Der Winter kann kommen: Schon mehr als 130.000 Haushalte in Bayern nutzen den Wärmeschatz in unserer Erde

20.11.2024 | Politik

Politische Hängepartie in Berlin behindert Planung des weiteren Ausbaus: Praxisforum Geothermie begrüßt umso mehr den aktuellen Vorstoß im Bayerischen Landtag für bessere Rahmenbedingungen.

Der Winter bricht an, die Heizungen werden jetzt aufgedreht. Im Kampf gegen den Klimawandel wird es dabei immer wichtiger, dass die wohlige Wärme für unsere vier Wände aus erneuerbaren Energien stammt. Mehr als 130.000 Haushalte in Bayern werden inzwischen schon über Geothermie-Anlagen beheizt – und es werden immer mehr Menschen, die mit den wachsenden Fernwärmenetzen im Freistaat von dem riesigen Wärmeschatz in unserer Erde profitieren können.

Jährliche Einsparung von 613.000 Tonnen CO2

Die gigantische Leistung von 2,8 Terawattstunden – also 2,8 Milliarden Kilowattstunden – haben die aktuell 24 Geothermie-Anlagen in Bayern zuletzt innerhalb eines Jahres erzeugt. Das geht aus den Zahlen hervor, die das jährlich stattfindende Praxisforum Geothermie jetzt vorgestellt hat. „2,8 Terawattstunden – das ist so viel wie der gesamte jährliche Wärmebedarf in den Haushalten einer Halbmillionenstadt wie Nürnberg und entspricht einer jährlichen Einsparung von 613.000 Tonnen Kohlendioxid“, erklärt der Veranstalter des Praxisforums, Dr. Jochen Schneider.

Enormes Potenzial für klimafreundliche Energieversorgung

Doch das gesamte Potenzial der Geothermie für eine klimafreundliche Energieversorgung reicht um ein Vielfaches über das aktuelle Niveau hinaus: Bis zu 40 Prozent des gesamten Wärmebedarfs im Freistaat kann dem bayerischen Masterplan Geothermie zufolge aus der Tiefe unseres Bodens gewonnen werden. Und das alles mit höchster Umweltverträglichkeit, großer Versorgungsstabilität, völlig unabhängig von jeglichen Witterungsbedingungen und auch unabhängig von allen weltpolitischen Entwicklungen.

Zwei zentrale Gesetze in der Warteschleife

Die aktuelle politische Situation in Deutschland sieht das Praxisforum Geothermie allerdings mit großer Sorge. Denn mit dem Aus der Ampel-Regierung und den vorzeitigen Neuwahlen befinden sich gleich zwei wegweisende Gesetze für den Ausbau der Geothermie in einer monatelangen Schwebe: Der von der aktuellen Bundesregierung eingebrachte Gesetzentwurf zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren von Geothermie-Anlagen hängt wegen des Koalitionsbruchs ebenso im Bundestag fest wie der Haushaltsentwurf 2025, der eine millionenschwere Unterstützung für Geothermie-Projekte vorsieht.

„Booster“ für den Ausbau der klimafreundlichen Geothermie

Ein gemeinsames Förderkreditprogramm der staatlichen Förderbank KfW und des Rückversicherers Munich RE zur Absicherung von Fündigkeitsrisiken soll schon in den kommenden drei Jahren über 60 Geothermie-Projekten einen gewaltigen Schub geben. Der Start des Förderkreditprogramms, das von den Experten beim Praxisforum Geothermie als „Booster“ für den kräftigen Ausbau der klimafreundlichen Tiefengeothermie bezeichnet wird, war bereits für Januar 2025 vorbereitet. „Viele Städte und Gemeinden, die bei ihrer Wärmeplanung auf die langfristig unschlagbare Geothermie setzen können, stecken jetzt in der Warteschleife“, kritisiert Dr. Jochen Schneider. „Dabei brauchen die Kommunen, die einen Großteil der Wärmewende stemmen sollen, nichts dringender als verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit.“

Dringend erforderliche Verbesserungen für die Entwicklung in Bayern

Umso mehr begrüßt das Praxisforum Geothermie den aktuellen Vorstoß im Bayerischen Landtag, die Rahmenbedingungen für Geothermie-Projekte im Freistaat maßgeblich zu verbessern. Dem mehrheitlichen Beschluss zufolge soll die Staatsregierung eine Lösung suchen, wie der Freistaat das finanzielle Risiko der Kommunen bei den Bohrungen besser absichern kann. Sie soll auch ein Kreditprogramm für Geothermie-Vorhaben und Wärmenetze über die landeseigene Förderbank LfA prüfen. Und sie soll klären, ob das bayerische Waldgesetz geändert werden kann, um die Verlegung von Fernwärmetransportleitungen zu vereinfachen. „Hinsichtlich der Pflicht zur kommunalen Wärmeplanung bis 2028 brauchen wir diese Verbesserungen so schnell wie möglich, damit die Geothermie im Freistaat ihr riesiges Potenzial voll entfalten kann“, fordert Dr. Jochen Schneider. „Denn mit dem Wärmeschatz in unserem Boden hat Bayern die allerbesten Bedingungen, um den Wandel hin zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung zu einer echten Erfolgsgeschichte zu machen.“

Quelle:

Praxisforum Geothermie Bayern