Größtes geothermisches Potenzial liegt im Kristallin

14.02.2014 | EGS, Marktentwicklung | Jochen Schneider

Nach Ansicht der Geo-Energie Suisse AG liegt in kristallinen Gesteinen die Zukunft für Strom aus tiefer Geothermie für die Schweiz. Das Unternehmen hält damit an ihrem Plan fest, tiefengeothermische Projekte nach dem EGS-Verfahren im Kristallin zu erschließen. Momentan sind fünf Standorte in der Schweiz in der Entwicklung. Dies teilte das Unternehmen am gestrigen Donnerstag in einer Medienmitteilung mit.

Die Geo-Energie Suisse AG misst den Aquiferen für die Gesamtschweiz eine eher geringere Bedeutung bei, wie es in der Medienmitteilung heißt. Dies wird mit den für die Stromerzeugung geringen Temperaturen unter 120 Grad Celsius in Sedimentgesteinen, die in grossen Teilen des Schweizer Mittellandes bis in Tiefen von maximal 3.500 Meter vorkommen, begründet. St. Gallen war degegen eine regionale Besonderheit, mit einer Tiefe des Malmkalks von 4.000 Meter in, dem eine Bruchstruktur identifiziert werden konnte und dort Tiefengrundwasser mit einer Temperatur von 145 Grad Celsius erschlossen wurde.

Die Geo-Energie Suisse AG, in der sich sieben Schweizer Energieversorger zusammengeschlossen haben, setzt auf ein selbst entwickeltes Multirissystem, das den geologischen Gegeben­heiten in der Schweiz Rechnung trägt. Mit dem petrothermalen Verfahren soll in einer Tiefe von rund 4.500 Metern durch gezielte hydraulische Stimulation im kristallinen Grundgebirge Wasser­durchlässigkeit erzeugt werden. Die hintereinander liegenden, künstlich produzierten geklüfteten Zonen dienen als natürliches Wärmereservoir, das zugeführtes Wasser erhitzt. Dabei wird auf Standard-Bohrtechnik aus der Erdölindustrie zurückgegriffen. Auf Grund der Erfahrungen des Geothermieprojekts in Basel, welches 2006 abgebrochen werden musste, weiss man, dass Mikroerschütterungen im tiefen Untergrund ein Bestandteil dieser Methode sind. Entsprechend liegt das Hauptaugenmerk der Pilotprojekte der Geo-Energie Suisse AG auf der Kontrolle der induzierten Seismizität und der sorgfältigen Standortwahl.

Zur Erstellung erster Pilotkraftwerke mit einer Leistung von je 5 MW, wurden bisher fünf mögliche Standorte ausgewählt: Haute-Sorne (Kanton Jura), Avenches (Kanton Waadt), Etzwilen (Kanton Thurgau), Triengen und Pfaffnau (beide Kanton Luzern). Nach Mitteilung der Geo-Energie Suisse AG hielten alle Standorte den vertieften Risikostudien auf Seismizität stand und eignen sich dafür, der Geothermie als alternativer Energieträger zum Durchbruch zu verhelfen. Basierend auf den Vorbereitungsarbeiten für die Pilotprojekte kann nach heutiger Projektplanung davon ausgegan­gen werden, dass 2020 die erste Kilowattstunde Strom aus Erdwärme aus dem kristallinen Grund­gebirge produziert werden kann. Stromproduktion mit tiefer Geothermie bleibt damit ein durchaus realisti­sches Szenario und langfristig ein wichtiger Pfeiler für die Energiewende.

Die Vorbereitungsarbeiten für Pilotprojekte an den fünf Standorten mit dem petrothermalen Verfahren sind unterschiedlich weit fortgeschritten: In Haute-Sorne wurde Ende Januar das Baugesuch eingereicht. Gemäss dem kantonalen Verfahren kann Ende 2014 oder Anfang 2015 mit der Erteilung der Baubewilligung gerechnet werden. Anfang 2016 könnte, gemäss heutigem Stand der Projektplanung, mit den Bohrarbeiten begonnen werden. In Etzwilen verzögern erschwerende Faktoren in Zusammenhang mit dem Grundstück den Projektfortschritt noch etwas. Das Projekt ist dennoch auf gutem Weg. In Haute-Sorne und Etzwilen wurden die Gemeindebehörden, die Umweltschutzverbände sowie auch Anwohnerinnen und Anwohner mit sogenannten Begleitgruppen von Anfang an in die Projekte einbezogen. Diese Möglichkeit zur Partizipation und die damit verbundene Transparenz stoßen auf sehr viel Zustimmung. Die drei anderen Standorte befinden sich in einer früheren Entwicklungsphase und werden entsprechend noch ohne Begleitgruppen geführt. In Avenches konnte das Land noch nicht gesichert werden, in Triengen und Pfaffnau haben erste Gespräche mit den Gemeindevertretern und den Grundeigentümern stattgefunden – auch diese Projekte sind auf guten Wegen.

Der Geschäftsführer der Geo-Energie Suisse AG, Dr. Peter Meier, wird im 3. Oberrhein-Forum am 16. Mai 2014 im Rahmen der 10. Internationalen Geothermiekonferenz in Freiburg die Projekte, besonders das Projekt im Jura vorstellen. Das Oberrhein-Forum wird von dem trinationalen Netzwerk TRION mit Unterstützung von Enerchange veranstaltet.

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