Geothermiekraftwerk in Landau bleibt vorerst abgeschaltet

21.09.2009 | Anlagentechnik, Anlagenbetrieb | Enerchange

Die jüngsten seismischen Ereignisse in Landau ziehen Konsequenzen nach sich: Im Rahmen einer Bürgerversammlung am 17. September erklärte Staatssekretär Alexander Schweitzer vom Wirtschaftministerium in Mainz, dass die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks an neue Bedingungen und Sicherheitsrichtlinien geknüpft ist. Die Betreiberfirma geox hat bereits einzelne Maßnahmen eingeleitet. Ob das Geothermiekraftwerk für die seismischen Ereignisse verantwortlich ist, konnte bislang nicht geklärt werden.

Am 14. September 2009 kam es in Landau zum zweiten mal innerhalb von vier Wochen zu einem leichten Beben, diesmal mit einer Stärke von 2,5 auf der Richterskala. Inwiefern das Geothermiekraftwerk für die seismischen Ereignisse verantwortlich ist, soll der für Oktober 2009 angekündigte Bericht der eingesetzten Expertenkommission endgültig klären.

Derzeit ist die Geothermieanlage wegen Wartungsarbeiten ausgeschaltet. Es ist noch offen, wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann. Planmäßig sollte das Kraftwerk am 1. Oktober 2009 mit dem Regelbetrieb beginnen. „Doch basierend auf der alten Genehmigung wird der Betrieb in Landau nicht wieder aufgenommen“, so Thomas Bode vom Wirtschaftministerium in Mainz.

Derzeit verhandeln die zuständige Bergbehörde und das Betreiberunternehmen geox über einen Verlängerung des Probebetriebs um weitere 6 Monate. Die Genehmigung erfolgt frühestens zum 1. Oktober 2009 und ist an eine Reihe von neuen Sicherheitsrichtlinien geknüpft, wie beispielsweise die Durchführung von Mikroseismiken und Schwingungsmessungen, oder die Überwachung der Druck- und Temperaturregime in der Gewinnungs- und Verpressungsbohrung. Des weiteren wurde die Firma geox dazu verpflichtet, die Summe der Bergschadenversicherung (derzeit 10 Mio. Euro) zu erhöhen. Dadurch sollen mögliche Schäden abgedeckt werden, die durch den Kraftwerksbetrieb entstehen könnten. Der letzte Punkt dürfte insbesondere die Bürger beruhigen, die sich sorgten, wer in Schadensfällen, die Haftung übernimmt.

Im Rahmen der Bürgerversammlung standen unter anderem Vertreter des Wirtschaftministeriums Mainz, des Landesamtes für Geologie und Bergbau, des TÜV Nord, der Geschäftsführung von geox sowie des Anlagenbauers Rede und Antwort. „Ich habe die Versammlung als überaus positiv empfunden. Sie hat gezeigt, wie groß die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber der Geothermie ist“, resümiert Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer. „Wir sind uns der Chance, die uns die Geothermie als erneuerbare Energiequelle bietet, bewusst“, so der Oberbürgermeister weiter.  Allerdings wären weitere Beben ein zu hoher Preis für diese neue Technologieform und für die Bevölkerung nicht tragbar.

„Wir nehmen die Sorgen und Ängste der Bürger sehr ernst und akzeptieren die neu auferlegten Bedingungen“, sagt geox-Geschäftsführer Peter Hauffe. Darüber hinaus werde das Unternehmen weitere Messungen durchführen, um mehr Informationen zu den geologischen Gegebenheiten im Umfeld der Bohrung zu erhalten. Auch Hauffe zeigt sich mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden, hätte sich auf dem Podium allerdings einen engeren Schulterschluss erhofft.  

Auch Thomas Bode vom Wirtschaftministerium in Mainz zeigt sich von den Reaktionen und dem Zuspruch der Bürger positiv überrascht und lobte den sachlichen und harmonischen Ablauf. Dennoch blieben die zentralen Fragen nach der Zukunft des Kraftwerks und dessen Einfluss auf die Beben offen. Es gelte nun den Bericht der Expertenkommission abzuwarten, so Thomas Bode. „Die genaue Lokalisierung  des Ausgangspunktes des Bebens, werde zeigen, ob die Beben mit dem Kraftwerk zusammenhängen.“ Gegebenenfalls müsse Ursachenforschung betrieben werden, um zukünftig rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten zu können und das Risiko von Beben deutlich zu verringern.

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