Größte geothermische Fernwärmeanlage der EU nimmt in Dänemark den Betrieb auf

04.11.2025 | Internationale Projekte
Die größte geothermische Fernwärmeanlage in der EU hat in Dänemark den Betrieb aufgenommen.

Aarhus, die zweitgrößte Stadt in Dänemark, hat einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Wärmeversorgung gemacht: Die erste Wärme aus Tiefengeothermie fließt nun zu den Haushalten – aus dem zukünftig größten integrierten geothermischen Fernwärmesystem in der Europäischen Union.

Das Projekt wurde von dem dänischen Versorgungsunternehmen Kredsløb in Zusammenarbeit mit dem Geothermie-Unternehmen Innargi entwickelt und nutzt heißes Wasser aus Reservoirs in 2,5 Kilometern Tiefe. Die Wärme wird über das städtische Fernwärmenetz verteilt und versorgt rund 330.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Bis 2030 soll das System etwa 20 Prozent des gesamten Wärmebedarfs von Aarhus decken. Erst vor wenigen Tagen hatte Alexander Braun von Innargi das Großprojekt beim Praxisforum Geothermie Bayern ausführlich vorgestellt. 

„Das ist ein Meilenstein. Nicht nur für Aarhus, sondern für ganz Europa“, sagt Samir Abboud, CEO von Innargi, laut aktueller Pressemitteilung. „Wir zeigen, dass Geothermie im großen Maßstab ganze Städte versorgen kann. Geothermie ist lokal, erneuerbar und jederzeit verfügbar, und ein wichtiger Baustein für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in Europa.“

Ein Modell für die Wärmewende in Europa

Geothermie zählt neben Solar-, Wind- und Wasserkraft zu den vier wichtigsten erneuerbaren Energiequellen weltweit. In vielen Teilen Europas ist ihr Potenzial jedoch noch weitgehend ungenutzt. Nach Angaben der Europäischen Kommission hat Geothermie das technische Potenzial, bis zu 45 Prozent des Wärmebedarfs in europäischen Fernwärmenetzen zu decken.

Innargi baut auf dem Fachwissen auf, das in langjähriger Tätigkeit in der Öl- und Gasindustrie erworben wurde. Das Projekt in Aarhus zeigt, wie dieses Fachwissen genutzt werden kann, das Potenzial der Geothermie für Fernwärme im industriellen Maßstab zu erschließen. „Das ist nicht nur eine dänische Erfolgsgeschichte“, sagt Bjarne Munk Jensen, CEO von Kredsløb. „Es ist eine Blaupause für Städte in ganz Europa, um ihre Abhängigkeit von importierter Biomasse und fossilen Brennstoffen zu reduzieren – und gleichzeitig Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit zu verbessern. Wer auf lokale Energiequellen setzt, macht sich unabhängiger von globalen Krisen.“

Erwartete Gesamtkapazität von mindestens 102 Megawatt

Die Anlage in Aarhus ist die erste von mehreren geplanten Geothermie Projekten von Kredsløb und Innargi mit einer erwarteten Gesamtkapazität von mindestens 102 Megawatt. Das Vorhaben unterstützt das Ziel der Stadt Aarhus, bis 2030 CO₂-neutral zu werden, und ist Teil eines umfassenderen Umstiegs auf strombasierte Wärmelösungen – darunter Wärmepumpen und die thermische Abfallverwertung mit CO₂-Abscheidung.

„Geothermische Wärme ist effizient“, ergänzt Bjarne Munk Jensen. „Sie benötigt nur sehr wenig Strom, um große Mengen stabiler Wärme zu erzeugen – und ist damit die ideale Ergänzung zu anderen erneuerbaren Technologien.“ Die Sandsteinschichten unter Aarhus, einst vor 200 Millionen Jahren noch die Strände für Dinosaurier, bergen heute den Schlüssel für eine sauberere und krisenfeste Energiezukunft.

Quelle:

Innargi

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