Geothermiekraftwerke können Energieversorgungslücke im Landkreis Traunstein schließen

27.02.2020 | Marktentwicklung | Jochen Schneider

Im Landkreis Traunstein wird schon jetzt der Strombedarf von privaten Haushalten und Gewerbe zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt. Es fehlt jedoch noch die Sicherstellung regenerativer Stromversorgung für die Industrie.

„Bisher werden im Landkreis Traunstein rund 600 Gigawattstunden Strom aus erneuerbaren Energien produziert“, erläuterte Dr. Birgit Seeholzer auf dem Bürgerdialog Geothermie der Energieagentur Südostbayern vor einer Woche in Palling. „Dies entspricht in etwa auch dem derzeitigen Bedarf der privaten Haushalte und des Gewerbes. Wir haben jedoch eine Versorgungslücke von circa 400 Gigawattstunden in Bezug auf den Energiebedarf der Industrie, wenn die Atom- und Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, zumal der Landkreis Traunstein weit weg von den starken Windkraft-Regionen Norddeutschlands liegt“, berichtete die Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung GmbH im Landkreis Traunstein weiter. Unberücksichtigt ist dabei der steigende Strombedarf, beispielsweise durch die Digitalisierung und wegfallende erneuerbare Erzeugungskapazitäten, aufgrund der auslaufenden EEG-Förderung.

Aktuell sind die erneuerbaren Hauptenergieträger im Landkreis Traunstein Biomasse, Wasserkraft und Photovoltaik, die rund 95 Prozent des regenerativen Energiebedarfs decken. Die restlichen fünf Prozent verteilen sich auf tiefe Geothermie und Windkraft. Dabei produziert das bestehende Geothermiekraftwerk in Traunreut aufgrund der kontinuierlichen Laufzeit von durchschnittlich über 8.000 Stunden im Jahr deutlich mehr Strom als die fünf Windräder im Landkreis zusammen. Zusätzlich stellt das Kraftwerk noch Wärme für die Versorgung von Traunreut zur Verfügung. Die installierte Leistung liegt für die Geothermieanlage und die Windräder bei 5 bzw. 5,2 Megawatt.

Das bisher noch unerschlossene geothermale Potenzial im Landkreis Traunstein bietet Versorgungssicherheit. Schon mit fünf weiteren hydrothermalen Geothermiekraftwerken mit einer Durchschnittsleistung von je 10 Megawatt könnte bei 8.000 Volllaststunden die entstehende Energieversorgungslücke im Landkreis Traunstein langfristig und nachhaltig mit grundlastfähigem und emissionsfreiem Strom aus der Tiefe der Erde gedeckt werden. Zusätzlich stellen Sie auch noch Wärme zur Verfügung. Derzeit sind im Landkreis Traunstein einige Geothermieprojekte in Planung. Die hervorragenden geologischen Bedingungen im Untergrund wie zum Beispiel in Kirchanschöring, Taching am See und Nußdorf wollen private Investoren nutzen, um in den nächsten Jahren Erdwärmevorkommen mit mehreren Bohrungen bis in Tiefen von circa 5.000 Metern zu erschließen.

„Unterschiedliche Prüfungen möglicher Auswirkungen auf die Umwelt zeigten, dass keine mittel- oder langfristigen Schädigungen der Umwelt durch die hydrothermale Geothermienutzung zu erwarten sind“, erklärte Dr. Andreas Bertram vom Umweltbundesamt auf dem Bürgerdialog Geothermie. „Im Gegenteil, Geothermieanlagen sparen im Vergleich zu fossilen Energieträgern große Mengen an Treibhausgasemissionen und somit CO2 ein.“ Die durch den Klimawandel in Bayern im Jahr 2016 entstandenen Schäden belaufen sich auf rund 16 Milliarden Euro – weitere Klimakosten werden vermieden, wenn konventionelle durch erneuerbare Technologien ersetzt werden.

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