Insheim – acht Jahre erfolgreiche Energiegewinnung im Rheingraben

14.04.2020 | Karin Jehle

Am 9. April referierte in der Webinar-Reihe „Blickpunkt Geothermie“ Jörg Uhde, Geschäftsführer der Pfalzwerke geofuture GmbH, über Bau und Betrieb des Geothermiekraftwerks Insheim im Rheingraben.

Der Rheingraben weist ganz besondere geologische Bedingungen auf. Die Störungszonen bieten hohe Temperaturen und hervorragende Fließwege im Untergrund.

Seit 2012 produziert das Geothermiekraftwerk Insheim unter diesen Voraussetzungen Strom – kontinuierlich und störungsarm. 33.000 Megawattstunden Strom erzeugt die Anlage mit vier Megawatt elektrischer Leistung jährlich, genug um rund 10.000 Durchschnittshaushalte zu versorgen.

Vielfältiges Reservoir – aber seismisch aktiv

Muschelkalk, Buntsandstein und Granit finden sich in der Tiefe unter dem Geothermiekraftwerk Insheim. Die Förderbohrung durchteuft diese unterschiedlichen Schichten und erschließt so ein vielschichtiges Reservoir.

Tektonisch ist der Untergrund im Rheingraben immer noch aktiv, so dass eine erhöhte natürliche Seismizität vorliegt. Mikrobeben sind eher die Regel als die Ausnahme und mitunter rumpelt es auch mal spürbar.

Daher ist ein permanentes Monitoring rund um geothermische Anlagen wichtig, denn nur so sind natürliche von induzierten seismischen Reaktionen unterscheidbar. Tritt induzierte Seismizität auf, gibt es ein sechsstufiges Reaktionsschema bis zum Herunterfahren der Anlage, das der Betreiber anwenden muss.

Akzeptanz schaffen – Herausforderungen bewältigen

Dies ist nur eine von vielen Maßnahmen in der Geothermieanlage Insheim, mit denen sich die Betreiber für die Bevölkerung transparent machen. Denn Transparenz ist eine Voraussetzung für Akzeptanz, wie Jörg Uhde in seinem Vortrag darstellte. Mit Besucherführungen, öffentlichen Übungen mit der freiwilligen Feuerwehr oder der Förderung des lokalen Weinbaus direkt neben dem Kraftwerk sind die Insheimer vor Ort gut eingebunden.

Herausforderungen stellen sich aufgrund der speziellen Geologie des Rheingrabens nicht nur durch die seismische Aktivität. Auch die Mineralisierung des Thermalwassers ist nicht unproblematisch und führt zu Ausfällungen und korrosiven Veränderungen am Material. Uhde präsentierte in seinem Vortrag Lösungen, wie die Pfalzwerke geofuture GmbH dies mit dem Einsatz von Inhibitoren in den Griff bekommen haben.

Chancen liegen in Zukunft möglicherweise in der Lithiumextraktion. Das für die Elektromobilität wichtige Mineral ist im Thermalwasser des Rheingrabens reichlich vorhanden. Seine Gewinnung könnte gleichzeitig zu mehr Akzeptanz und einer erhöhten Wirtschaftlichkeit beitragen.

Webinar auf YouTube – am 17. April geht es weiter

Auch diese Woche stellen wir eine Aufzeichnung des Webinars auf unserem YouTube-Kanal zur Verfügung.

Weiter geht es am Freitag, den 17. April. Für diesen Termin konnten wir Christopher Schifflechner von der Technischen Universität München gewinnen. Er wird eine Potenzialanalyse der hydrothermalen Geothermie in Deutschland präsentieren.

Auf http://www.tiefegeothermie.de/webinar können Sie sich anmelden.

Quelle:

Enerchange

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