Hilft auch gegen steigende Energiepreise: klimafreundliche Wärme aus Tiefengeothermie

14.10.2021 | Karin Jehle
Blick in den Kongresssaal beim Praxisforum Geothermie.Bayern 2021

Während fossile Brennstoffe erheblichen Preisschwankungen auf dem Weltmarkt unterworfen sind, liefert eine Geothermieanlage verlässlich über Jahrzehnte preisstabile Energie. Wie die geothermale Wärme- und Stromproduktion heute schon zur Energiewende beiträgt, zeigt das Praxisforum Geothermie.Bayern vom 27. bis zum 29. Oktober 2021. Das etablierte Netzwerktreffen der Geothermiebranche findet live im Bürgerhaus Pullach bei München und parallel online statt.

Vielfältige Gründe sind für die derzeitige Preisexplosion bei Öl und Gas verantwortlich. Klar ist: Ein schneller Ausbau von klimafreundlichen Alternativen zu den fossilen Brennstoffen ist dringend erforderlich. 24 Geothermieanlagen versorgen in Bayern heute schon Haushalte, Gewerbe und Landwirtschaft mit preisstabiler Wärme aus der Tiefe. Neun von ihnen erzeugen zudem Strom.

„Für eine zukunftsfähige Energieversorgung ist es unabdingbar, das Potenzial der Tiefengeothermie zu heben“, sagt Dr. Jochen Schneider vom Veranstalter Enerchange. „Was in vielen Städten und Gemeinden heute schon funktioniert, bietet auch anderen eine attraktive Möglichkeit, ihre Bürgerinnen und Bürger mit klimafreundlicher, rund um die Uhr verfügbarer Energie zu versorgen. Deshalb haben wir beim diesjährigen Praxisforum Geothermie.Bayern wieder einen starken Fokus auf die geothermale Wärmeerzeugung gelegt.“

Doch auch die Stromproduktion aus tiefer Geothermie findet sich im umfangreichen Kongressprogramm wieder – beispielsweise das dieses Jahr in Betrieb gegangene Geothermiekraftwerk in Garching an der Alz, das Ziel der GeoTHOUR am 29. Oktober ist.

27. Oktober – Workshops zu Ausfällungen und Bohrlochintegrität

Zwei spannende Workshops am Nachmittag des 27. Oktobers beschäftigen sich mit technischen Lösungen für Herausforderungen beim Bau und Betrieb von Geothermieanlagen. Von bis 14:00 bis 16:00 Uhr steht der Thermalwasserkreislauf im Fokus. Der Workshop von 16:30 bis 18:30 Uhr widmet sich verschiedenen Aspekten der Sicherheit geothermischer Bohrungen.

28. Oktober – die Zukunft der Energieversorgung

Leitmotiv der Eröffnungssession des diesjährigen Praxisforums ist der Energiemix der Zukunft und welchen Beitrag die Geothermie dazu leisten kann. Grüne Fernwärme wird eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung der Energieversorgung spielen. Eine Transformation der Fernwärmeerzeugung und -netze ist machbar, auch wenn einige technische und ökonomische Aspekte zu beachten sind.

Die Energie aus der Tiefengeothermie wird auch immer wichtiger für den Wärmemarkt. „Wie bereits in den 1970er Jahren und zuletzt um das Jahr 2006 zeigt die aktuelle Achterbahnfahrt der Preise für fossile Energien erneut, wie die Abhängigkeit von Energieimporten die politische Handlungsfreiheit beschränkt“, so Benjamin Richter von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Rödl & Partner, die dieses Jahr erneut als Gold-Sponsor die Veranstaltung unterstützt.

„Die neue Bundesregierung sollte entsprechend vor allem für den Wärmemarkt auf regionale Energieträger wie die Tiefengeothermie setzen“, so Richter weiter. Die ersten Schritte zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit bei der Integration von Wärme aus Tiefengeothermie im Temperaturbereich unter 60 Grad Celsius in bestehende Wärmenetze wurden bei der letzten Novellierung des KWKG angepackt. Die entsprechenden Voraussetzungen und Praxisbeispiele wird Benjamin Richter in seinem Vortrag am Vormittag des Kongresstages vorstellen. Welche Optionen in der geothermischen Versorgung von Gewächshäusern liegen und wie Bürgerenergiegenossenschaften ihre Wärmenetze in die eigene Hand nehmen, zeigen weitere Referenten auf.

Auszeichnungen für die besten Geothermieanlagen Bayerns und die Nachwuchswissenschaft

Auch in diesem Jahr hat Enerchange eine Abfrage unter den Betreibern sämtlicher Geothermieanlagen in Bayern durchgeführt, die wieder einmal zeigte, wie erfolgreich die bayerischen Anlagen Wärme und Strom erzeugen. Der „Geothermische Energiepreis Bayern“ prämiert die besten Geothermieanlagen in Bayern in den Kategorien Wärme sowie der kombinierten Strom- und Wärmenutzung. Eingeleitet wird die Preisverleihung von Bernd Westphal, dem energiepolitischen Sprecher der SPD.

Der Christian-Hecht-Preis wird 2021 zum vierten Mal verliehen und zeichnet die beste nachwuchswissenschaftliche Arbeit im Bereich der angewandten Tiefengeothermie aus. Im Anschluss an die Preisverleihung kann die Gewinnerin oder der Gewinner die eigene Forschungsarbeit einem qualifizierten Publikum präsentieren.

Strom- und Wärmeerzeugung optimal kombinieren

Oft ist die Stromgewinnung der Einstieg in die geothermische Wärmeerzeugung, da das EEG ab der Inbetriebnahme des Kraftwerks die Stromvergütung in voller Höhe der produzierten Energie garantiert. Welche wirtschaftlichen Aspekte dabei zum Tragen kommen und wie Geothermiekraftwerke flexibel und bedarfsgerecht Strom und Wärme produzieren können, behandeln die Vorträge in Forum II am Nachmittag des Kongresstags. Daniel Moelk von der Firma Eavor wird das geplante innovative Projekt in Geretsried vorstellen.

29. Oktober – GeoTHOUR

Zu Beginn dieses Jahres ist in Garching an der Alz das jüngste bayerische Geothermiekraftwerk in Betrieb gegangen. Wie die Firma Silenos mitteilt, können dort mit einer erzielbaren Maximalleistung von nur 4,9 MWel (Strom) und 6,88 MWth (Wärme) pro Jahr mehr als 36 Millionen kWh erneuerbarer Strom ins öffentliche Stromnetz eingespeist und bis zu 15 Millionen kWh Wärme in ein noch zu errichtendes Fernwärmenetz geliefert werden. Wir freuen uns sehr, dass wir bei der diesjährigen GeoTHOUR die innovative Anlage besichtigen können. Für alle Fragen stehen kompetente Ansprechpartner:innen bereit.

3G-Plus-Regelung befreit von der Maskenpflicht

In Bayern gilt seit Anfang Oktober die 3G-Plus-Regelung. Dies bedeutet, dass Veranstalter:innen sich entscheiden können, nur geimpfte, von Covid-19 genesene oder mit einem PCR-Test getestete Gäste einzulassen. Dafür sind alle Teilnehmer:innen von der Maskenpflicht und den sonst geltenden Abstandsregelungen befreit und können eine unbeschwerte und dennoch sichere Veranstaltung genießen.

Hybrid-Event mit Simultanübersetzung

Zusätzlich zur Veranstaltung vor Ort in Pullach bietet das Praxisforum Geothermie.Bayern auch in diesem Jahr wieder eine Online-Teilnahme an. Diese im Vorjahr pandemiebedingt eingeführte Option stieß auf positives Feedback der Teilnehmer:innen. Gerade für Interessierte, die eine weite Anreise haben, ist diese zusätzliche Teilnahmemöglichkeit attraktiv. Eine Online-Teilnahme ist auch am Workshop-Tag möglich. Für das internationale Publikum gibt es am Kongresstag zudem eine englische Simultanübersetzung.

Bis zum 20. Oktober gilt noch der reguläre Preis

„Wir freuen uns auf einen spannenden Austausch beim Praxisforum Geothermie.Bayern in Pullach“, sagt Dr. Jochen Schneider. „Umso mehr, als wir in diesem Jahr wieder ein dreitägiges Event anbieten und eine größere Anzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern zulassen können. Die Tiefengeothermie hat für die Energiewende viel zu bieten – lassen Sie uns gemeinsam über die Zukunft der Energieversorgung diskutieren.“

Der reguläre Kongresspreis von 540 EUR gilt noch bis zum 20. Oktober. Der Workshoptag, die Online-Teilnahme und die GeoTHOUR kosten jeweils 270 EUR, der Komplettpreis beträgt 1.000 EUR. Für Buchungen nach dem 20. Oktober gilt der Spätbucherpreis von 620 bzw. 310 EUR. Weitere Informationen und das vollständige Programm finden Sie auf www.praxisforum-geothermie.bayern.

Quelle:

Enerchange