Bundesamt für Energie will Geothermieprojekt im Jura retten

02.07.2020 | EGS, Internationale Projekte | Jochen Schneider

Mit einer deutlichen Erhöhung der Förderung will das Schweizer Bundesamt für Energie das Geothermieprojekt der Geoenergie Suisse in Haute Sorne retten. Zusätzliche finanzielle Mittel sollen die Sicherheitsvorkehrungen für das Pilotprojekt ausweiten.

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Anfang April hat die Kantonsregierung des Juras überraschenderweise angekündigt, sie will die erteilte Baubewilligung für das geplante Geothermieprojekt Haute-Sorne überprüfen und möglicherweise ganz zurückrufen. Bereits Ende 2018 hatte das Kantonsparlament den sofortigen Verzicht auf Geothermie verlangt.

Jetzt hat der Bund in der Schweiz reagiert und will das Sicherheitsnetz für das umstrittene Geothermieprojekt in Haute-Sorne  ausweiten, wie verschiedene Schweizer Medien berichten. Auf Empfehlung des Schweizerischen Erdbebendienstes (SED) wird der Erkundungsbetrag von 64 auf 90 Millionen Franken erhöht, um die technische Machbarkeit nachzuweisen und das Risiko von Seismizität weiter zu reduzieren. Dies hat das Bundesamt für Energie (BFE) in dieser Woche mitgeteilt und damit die Bedeutung der Tiefengeothermie bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 unterstrichen.

Strenge Sicherheitsvorgaben des Kantons erfüllt

Bereits im Februar hatte die Geo-Energie Suisse AG das Aufstockungsgesuch beim Bund gestellt. Das geplante Kraftwerk soll mit einer Leistung von maximal fünf Megawatt aus Erdwärme, die aus dem Granit an die Oberfläche gefördert wird, Strom für rund 6.000 Haushalte liefern.

Die Baubewilligung des Kantons Jura verlangt, dass das Risikomanagement stets über den Stand der Technik hinausgeht. Der SED bestätigte in seinem Gutachten zum Bericht der Geo-Energie-Suisse AG, dass die für das Management der Erdbebenrisiken vorgesehenen Maßnahmen dem anerkannten Stand der Technik entsprechen und die strengen Vorgaben des Kantons erfüllen.

SED empfiehlt weitere Sicherheitsmaßnahmen

Der Schweizer Erdbebendienst hat jedoch zusätzliche Maßnahmen empfohlen, die nach BFE Angaben Innovations- und Pilotcharakter haben. Bisher wurden sie bei stimulierten Geothermieprojekten so noch nicht eingesetzt. Damit unternimmt die Geoenergie Suisse "alles menschenmögliche, um das Erdbebenrisiko so weit wie möglich zu reduzieren", zitiert Pilatus Today eine Expertengruppe des Bundes in einem Beitrag. Weiter heißt es, dass die zu Mehrkosten von rund 43 Millionen Franken führt.

In einer ersten Phase will die Geoenergie Suisse mit einer Erkundungsbohrung die Beschaffenheit des Untergrundes bis in rund 4,5 Kilometern Tiefe präzise ausloten. Nach eingehender Prüfung und Analyse der aufgenommenen Messdaten werden die Risiken einer zweiten Tiefenbohrung mit anschliessender Stimulation des Untergrundes neu evaluiert.

Damit ist jedoch der drohende Entzug der Baubewilligung nicht vom Tisch. Falls  der Kanton Jura die bestehende rechtskräftige und vom Bundesgericht bestätigte Baubewilligung widerruft, wird der Bund laut BFE die Subventionen sofort stoppen und die Geoenergie Suisse muss das Projekt schnellstmöglich rückabwickeln. Die Geoenergie Suisse selber hatte Ende Mai im Falle eines Rückzuges mit dem Rechtsweg gedroht.

Seismische Ergeignisse bei vergangenen Projekten

Auf Widerstand stösst das Projekt im Kanton Jura namentlich wegen eines Erdbebens von 2017 in Südkorea, das möglicherweise von einer Geothermie-Tiefenbohrung ausgelöst worden war. Zudem waren in der Schweiz zwei Geothermie-Projekte gestoppt worden - 2014 im Kanton St. Gallen und 2006 wegen eines Erdbebens in Basel.

Das Bundesamt für Energie wird im Rahmen der IGC Invest Geothermal am 14. September 2020 einen Vortrag zu den Rahmenbedingungen für die Geothermie in der Schweiz halten.

Quelle:

Pilatus Today

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