Grüne Revolution und kommunale Energieautonomie im Elsass

09.08.2018 | Internationale Projekte, Politik, Projekte | Sabine Volland

Die Region der Eurometropole Straßburg ist auf dem Weg in eine grüne Energiezukunft. Dort wurde in der ersten Hälfte des Jahres Europas heißeste und tiefste Geothermiebohrung erschlossen. Weitere Projekte werden folgen.

Straßburg, die Metropole im französischen Elsass, vollzieht zielstrebig den Weg der Energieautonomie bis 2050 für die gesamte Region. Sie setzt auf einen tragfähigen Energiemix aus Tiefengeothermie, Bio- und Holzgas, Wasserkraft und Wärmepumpen, aus dem die 33 Gemeinden und ihre 500.000 Einwohner zukünftig umweltfreundliche und CO2 neutral produzierte Energie beziehen sollen.

Für die zeitnahe Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens ist dies auch dringend notwendig. Lange hielt Frankreich an der Versorgung mit fossiler und Nuklearenergie fest, wofür das Land jährlich mehr als 60 Milliarden Euro für Energieimporte aufwendet. Alain Jund, Vize-Präsident der Eurometropole Strasbourg und Beauftragter für die Energiewende der französischen Grünen, sagte in der Zeitschrift Sciences et Avenir, man müsse sich unabhängig machen von Öl- und Gas-Importen aus dem Ausland. Die Eurometropole Straßburg müsse das „Post-Öl- und insbesondere das Post-Fessenheim-Zeitalter“ aus 100 Prozent erneuerbarer Energie vorbereiten.

Auf dem Gelände der ehemaligen Ölraffinerie der Aquitaine Fonroche in Reichstett, wenige Kilometer nördlich von Straßburg, wird derzeit das Tiefengeothermieprojekt Strasbourg abgeteuft. Bereits Ende April verkündete der Fonroche Geschäftsführer, Jean-Philippe Soulé, die Fündigkeit der tiefsten (4.680 Meter) und heißesten (220 Grad Celsius) Geothermiebohrung Frankreichs. Das Projekt ist mit das größte dieser Art in Europa. Es wird voraussichtlich bis 2019 abgeschlossen sein und dann über das kommunale Wärmenetz der elsässischen Metropole öffentliche Einrichtungen, Altersheime, Schulen, Krankenhäuser und ein Drittel der 65.000 Wohneinheiten des HLM-Parks mit Warmwasser und Fernwärme versorgen. Aufgrund der Berechnungen schätzt Soulé eine Mindestlaufzeit von 50 Jahren für die Anlage bei einem maximalen Temperaturverlust von 3 Grad Celsius.

Nach Abschluss der Bohrarbeiten für das Geothermieprojekt Strasbourg bei Reichstett wird die Kommune zwei weitere Tiefengeothermieprojekte auf den Weg bringen: Eckbolsheim, das ebenfalls von Fonroche, und Illkirch-Graffenstaden das von ÉS-Geothermie, einer Tochter der Électicité de Strasbourg (ES) umgesetzt wird.

Während in Deutschland die Energiewende zu stagnieren scheint, folgen in Frankreich immer mehr Metropolen dem Straßburger Beispiel und beginnen mit der Umsetzung der regionalen Energiewende in ihren Kommunen.

Die Entwicklung der Geothermie im Elsass wird Jean Jacques Graff, Geschäftsführer von ES Géothermie, im European Heat Summit am 16. Oktober 2018 im Rahmen des Praxisforum Geothermie.Bayern in München vorstellen. Weitere Informationen sind auf der Webseite der Veranstaltung zu finden.