Größtes Fernwärmenetz in der EU soll geothermisch versorgt werden

17.01.2022 | Internationale Projekte | Rachel McRae

Gemeinsam mit dem dänischen Unternehmen Innargi hat die Stadt Aarhus ein Projekt zur Entwicklung des größten geothermischen Fernwärmesystems in der Europäischen Union angekündigt.

Derzeit macht die Beheizung von Gebäuden rund 13 Prozent aller Treibhausgasemissionen innerhalb der EU aus. Dies entspricht einem Ausstoß von circa 432.000.000 Tonnen Treibhausgasen jährlich. Durch den Einsatz groß angelegter geothermischer Heizanlagen könne man Millionen Haushalte mit nachhaltiger Wärme versorgen und dabei unabhängig von externen Faktoren wie Sonne oder Wind sein

Laut ThinkGeoEnergy, könne durch den Ersatz bisheriger auf Kohlenwasserstoff basierender Heizsysteme durch geothermische Energie, der CO2-Abdruck eines durchschnittlichen Haushalts um bis zu 6 Tonnen pro Jahr verringert werden.

Mit diesem Hintergrund hat, das von A.P. Møller Holding gegründete, Unternehmen Innargi kürzlich einen Vertrag mit einer Laufzeit von 30 Jahren über die Entwicklung und den Betrieb des derzeit größten Geothermie-Heizwerks innerhalb der EU in der dänischen Stadt Aarhus geschlossen.

Durch die Bereitstellung einer zyklischen und konstanten Grundlastenergie für die Fernwärme, möchte das Unternehmen eine klimafreundliche und nachhaltige Alternative zu beispielsweise Biomasse, Kohle und Gas ermöglichen.

"Es ist wichtig, unsere Heizquellen zu überdenken und bei der Planung des künftigen Energiemixes die Geothermie ins Spiel zu bringen. Wir sehen ein riesiges Potenzial für geothermisches Heizen in vielen europäischen Städten, die um den Ausstieg aus der Kohle kämpfen, um die Klimaziele zu erreichen. Wir glauben, dass Länder wie Dänemark, Deutschland und Polen die richtigen Untergrundbedingungen bieten, um den Bedarf an Kohle, Gas und importierter Biomasse deutlich zu senken“, so Samir Abboud, CEO von Innargi.

Die Gemeinde Aarhus zählt derzeit 330.000 Einwohner und 180.000 Haushalte, wovon etwa 95 Prozent an das Fernwärmenetz angeschlossen sind. Die geplante Kapazität des geothermischen Heizwerks in Aarhus beträgt 110 Megawatt, was 20 Prozent des Fernwärmebedarfs von Aarhus entspricht. Es wird erwartet, dass die jährlichen CO2-Emissionen um bis zu 165.000 Tonnen reduziert werden können. Vorbehaltlich eines erfolgreichen Prüfungsverfahrens wird die geothermische Anlage im Jahr 2029 fertiggestellt und voraussichtlich mindestens 30 Jahre lang betrieben werden.

"Dies ist ein historischer Tag für die Fernwärme in Aarhus und ich bin stolz darauf, dass wir die Wärme der Einwohner von Aarhus immer grüner machen können. Geothermische Energie ist eine erneuerbare Energiequelle und damit ein wichtiger Schritt in unseren Bemühungen, viel mehr erneuerbare Energie in die Fernwärme zu bekommen. Geothermische Energie ist eine Voraussetzung dafür, dass wir das Jahr 2030 mit dem Ziel erreichen können, aus importierten Holzpellets auszusteigen", erklärt Bjarne Munk Jensen, CEO von AffaldVarme Aarhus.

Der Bau und Betrieb der 110-Megawatt-Geothermieanlage erfolgt dabei durch Innargi. Im Jahr 2025 könne die Fernwärmeversorgung durch die geothermische Anlage beginnen und bis zum Jahr 2030 soll die Anlage vollständig ausgebaut sein, um dann etwa 20 Prozent des Fernwärmebedarfs decken.

Vorbildfunktion für andere europäische Großstädte

Ein weiteres Ziel der A.P. Møller Holding ist es, durch das Vorhaben eine Vorbildfunktion für den schrittweisen Ausstieg aus Kohle und Gas auch in weiteren europäischen Großstädten einzunehmen.

„Geothermische Energie kann unabhängig davon, ob die Sonne scheint oder der Wind weht, Wärme liefern und daher als Basiswärme als Ersatz für Kohle, Gas und Biomasse dienen. Sie hat einen positiven Einfluss auf die Treibhausgasemissionen, denn die direkten Emissionen von Gebäuden machen 13 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen in Europa aus. Wir sehen große Chancen für die Entwicklung von grüner Wärme für die Menschen in Aarhus und hoffentlich für Millionen von Häusern in europäischen Städten, wo die politische Bereitschaft zur Geothermie gegeben ist", sagt Robert Uggla, CEO der A.P. Møller Holding A / S.

In einer Tiefe von zwei bis drei Kilometern im dänischen Untergrund gibt es an vielen Stellen 60 bis 80 Grad Celsius heißes geothermisches Wasser. Innargi wird dabei in Aarhus die ersten Erkundungsbohrungen durchführen. Diese werden zeigen, ob der Untergrund die erwartete Wärme liefern kann und die Erkenntnisse für die endgültige Planung der künftigen Anlagen bereitstellen.

Fernwärme künftig noch nachhaltiger

Künftig möchte AffaldVarme Aarhus die Fernwärme noch klimafreundlicher gestalten. Dabei sollen die verschiedenen nachhaltigen Energiequellen, wie Sonne, Abwärme, Geothermie etc., kombiniert werden, um so einen bestmöglichen Verbraucherpreis für die Wärmeversorgung zu gewährleisten.

Laut Bjarne Munk nehme die Geothermie hierbei eine Schlüsselfunktion ein, da diese eine sichere und grundlastfähige Wärmeversorgung über das ganze Jahr ermögliche. Somit könne auch in Zukunft weniger Biomasse verbrannt werden.

Mithilfe der geplanten geothermischen Anlage in Aarhus könne die aktuell importierte Menge an Holzpellets um 55.000 Tonnen pro Jahr reduziert werden. So könnten die direkten biogenen CO2-Emissionen um 95.000 Tonnen gesenkt werden und falls die eingesparte Biomasse beispielweise für den Transport genutzt wird, ließen sich zusätzlich weitere 70.000 Tonnen CO2 einsparen. Dies entspricht den Emissionen von bis zu 30.000 Benzinautos.

Innargi trägt die Explorationsrisiken

Das größte Risiko im Zusammenhang mit der Geothermie besteht darin, dass der Untergrund nicht die erwartete Wärme liefern kann oder während der erwarteten Lebensdauer der Anlage von 30 Jahren untergrundbedingte Betriebsprobleme auftreten. Innargi trägt das Untergrundrisiko in allen Phasen des Projekts. Auf diese Weise entstehen weder AffaldVarme Aarhus noch den Verbrauchern unvorhergesehene Kosten, sofern etwas außerplanmäßig verläuft.

Das Projekt bringt auch ein wirtschaftliches Plus. Die Wärme aus dem Kraftwerk wird deutlich billiger als die Wärme, die AffaldVarme derzeit von Studstrupvaerket bezieht.

ATP und NRGi als Investoren des Projekts

Als Co-Investoren sind auch der dänische Investmentfonds ATP und der dänische Energieversorger NRGi am Projekt beteiligt. Damit eröffnen sich Innargi weitere Gelegenheiten für die Gestaltung einer CO2-neutralen Wärmeversorgung in Großstädten, sowohl in Dänemark als auch europaweit.

„Die Geothermie ist notwendig, wenn wir den grünen Wandel erfolgreich vollziehen wollen. Wir bei ATP sind stolz darauf, ein Projekt mit einem großen dänischen und internationalen Potenzial zu ermöglichen, das sich langfristig für unsere Mitglieder auszahlen wird", sagt Bo Foged, CEO von ATP.

NRGi gehe es bei der Investition außerdem darum, die Integration zwischen Strom- und Wärmesektor zu fördern. " Wir wollen den Anteil der erneuerbaren Energien erhöhen, indem wir in neue Projekte für erneuerbare Energien investieren - ein Ziel, das 2021 durch den Abschluss einer Partnerschaftsvereinbarung mit Sampension noch verstärkt wurde. Und dann konzentrieren wir uns auf die Interaktion zwischen dem Strom- und dem Wärmesektor, wobei die Geothermie eine Möglichkeit bietet, Strom zum Heizen zu nutzen. Das Vorzeigeprojekt in Aarhus wird hoffentlich in vielen Städten kopiert werden, während es gleichzeitig die strategische Energieplanung unterstützt, mit der alle großen Energieakteure in Aarhus arbeiten", erklärt Jacob Vittrup, CEO von NRGi.

Auch Bürgermeister von Aarhus, Jacob Bundsgaard, begrüßt das Vorhaben: „In Aarhus haben wir das ehrgeizige Ziel, bis 2030 eine CO2-neutrale Stadt zu sein. In diesem Zusammenhang ist die Wärmeversorgung der Bürger und Unternehmen von großer Bedeutung. Daher ist es eine große Freude, dass Aarhus nun die ersten Schritte in einem sehr ehrgeizigen und grünen Projekt unternehmen kann, bei dem 20 Prozent der Wärme aus einer neuen erneuerbaren Energiequelle stammt. "

Dem Bürgermeister zustimmend, äußert sich ebenfalls Stehen Stavnsbo – Stadtrat für Umwelt und Technologie in Aarhus – zum Projekt: „Mit geothermischer Energie als neuer, erneuerbarer Wärmequelle wird unsere Wärmeversorgung umweltfreundlicher, und das bringt Aarhus dem Ziel, klimaneutral zu sein, näher. Langfristig hat das Projekt ein Potenzial, das weit über die Stadtgrenzen und die umliegenden Gemeinden, die wir derzeit mit Fernwärme versorgen, hinausreicht. "

Quelle:

ThinkGeoEnergy

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