Die Wärmewende geht mit einem erheblichen Investitionsbedarf in kurzer Zeit einher. Sie braucht einen rechtlichen und ökonomischen Rahmen, der privates Kapital anreizt und die Belastung für Privathaushalte und Unternehmen begrenzt. Die dena hat in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IFAM und der Beratungsfirma EERA Consulting ein detailliertes Konzept für den Drittzugang von klimafreundlichen Wärmeerzeugern in das vorhandene deutsche Fernwärmenetz erarbeitet.
„Mehr als die Hälfte der Endenergie in Deutschland wird für das Beheizen von Gebäuden sowie für Wärme- und Kälteanwendungen in Gewerbe und Industrie genutzt“, zitiert die Pressemeldung der dena Corinna Enders, Vorsitzende der Geschäftsführung. „Messbare Fortschritte bei der Wärmewende müssen zentrales Ziel in der Zukunft sein. Neben der Verstetigung staatlicher Investitionen braucht es neue Ansätze. Ein erleichterter Drittzugang zur Fernwärme kann die Dekarbonisierung der Wärmenetze beschleunigen und zugleich Kosten senken. Der Drittzugang bietet die Chance, den Wettbewerb bei der erneuerbaren Wärmeversorgung zu stärken sowie privates Kapital für die Energiewende zu aktivieren.“
Besserer Drittzugang zu bestehenden Fernwärmenetzen
Das Konzept sieht ein Stufenmodell vor, das externen Akteuren einen besseren Zugang zu bestehenden Fernwärmenetzen verschaffen könnte. Aktuell ist die Eigentumsstruktur in der Fernwärme weitgehend monopolisiert. Unter dem Begriff „Drittzugang“ definiert die dena das Recht Dritter, Wärme in ein bestehendes Fernwärmenetz einzuspeisen. In der neuen Fassung der Erneuerbaren Direktive (REDIII) hat die EU den Mitgliedstaaten eine Verbesserung des Drittzugangs nahegelegt.
Das Konzept setzt auf der im Wärmeplanungsgesetz eingeführten Kommunalen Wärmeplanung (KWP) auf und ergänzt diese durch drei Stufen:
• Zuerst sollte im Anschluss an die KWP eine strukturierte Marktabfrage zur Einbindung potenzieller Dritteinspeiser eingeführt werden.
• Im zweiten Schritt folgt die Einbindung einer Regulierungsbehörde. Auf Grundlage einer transparenten und verbindlichen Berechnungsmethodik wird von der Regulierungsbehörde ein Referenzpreis für den bzw. die Drittanbieter ermittelt.
• Auf der dritten Stufe folgt ein wettbewerbliches Auswahlverfahren der Angebote, bei dem die Aspekte des Netzanschlusses sowie der Besicherung der Versorgung berücksichtigt werden.
Vorteile des Zugangs Dritter zu Fernwärmenetzen
Laut dena würde ein Drittzugang für erneuerbare Wärmequellen und unvermeidbare Abwärme die Mobilisierung privaten Kapitals ermöglichen. Dieses Kapital kann öffentliche Haushalte entlasten und zugleich die Dekarbonisierung voranbringen. Zudem würde die Einführung marktlicher Strukturen das Angebot klimaneutraler Wärme stärken und die Effizienz der Transformation erhöhen.
Hintergrund: Die Bedeutung der Fernwärme wird zunehmen
Aktuell versorgen etwa 3.800 Fernwärmenetze 14 % der Haushalte in Deutschland.
• 1.2 Mio. von 18 Mio. Gebäuden werden mittels Fernwärme versorgt.
• 2045 soll die Fernwärme 25 % des Energiebedarfs im Gebäudesektor decken; die Wärmeerzeugung steigt von 129 TWh (2023) auf ca. 165 TWh (2045)
• Die deutschen Klimaziele sehen einen hohen Dekarbonisierungsbedarf in der Fernwärme vor: Der Anteil erneuerbarer Energien und unvermeidbarer Abwärme liegt heute bei 22 %. Bis 2030 soll er 30 % erreichen, 2040 bei 80 % liegen.
• Daraus ergeben sich hohe Investitionsbedarfe zur Transformation der Fernwärmenetze: Für Neubau, Ausbau und Dekarbonisierung veranschlagt die dena 43,5 Mrd. Euro bis 2030 und 74,4 Mrd. Euro bis 2045.
Die vollständige Studie sowie eine Kurzfassung sind auf der Webseite der dena zu finden: https://www.dena.de/infocenter/verbesserung-des-drittzugangs-zu-fernwaermenetzen-1/