Den ersten Coup landeten die Stadtwerke Munster-Bispingen, als sie in einem Ausschreibungsverfahren den Zuschlag für die Wärmeversorgung des Bundeswehrstandorts Munster erhielten. „Damit hat das Geothermie-Projekt endlich seinen zentralen Ankerkunden, der einen Großteil der zu fördernden Wärmeenergie abnehmen wird“, heißt es in einem Bericht der „Böhme-Zeitung“.
Vor einem Jahr hat die Exxon-Mobil Production Deutschland GmbH den Stadtwerken Munster-Bispingen die ehemalige Erdgasbohrung Munster-Südwest Z3 zur weiteren Nutzung überlassen. Diese Bohrung ist die Basis für das Vorzeigeprojekt der Stadtwerke Munster-Bispingen. Denn im Erfolgsfall kann dieses Projekt Demonstrationscharakter für die geothermische Nachnutzung der zahlreich vorhandenen Erdgas- und Erdöl-Bohrungen haben.
Doch nicht nur die noch offene Erdgasbohrung Munster-Südwest Z3, sondern auch noch die bereits verfüllte Bohrung und nur wenige Meter entfernt liegende Bohrung Munster Nord Z2 können die Stadtwerke Munster-Bispingen nutzen, wie Geschäftsführer Niemann jetzt bekanntgegeben hat.
Was im ersten Moment vielleicht nicht allzu aufsehenerregend klingt, hat aber eine millionenschwere Auswirkung für das Projekt, heißt es in der „Böhme-Zeitung“. Normalerweise kostet eine Bohrung in die Tiefe von rund 4500 Meter derzeit rund 15 Millionen Euro, 30 Millionen Euro also zur Herstellung einer geothermischen Dublette. Nun können die Stadtwerke Munster-Bispingen allein mit dem Zuschuss des Landes für dieses Vorzeigeprojekt – die Rede ist von sieben Millionen Euro – die beiden alten Erdgas-Bohrungen in eine geothermische Dublette verwandeln. „Vielleicht auch für weniger“, so Niemann laut „Böhme-Zeitung“.
Das Bohrunternehmen KCA Deutag, das über ein Ausschreibungsverfahren gerade erst den Zuschlag für die Arbeiten erhalten hat, kann beide Bohrungen wohl schon bis zum Ende des Jahres 2025 für die neuen Bedürfnisse fertigstellen. Exxon-Mobil Deutschland hatte die Bohrungen aufgegeben, nachdem sie „abgesoffen“ waren.
Schon 2008 gaben die Stadtwerke Munster-Bispingen eine Vorstudie zu den geothermischen Potenzialen in Auftrag. Die Nachnutzung einer Erdgasförderbohrung der Exxon-Mobil war das Ziel. 2014 erklärte der Landtag Niedersachsen das Vorhaben einstimmig zum Pilotprojekt. Exxon-Mobil bot die Bohrung Z3 letztendlich fast kostenlos an. Neue Analysen ergaben zudem eine Lithiumkonzentration von ungefähr 353 Milligramm pro Liter im heißen Tiefenwasser, sodass neben der Wärmegewinnung auch der wichtige Rohstoff Lithium gefördert werden könnte.
Böhme-Zeitung