Vergangene Woche war Freiburg einmal mehr Treffpunkt der Geother-miebranche: Rund 230 Experten aus dem In- und Ausland trafen sich im Rahmen der zweitägigen 6. Internationalen Geothermiekonferenz, um über die aktuellen Herausforderungen und die Zukunft der Geothermiebranche zu diskutieren. Rund 50 Referenten informierten auf der IGC 2010 über Themen wie Reservoirerschließung und -management, Kraftwerkstechnik, Geothermie in der kommunalen Energieversorgung, Finanzierung und Seismizität. Zum Abschluss der Konferenz gab Ruggero Bertani von Enel Green Power einen Ausblick, welchen Beitrag die Geothermie in den kommenden Jahrzehnten zur Energieversorgung leisten könnte.
Auf reges Interesse der Besucher stieß unter anderem das Kongress-Forum zur Seismizität. Knapp 100 Teilnehmer verfolgten die Vorträge von Experten wie Dr. Stefan Baisch von Q-con oder Dr. Christian Bönnemann von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zu diesem Thema, das seit den Ereignissen in Basel und Landau an Brisanz gewonnen hat. Dabei machte Dr. Baisch in seiner Präsentation deutlich, dass seismische Risiken von Geothermieprojekten bereits mit relativ einfachen mathematischen Modellen gut simuliert werden können. Alle Referenten waren sich einig, dass gerade in Hinsicht auf mögliche Seismizitäten eine transparente Öffentlichkeitsarbeit der Projektinitiatoren unabdingbar ist. Eine Einschätzung, die auch beim Business Dinner zur Akzeptanz von Geothermieprojekten durchweg geteilt wurde.
Großen Zuspruch fanden auch die Präsentationen der internationalen Redner – etwa von Dr. Graeme Beardsmore, der über die Entwicklung der tiefen Geothermie in Australien berichtete, von Sara Montomolli, die zur Nutzung der Geothermie in Italien sprach oder von Pierre Ungemach, der über die geothermisch gespeiste Wärmeversorgung im Pariser Becken referierte. Die vorgestellten Projekte spiegeln das stete Wachstum der geothermischen Kapazität in den vergangenen Jahren wider. Nach Angaben von Abschlussredner Ruggero Bertani ist die weltweit verfügbare elektrische Leistung seit 2005 jährlich um ca. 350 MW gewachsen auf einen Wert von derzeit 10.700 MW. Bis 2050 ließe sich seiner Prognose nach eine Gesamtleistung von 140.000 MW realisieren.
Nicht zuletzt nutzten die Teilnehmer die Konferenz auch, um sich in technischen Fragen der Geothermie auf den neuesten Stand zu bringen. Insbesondere die Bohrung als kostenträchtigster Teil eines Geothermieprojekts stand dabei im Fokus der Konferenz. So wurde unter anderem von Experten der Bohrmeisterschule Celle die wesentlichen Aspekte der Reservoirerschließung beleuchtet sowie in einem Kongress-Forum diskutiert, welche Maßnahmen dazu beitragen, das Kostenrisiko der Bohrung zu minimieren. Fazit hier: Je besser die Voruntersuchungen des Untergrunds und die Vorbereitung der Bohrung, desto geringer die Wahrscheinlichkeit unliebsamer Überraschungen.
„Neben dem fachlichen Austausch, bot die Internationale Geothermiekonferenz auch dieses Jahr wieder ideale Bedingungen, um mit potenziellen Geschäftspartnern ins Gespräch zu kommen“, betont Marissa Walzer von Sterr-Kölln & Partner aus Freiburg. Auch Damien Thiolet von Cryostar aus Frankreich sieht die Konferenz als eines der wichtigsten europäischen Treffen der Geothermiebranche und „als ideale Plattform, um die hocheffiziente Kraftwerkstechnik unseres Unternehmens auf dem mitteleuropäischen Geothermie-Markt noch bekannter zu machen“.
Veranstaltet wird die Internationale Geothermiekonferenz von der Freiburger Agentur Enerchange. Die Konferenzdokumentation inklusiver aller Vorträge kann unter agentur [at] enerchange.de für insgesamt 300 Euro zzgl. MwSt. bestellt werden. Die 7. Internationale Geothermiekonferenz findet vom 10. bis 11. Mai 2011 statt.