Erfolgreicher Abschluss der GeneSys-Bohrung

25.12.2009 | Projekte, Forschung | Enerchange

Die Bohrarbeiten für das Geothermie-Pilotprojekt „GeneSys“ der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover sind erfolgreich abgeschlossen worden.

Die Bohrarbeiten für das Geothermie-Pilotprojekt „GeneSys“ der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover sind erfolgreich abgeschlossen worden. Bei 3901 Meter erreichte die GeneSys-Bohrung ihre Endteufe. Am Wochenende wurde die Bohranlage auf dem BGR-Grundstück an der Buchholzer Straße „frei“ gemeldet. In den nächsten Tagen beginnt der Abbau der 400 Tonnen schweren Anlage sowie der 10 Meter hohen Lärmschutzwand. Im Frühjahr 2010 starten an der Bohrung Forschungs- und Test-arbeiten zur Gewinnung der Erdwärme. Ab 2013 soll das komplette GEOZENTRUM Hannover, in dem die BGR ihren Sitz hat, geothermisch beheizt werden.

Obwohl für das Abteufen der Bohrung zwei Monate länger erforderlich waren als geplant, konnte GeneSys-Projektleiter Dr. Michael Kosinowski am Ende der 154 Tage dauernden Bohrarbeiten ein positives Fazit ziehen. „Wir haben den Zielhorizont 300 Meter höher als erwartet angetroffen. Gleichzeitig ist es in dieser Tiefe mit 150 Grad Celsius deutlich wärmer als ursprünglich gedacht. Das erhöht den Wirkungsgrad für die spätere Beheizung.“

Grund für die Verzögerungen waren zum einen nicht vorhersehbare geologische und technische Probleme. Kosinowski: „Zu Beginn der Bohrung sind wir auf unerwartet weiche Tonschichten gestoßen, die das Bohrloch immer wieder zugedrückt haben. Das hat uns allein einen Monat Zeit gekostet.“ Zum anderen verlängerte der Einsatz der neuartigen Bohranlage die Abläufe. Während das Bohrgestänge bei konventionellen Anlagen senkrecht im Turm abgestellt wird, wurde beim GeneSys-Projekt zum Schutz der Anwohner ein besonders geräuscharmes Verfahren gewählt. Kosinowski: „Bei der von der BGR eingesetzten Anlage ‚InnovaRig’ wird das Bohrgestänge vor dem Turm auf dem Boden abgelegt. Das ist deutlich leiser, führt aber zu wesentlich längeren Zeiten beim Ein- und Ausbau des Bohrmeißels. So dauert ein Meißelwechsel bei diesem Verfahren 30 Stunden und damit doppelt so lange wie bei einer konventionellen Anlage.“ Insgesamt wurden beim GeneSys-Projekt 25 Bohrmeißel benötigt, um die Endteufe zu erreichen.

Insgesamt erhöhten sich die Bohrkosten dadurch um vier auf 13 Millionen Euro. Die Investitionen für das komplette Projekt inklusive Forschungs- und Testarbeiten sowie neuer Heizzentrale betragen rund 20 Millionen Euro. Finanziert wird das Vorhaben durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Die GeneSys-Bohrung fand großes öffentliches Interesse. „Wir hatten rund 6.500 Besucher, darunter auch viele direkte Nachbarn, die sich in unserem Infozentrum am Bohrplatz sowie bei Führungen über das Projekt informierten“, so der GeneSys-Projektleiter

Mit „GeneSys“ (Abkürzung für Generierte Energiesysteme) möchte die BGR einen Beitrag für eine nachhaltige Energieversorgung leisten. „Die umweltfreundliche geothermische Beheizung soll bei uns einen jährlichen Verbrauch von einer Million Kubikmeter Erdgas ersetzen und damit die Abgabe von 3000 Tonnen CO2 pro Jahr sparen“, erläutert Kosinowski

Daneben stellt das Projekt eine technologische Innovation dar. „Die BGR wird zum weltweit ersten Mal das so genannte Einbohrloch-Konzept für die Direktnutzung von tiefer Erdwär-me im Betrieb erproben“, erklärt der Projektleiter. „Mit nur einer Bohrung soll die nahezu unerschöpfliche thermische Energiequelle der Erde erschlossen werden. Die Förderung des heißen Wassers und die anschließende Rückführung des abgekühlten Wassers erfolgen in ein- und derselben Bohrung – im Unterschied zu den sonst üblichen Bohrlochdubletten. Hierdurch können die Kosten für die teuren Bohrarbeiten halbiert werden“, so Kosinowski.

Ab März 2010 ist an der Bohrung ein umfangreiches Forschungs- und Testprogramm zur Gewinnung der Erdwärme vorgesehen. „Untersucht werden zwei unterschiedliche Erschließungskonzepte“, so BGR-Geothermieexperte Dr. Torsten Tischner. „Im ersten Konzept soll die Wasserzirkulation zwischen zwei hydraulisch miteinander verbundenen, porösen Sandsteinschichten in ca. 3.550 und 3.700 Meter Tiefe realisiert werden. Dabei wird kaltes Wasser in die eine Schicht gepumpt, auf dem Weg durch künstlich erzeugte Risse wärmt es sich auf und wird durch die zweite Schicht herausgefördert. Beim zweiten Konzept wird in den Sommermonaten kaltes Wasser in das Gestein gepresst, wo es sich aufwärmt. Im Winter kann es dann als heißes Wasser nach oben gefördert werden“, erklärt Tischner.

In einer Heizzentrale wird dem heißen Wasser über Wärmetauscher Heizenergie entzogen. Die geothermische Anlage zur Beheizung des Geozentrums, in dem neben der BGR auch das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) sowie das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) mit insgesamt 1000 Beschäftigten untergebracht sind, ist auf zwei Megawatt Leistung ausgelegt.

Quelle: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)