Fraunhofer IEG baut 52 Millionen-Reallabor für Geothermie

14.06.2025 | Erkundung & Analyse, Forschung, Vorerkundung | Enerchange
Modell von Gesteinnschichten im Untergrund

Das neue Reallabor der Fraunhofer IEG soll neue Optionen für eine zukunftsweisende Wärmeversorgung im Rheinischen Revier eröffnen. Ziel des Labors ist es, Kommunen und Wirtschaft den Zugang zu Geothermie-Know-How zu ermöglichen und den Strukturwandel vom Kohle- zum Wärmebergbau zu begleiten. Das Projekt erhält vom Bund und Land rund 52 Millionen Euro Förderung aus den Mitteln zum Kohleausstieg.

"Mit dem Kohleausstieg gilt es gleichermaßen neue Wärmequellen für Kommunen und Industrie zu erschließen, als auch den Strukturwandel in den Kohleregionen zu gestalten", unterstreicht Prof. Rolf Bracke, Leiter des Fraunhofer IEG. "Mit dem Reallabor schaffen wir beides. Wir öffnen einen Maker-Space für die regionale Wirtschaft, eine offene Werkstatt mit dem Ziel, Unternehmen moderne Verfahren der geothermalen Energiegewinnung an die Hand zu geben."

Das »Reallabor Geothermie Rheinland« zielt darauf, eine große Forschungsinfrastruktur für Geothermie zu schaffen, die europaweit einmalig ist. Dazu ist geplant, einerseits den Untergrund zwischen Aachen und Düren, Jülich und Stolberg in den nächsten vier Jahren großflächig geophysikalisch zu charakterisieren und andererseits mit zwei Bohrungen in der Tiefe zu erkunden. Zudem baut Fraunhofer IEG als zugehörige obertägige Infrastruktur in Weisweiler ein Technikum als Forschungszentrum für Georessourcen und Dekarbonisierung.

Für ein besseres Verständnis der geologischen Situation im tiefen Untergrund plant die Fraunhofer IEG unter anderem seismische Messungen im südlichen Rheinland. Die seismischen Messungen und Tiefbohrungen liefern wichtige Grundlagendaten für anschließende Projekte durch Wärmeversorger, Projektentwickler und Kommunen. Die Erkenntnisse zu den geologischen Verhältnissen und zur Umsetzung von geothermischen Projekten werden in Form von Leitfäden und Workshops verfügbar gemacht.

Über Tage - Innovationen für die Industrie

Als Bestandteil des Reallabors entsteht am Standort des Braunkohlekraftwerks Weisweiler ein Technikum als Forschungszentrum für angewandte Georessourcen und Dekarbonisierung. Dort laufen alle gesammelten Informationen zum Untergrund zusammen. Bereits heute ist in Weisweiler ein Teil des geplanten geophysikalischen Observatoriums in Betrieb, welches die natürliche Seismizität des Untergrunds im südlichen Rheinland wissenschaftlich beobachtet. Das Technikum dient auch als Entwicklungsplattform für Geotechnologien zur klimafreundlichen Energieversorgung. Die Forschungsthemen sollen Aspekte der Anlagentechnik zur Dekarbonisierung von Industrie und Kommunen sein.

Finanzierung des »Fraunhofer Reallabors«

Über das STARK-Programm fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die personellen und nicht-investiven Maßnahmen mit rund 8,15 Millionen Euro, weitere 0,815 Millionen Euro trägt das Land NRW, um den Transformationsprozess in den Kohleregionen zu unterstützen, wie es im Kohleausstieg von 2019 vom Bundestag beschlossen wurde.
Über eine Zuwendung des Landes NRW gemäß dem Investitionsgesetz Kohleregionen (InvKG) erhält das Projekt 36,54 Millionen Euro für die investiven Maßnahmen zu geophysikalischen Messungen, Forschungsbohrungen und deren infrastrukturelle Anbindung. Die Finanzierung nach InvKG teilt sich auf in einen Bundesanteil (29,6 Millionen Euro) und einen Landesanteil (6,94 Millionen Euro).
Für den Aufbau des Technikums in Weisweiler kommen rund 6,5 Millionen Euro aus der gemeinsamen Förderung der Fraunhofer-Gesellschaft durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW (50% / 50%) hinzu. So ergibt sich eine Gesamtförderung von 52,005 Millionen Euro für die geplante Projektlaufzeit von 4 Jahren.

Quelle:

Fraunhofer IEG

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