Auf der Liegewiese des Michaelibads im Münchner Südosten wird in den kommenden Jahren Geschichte geschrieben. Bis 2033 soll hier die größte Geothermieanlage Kontinentaleuropas entstehen, deren acht jeweils verzweigte Bohrungen Wärme für rund 75.000 Münchner:innen und das Bad selbst erzeugen soll. Der Bohrplatz wird mit Ende der Bohrarbeiten zurückgebaut und die Bohrkeller als unterirdischer Maschinenraum ausgestaltet, der wieder begehbar wird.
Wärmequelle Liegewiese: Idealer Standort Michaelibad
Laut Dieter Reiter, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, sei ein großes Infrastrukturprojekt auf einer Schwimmbad-Liegewiese bei Stammgästen des Michaelibads initial nicht auf große Begeisterung gestoßen. Dass nun auch innerstädtische Flächen im Umfeld von Wohngebieten für die Energiegewinnung genutzt würden, zeige jedoch, wie ernst man es mit dem klimaneutralen Umbau der Fernwärme in München meine. Man sei auf einem guten Weg, München zu einer klimaneutralen Millionenstadt zu machen, so Reiter.
Für dieses Ziel planen die SWM in den kommenden Jahren zehn Geothermieprojekte mit mehr als 50 Bohrungen. Auch die bestehenden sechs Anlagen von der 20 Jahre alten ersten Anlage in Riem bis zur derzeit größten Anlage am Heizkraftwerk Süd sollen wo möglich um zusätzliche Bohrungen erweitert werden, so Dr. Karin Thelen. Mit der Realisierung dieser Ausbauziele wolle man „Motor für die industrielle Skalierung der Geothermie in Deutschland“ sein, sagt Dr. Florian Bieberbach, der Vorsitzende der SWM-Geschäftsführung.
Habeck: Potenzial nutzen, um ¼ Deutschlands mit geothermischer Wärme zu versorgen
Neben Glückwünschen zum Spatenstich schloss Vize-Kanzler und Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck an die Münchner Ausbauziele an und betonte, dass deutschlandweit 25 % der gesamten Wärmeversorgung aus geothermischen Quellen stammen könnte. Die hierfür nötige Technologie sei längst den Kinderschuhen und Forschungsprojekten entwachsen, sondern eine strategische Option, die konsequent eingesetzt werden sollte. Habeck sprach sich außerdem für verkürzte Genehmigungsverfahren aus, die etwa durch die digitale Bündelung von Verfahren erreicht werden sollen. Beim Natur- und Artenschutz sollen keine Abstriche gemacht werden.
Gleichzeitig müsse mit Blick auf derart große Transformationsprozesse die derzeitige finanzpolitische Logik hinterfragt werden. In nur 20 Jahren müsse in München wie in ganz Deutschland neben zahlreichen weiteren Projekten eine Heizinfrastruktur umgebaut werden, die in Hunderten von Jahren gewachsen ist. Wenn hierfür eine politische Lösung gefunden wird, dann sei der Hochlauf der Geothermie in Deutschland machbar.