Die EU-Energieministerinnen und -minister forderten die EU-Kommission auf, eine umfassende Strategie zur Dekarbonisierung der Wärme- und Kälteerzeugung auszuarbeiten und diese mit einem europäischen Aktionsplan für Geothermie mit konkreten Maßnahmen zur Beschleunigung des Einsatzes geothermischer Energie zu ergänzen. Die EU-Behörde soll zudem die Europäische Geothermie-Allianz gründen, die politische Entscheidungsträger, Industrie und Investoren zusammenbringt, berichtet das Internetportal Energate.
Die Kommission sei entschlossen, dies auch zu tun, sagte der neue EU-Energiekommissar Dan Jörgensen nach der Einigung. Eigentlich sei dafür schon mit der Erneuerbaren-Richtlinie (RED III) und der Energieeffizienz-Richtlinie (EED) ein guter Rechtsrahmen vorhanden. Jörgensen ließ aber durchblicken, dass die EU-Kommission diese Programme ergänzen könnte: „Hier müssen wir nochmal überlegen, wie wir das nicht genutzte Potenzial der Geothermie breiter angelegt anzapfen können“, sagte er.
Eine auf der Tagung vom Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, vorgestellte Sonderstudie zur Zukunft der Geothermie sieht allerdings weniger den Vorteil dieser Energiequelle in der Kälte- und Wärmeerzeugung als in der Stromerzeugung. In der Studie wird vorausgesagt, dass 2050 rund 15 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs mit Geothermie gedeckt werden könnten.
„Geothermie ist die Lösung vieler energetischer Probleme“
Der Ausbau der erneuerbaren Energien von derzeit 30 auf 50 Prozent bis 2050 in der EU sei zwar positiv zu bewerten. Aber diese erneuerbaren Energiequellen seien anders als Geothermie nicht zuverlässig rund um die Uhr verfügbar, so Birol. Er verwies darauf, dass Datenzentren für künstliche Intelligenz (KI) in Zukunft immer mehr Strom bräuchten, und zwar Grundlaststrom. Dabei seien die Investitionskosten für Geothermie zur Stromproduktion mit 50 Dollar/MWh ähnlich hoch zu veranschlagen wie die für Wasserkraftwerke.
Geothermie sei die Lösung vieler energetischer Probleme, könne etwa die „Energiepreise in Schach halten“, so Birol. Ihr riesiges Potenzial werde derzeit weltweit nur zu einem Prozent genutzt. Die USA nutzten sie bereits als Nebenprodukt von Fracking. Angetrieben werde Geothermie von der Öl- und Gasindustrie, denn 80 Prozent der Techniken und der Fähigkeiten der Fachkräfte seien dieselben, so Birol. Er hoffe, dass die EU die Sache nicht verschlafe.