Günstige Fernwärme dank Geothermie

28.04.2022 | Anlagenbetrieb | Karin Jehle
Peter Lohr Geschäftsführer Geovol Unterföhring

Der Bayerische Rundfunk berichtete am Montag dieser Woche, dass Fernwärme im Münchner Umland teilweise nur halb so viel koste wie in München. Das liege am teils sehr hohen Anteil geothermischer Energie. Wir haben dazu mehrere Geothermieunternehmen befragt. Als Erster antwortete Peter Lohr, Geschäftsführer der GEOVOL in Unterföhring nördlich von München. Wir publizieren die Interviews in der Reihenfolge ihres Eintreffens.

Enerchange: Herr Lohr, für einen Drei-Personen-Haushalt nennt der BR einen Fernwärmepreis von aktuell gut 2.200 Euro pro Jahr bei den SWM. Was kostet Fernwärme für einen Drei-Personen-Haushalt bei Ihnen jährlich?

Peter Lohr (Geschäftsführer der GEOVOL Unterföhring): Wenn wir für einen Drei-Personen-Haushalt (Wohnung 70qm) angenommen 8,33 MWh Wärmeverbrauch ansetzen, zahlt ein Geovol-Kunde im Jahr Euro 829,17 brutto (Listenpreis), Diese Vergleiche sind allerdings theoretischer Natur, da eine einzelne Wohnung vom Fernwärmeversorger nicht einzeln abgerechnet wird. Je nach Objekt und (Gesamt-)Verbrauch haben die meisten Versorger ja Kleinverbrauchstarife, Normaltarife oder Großkundentarife…

Wie hoch ist der Anteil der Geothermie an der Fernwärme in Ihrem Unternehmen?

89 Prozent Geothermie, 10 Prozent KWK, ein Prozent Erdgas

Welchen Einfluss hat das auf die Preise?

Der Wareneinsatz ist überwiegend Öko-Strom, kaum fossil. Hauptkostenanteil sind die Abschreibungen auf Bohrungen, Zentralen und Fernwärmenetz, daher haben wir sehr stabile Eigenkosten. Die letzte Erhöhung für unsere Kunden war zum 1.10.2021 und betrug etwa 1,8 Prozent auf den Wärmepreis.

Welche anderen Energieträger nutzen Sie für die Wärmeproduktion?

Erdgas für den KWK-Prozess.

Spüren Sie auch Auswirkungen der derzeitigen Energie- und Rohstoffkrise? Wirkt sich das auf den Ausbau des Fernwärmenetzes aus?

Durch langfristige Lieferverträge haben wir aktuell keine Preissteigerung auf der Strombezugsseite, Material und Fachfirmen schlagen hingegen deutlich ins Kostenkontor. Der Ausbau läuft allerdings aufgrund der massiv gestiegenen Nachfrage nun noch schneller als je geplant.

Haben Sie vermehrte Kundenanfragen, seit die Energiepreise so stark steigen und die Menschen sich der Abhängigkeit von russischen Gasimporten bewusst werden?

Aktuell ist die Nachfrage und in Folge die Durchführung von Neuanschlüssen kaum mehr zu bewältigen. Die Nachfrage zog bereits im Herbst mit den steigenden Energiepreisen an, steigt überproportional seit Kriegsbeginn und bekam mit der seit April laufenden Kündigung der Fernwärmelieferverträge durch die SWM einen weiteren Höhepunkt (letzteres ist allerdings eine sehr spezifische Unterföhringer Besonderheit, weil Kunden hier zwischen zwei Fernwärmeversorgern wählen können).

Wie viel Potenzial die Geothermie auszubauen haben Sie noch und wie kann der Ausbau beschleunigt werden?

Das Potenzial ist grundsätzlich unbegrenzt, da die grundlastfähige Geothermie bei steigender Anschlusszahl durch steigenden Spitzenlastanteil unterstützt wird, will heißen, der Geothermieanteil sinkt dann zu Gunsten einer Spitzenlastenergie Y. Diese ist üblicherweise fossil, wird jedoch ab einer gewissen Schwelle durch nachhaltige Alternativen wie Pufferspeicher und/oder Rücklauf-Wärmepumpe ersetzt, so ist zumindest unsere Planung. Überdies haben wir in unserem Claim noch Platz für weitere Dubletten. Beschleunigen wollen wir den Ausbau bitte nicht mehr, es geht organisatorisch nicht mehr schneller Jedoch: welche generellen Schieflagen und Bremsklötze gesetzlicher und struktureller Natur gegen die tiefengeothermische Fernwärme existieren, können Sie am besten dem Bundesverband Geothermie u. ä. entnehmen.

 

Quelle:

Enerchange

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