Bürgerversammlung zum Geothermie-Projekt in Weilheim

25.05.2011 | Projekte

Am Dienstagabend informierte die Firma Erdwärme Oberland im Rahmen einer Bürgerversammlung die Bevölkerung von Weilheim und Umgebung über das dort geplante Geothermie-Kraftwerk. In einer zum Teil hitzigen Diskussion zeigte sich, dass unter den anwesenden Bürgern eine Akzeptanz für das Projekt vorhanden ist, viele Bürger sich jedoch eine gleichzeitige Realisierung eines Fernwärmenetzes wünschen. In diesem Punkt ist abervorwiegend die Gemeinde gefragt.

Über 500 Bürger folgten der Einladung der Stadt Weilheim und nahmen die Möglichkeit wahr, mit Verantwortlichen von Stadt und Projektgesellschaft sowie geladenen Experten zu diskutieren. Unter anderem wurde die Wärmebedarfsanalyse von Weilheim vorgestellt, die geothermische Nutzung im Allgemeinen sowie das geplante Projekt von Erdwärme Oberland. Schließlich wurde auch einer Bürgerinitiative Zeit für die Vorstellung ihrer Kritikpunkte eingeräumt sowie der lokalen Agenda 21-Gruppe für die Darstellung ihrer Position.

Das von Erdwärme Oberland geplante Projekt sieht bis zu vier Bohrungen von verschiedenen Bohrplätzen vor - je 2 Förder- und Versenkbohrungen. Die Bohrungen sollen ca. 4.000 bis 5.000 Meter tief werden mit einer Ablenkung im unteren Bereich. Die erwartete Thermalwassertemperatur liegt zwischen 135 und 150 °C, bei einer Schüttung von ca. 130 L/s pro Bohrung. Für das Kraftwerk ist eine Luftkühlung geplant, das Kraftwerk selbst soll einen Eigenverbrauch von 10 Prozent, die Förderpumpe von ca. 15 Prozent haben. Aus den Kenngrößen ergibt sich eine erwartete thermische Leistung von ca. 80 MW und eine elektrische Leistung von ca. 10 MW. Dies entspricht bei einer Jahresnutzung von 8.000 Stunden ca. 80.000 MWh elektrisch erzeugter Energie.

Zu den wesentlichen Punkten, die auf der Bürgerversammlung zur Sprache kamen, zählte die Frage inwieweit der Wärmeabbau im Untergrund überhaupt nachhaltig ist, ob es eventuell Störungen durch Lärm gibt, ob Seismizität durch die Massenbewegungen des Thermalwassers im Untergrund verursacht werden kann, und wie die Wärmeversorgung von Weilheim mit geothermischer Energie aussehen könnte.

Zur Frage der Wärmeversorgung stellte Stadtbaumeister Wolfgang Frank die Wärmebedarfsanalyse aus dem Jahr 2009 vor. Die Stadtwerke prüfen derzeit im Auftrag des Gemeinderats, welche Möglichkeiten der Fernwärmeversorgung es gibt.

In einem weiteren Vortrag erläuterte David Bruhn vom Geoforschungszentrum Potsdam die mögliche Nutzung der Tiefengeothermie und ging dabei auch auf die Risiken ein. Seiner Absicht nach überwiegen allerdings die Chancen, vor allem wenn eine Wärmenutzung integriert ist. Als mögliche Risiken sprach er die induzierte Seismizität an, die jedoch in dem Bereich Weilheim nachzu auszuschließen sei. Diese Einschätzung wurde auch von Heiner Igel, Seismologe an der Uni München, in der weiteren Diskussion bestätigt.

Die Bürgerinitiative (BI) aus Weilheim wurde durch Frau Romana Asam vertreten. Sie verdeutlichte, dass die BI nicht gegen die Wärmenutzung der Geothermie ist, wohl aber etwas gegen die Stromerzeugung hätte. Das größte Problem sähe sie darin, dass ein ausländischer Konzern in Weilheim ein Geothermiekraftwerk zur Stromerzeugung bauen will. Zudem warf sie den Behörden vor, über die Geothermie in Hinterzimmern zu entscheiden – wogegen sich Bürgermeister Loth entschieden wehrte und auf die verschiedenen Bürgerversammlungen zu dem Thema verwies. Nicht zuletzt wollte Frau Asam von Erdwärme-Oberland-Geschäftsfüher Markus Wiendieck wissen, ob er EGS, sozusagen als Notlösung, und die CO2-Sequestrierung ausschließen könne. Wiendieck bejahte dies.

Abschließend brach Dirk Ley von der lokalen Agenda 21-Gruppe in seinem Vortrag eine Lanze für die Geothermie. Auch ihm war aber wichtig, dass die Wärmeversorgung kommt. Gleichzeitig machte er deutlich, dass die Nutzung der Geothermie nur mit einem Privatinvestor möglich ist. Für Kommunen wie Weilheim wäre das finanzielle Risiko nicht zu tragen – eine Einschätzung, die Landrat Friedrich Zeller bestätigte. Zeller wies darauf hin, dass ein kommunales Engagement in dieser Sache vom Landratsamt gar nicht genehmigt werden würde.

Im nächsten Schritt ist jetzt der Bauausschuss gefragt: er berät am 31. Mai über den Genehmigungsantrag der Erdwärme Oberland für den Bohrplatzbau. Am 9. Juni wird der Bauantrag dem Stadtrat vorgelegt. Beide können Einspruch erheben, die Entscheidung fällt dann das Landratsamt. Der Bauantrag für das Geothermie-Kraftwerk wurde ebenfalls eingereicht. Hierbei handelt es sich um ein privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich.