwendige Auswertung der gewonnenen Daten.

In Hagen und Umgebung sind zwei Messstrecken entlang von seismischen Profilen geplant. Sie sind jeweils ca. elf Kilometer lang, denn für ein gutes Untergrundmodell müssen die Messlinien lang genug sein, um eine entsprechende Tiefenauflösung im zentralen Bereich zu erreichen.

Während die erste Profillinie vom Nordosten in den Südwesten größtenteils auf der Autobahn A1 (Auffahrt Schwerte bis zum Rastplatz Eichenkamp) verläuft, erstreckt sich die zweite Profillinie von Schwerte-Ergste im Südosten über Dortmund-Syburg und Herdecke bis Dortmund-Kirchhörde im Nordwesten.

Die Messungen der seismischen Profile wurden durch die zuständige Aufsichtsbehörde, die Bezirksregierung Arnsberg, geprüft und genehmigt. Während des behördlichen Genehmigungsverfahrens wurden die betroffenen Gemeinden und zuständigen Vertreter*innen des Umwelt-, Landschafts- und Naturschutzes eingebunden und ihre Anmerkungen und Anregungen berücksichtigt. In den Fällen, in denen Privatgrundstücke betroffen sind, wurden vorab die Einwilligungen der Eigentümer*innen eingeholt.