Bürgerdialog Groß-Gerau: Erfahrungsaustausch mit Anliegern von Tiefengeothermieprojekten

25.03.2013 | Public Relations | Sabine Volland

Im vierten Bürgerforum Groß-Gerau berichteten Anlieger der Tiefengeothermieprojekte Landau, Insheim und Brühl über ihre persönlichen Erfahrungen mit der tiefen Geothermie.

Vergangene Woche wurde auf Anregung des Beirats und der lokalen Einwohner eine zusätzliche Veranstaltung im Bürgerdialog Groß-Gerau anberaumt. Man benötige mehr Zeit, um den Dialog zwischen Bürgern und dem Projektbetreiber Überlandwerk Groß-Gerau (ÜWG) zu intensivieren, erklärte Moderator Matthias Holenstein (Stiftung Risiko-Dialog) zu Beginn des Abends. Heute würde besonders Wert auf Stimmen von Anwohnern aus Standorten von bereits laufenden Tiefengeothermieanlagen gelegt, so Holenstein. Unter dem Motto „Was können wir für Groß-Gerau lernen?“ standen die Fragen der Einwohner im Zentrum der Veranstaltung.

Bild entfernt.In einer Podiumsdiskussion berichteten vier eingeladene Anwohner kritisch über ihre persönlichen negativen Erfahrungen mit der tiefen Geothermie an ihren Wohnorten. Konsens herrschte unter den Diskussionsteilnehmern über die von ihnen erlebte insgesamt spärliche Informationspolitik der Projektbetreiber bei technischen Zwischenfällen oder seismischen Ereignissen. Die Positionen der Sachverständigen nahmen ein Vertreter des Hessischen Landesamts für Umwelt und Geologie sowie der technische Berater der ÜWG ein.

In dem teilweise sehr emotional geführten Meinungsaustausch wünschten sich die anwesenden Bürger am Ende ein klares Konzept des Betreibers ÜWG zu Versicherung und Schadensregulierung. Insbesondere die Behörden seien gefragt, ihrer Aufsichtsrolle nachzukommen und zu gewährleisten, dass die von der Behörde gestellten Auflagen vom Betreiber auch eingehalten würden. Auf die detaillierte Nachfrage aus dem Publikum zur offenen Ereignisdokumentation betonte der kaufmännische Geschäftsführer der ÜWG, Hanns-Detlev Höhne, wiederholt, dass der ÜWG Transparenz im Projekt sehr wichtig sei. Wie bei ihren bisherigen Projekten, werde sie auch im Geothermieprojekt Groß-Gerau ihrer Dokumentationspflicht nachkommen und die Öffentlichkeit transparent informieren. Der technische Berater der ÜWG ergänzte, dass es für den Standort ein Risikogutachten mit Grenzwerten für seismische Ereignisse geben wird, wonach bei deren Überschreitung die Anlage umgehend abgeschaltet werden müsse.

Peter Peters der Bürgerinitiative Brühl gab seiner Enttäuschung über die Pfalzwerke hinsichtlich der Haftungsmöglichkeit Ausdruck. Den Groß-Gerauer Bürgern hingegen riet er: „Wenn eine größere Energieversorgungsgesellschaft bereit ist Verantwortung zu übernehmen, dann sollte man auch versuchen, ihr Vertrauen entgegen zu bringen.“

Am Ende des Abends sprach sich Höhne noch einmal für die Energiewende und die damit verbundene Dezentralisierung von Energieprojekten aus. Das bedinge einen ideologischen Wechsel. „Aber wir müssen die Ängste der Bevölkerung mitnehmen. Bei uns geht Sorgfalt vor Geschwindigkeit. Wir haben fünf Jahre Planungsphase hinter uns. Es gibt keinen Grund, jetzt in Eile auszubrechen“, sagte Höhne. Er verwies darauf, dass die ÜWG bislang keinen Antrag auf Genehmigung für das Geothermiekraftwerk gestellt hat. Selbst wenn sie ihre Aufsuchungsgenehmigung zurückgäben, bedeute dies nicht zwangsläufig das Ende der Geothermie im Kreis Groß-Gerau. Mit großer Wahrscheinlichkeit würden Andere kommen und das Projekt zu Ende entwickeln, so Höhne.

Bild entfernt.Auch wenn zu Beginn des Abends die Kritiker der Tiefengeothermie dominierten, war am Ende der Veranstaltung keine klare Pro- oder Kontraposition der Teilnehmer erkennbar. Mit insgesamt 130 Teilnehmern erschienen deutlich weniger Interessenten als zu den vorherigen Terminen. In einem Schlussforum, voraussichtlich gegen Ende April, wird der Beirat seine Position zu dem Projekt der ÜWG schriftlich vorlegen, ergänzt um die Ergebnisse des Bürgerdialogs. Danach wird die ÜWG ihre Entscheidung zum weiteren Projektverlauf treffen.