Kanton Thurgau strebt intensive Geothermie-Nutzung an

16.07.2012 | Internationale Projekte | Jochen Schneider

Die 2009 erarbeitete Geothermie-Potenzialstudie Thurgau-Schaffhausen zeigte enorme Möglichkeiten für die tiefe Geothermie auf. Nun wurden in einem Nutzungskonzept 16 Maßnahmen erarbeitet, um die Geothermie im Kanton Thurgau anzuschieben. Der Regierungsrat will für eine zügige Umsetzung des Pakets sorgen.

Wie die Online-Ausgabe der Thurgauer Zeitung berichtet, soll die Geothermie auf allen Ebenen gefördert werden. Vision ist, dass im Thurgau bis zum Jahr 2022 mindestens ein Geothermie-Kraftwerk Strom produziert. Der Kanton selbst will keine Anlagen bauen, sondern setzt auf Investoren. "Wir wollen für Investoren optimale Bedingungen schaffen" so der Leiter der kantonalen Abteilung Energie, Andrea Paoli. Hierfür wurde ein Katalog mit 16 Maßnahmen für die tiefe und untiefe Geothermie im Nutzungskonzept entwickelt.

Der Maßnahmen-Katalog bezieht sich in zehn Punkten auf die tiefe Geothermie:

  • Maßnahme Nr. 1: Gesetz zur Nutzung des tiefen Untergrundes
    Gesetzliche Rahmenbedingungen zu Erkundung, Erschliessung und Nutzung des tiefen Untergrunds soll Rechtssicherheit für alle Beteiligten schaffen.
  • Maßnahme Nr. 2: Raumplanung / Nutzungskonflikte
    In der Raumplanung und dem kantonalen Richtplan soll die Geothermie stärker als bisher berücksichtigt werden.
  • Maßnahme Nr. 7: Vorhandene Untergrunddaten
    Verbesserte Untergrundkenntnisse sollen zu einer höheren Prognosegenauigkeit bei petrothermalen Projekten führen.
  • Maßnahme Nr. 8: Erkundung
    Die Erkundung des Untergrunds soll zukünftig durch Seismikkampagnen durch Dritte gefördert werden.
  • Maßnahme Nr. 9: Risikoabdeckung
    Gewährung von Risikodeckung für geeignete und aussichtreiche Wärmeprojekte.
  • Maßnahme Nr. 10: Angewandte Forschung
    Bereitstellung von Mitteln für Zusatzuntersuchungen bei Bohrungen sowie Förderung von Forschungsarbeiten zur Verbesserung der Reservoirerschliessung und Stimulation.
  • Maßnahme Nr. 11: Abnehmerpotenziale
    Analyse des Wärmepotenzials in dicht besiedelten Gebieten sowie Erfassung von möglichen industriellen und gewerblichen Grossabnehmern.
  • Maßnahme Nr. 12: Geodatenbank
    Aufbau eines öffentlichen Datenbewirtschaftungssystems und Rückerfassung bestehender Daten.
  • Maßnahme Nr. 15: Information / Schulung
    Schulung von Entscheidungsträgern und Planern.
  • Maßnahme Nr. 16: Öffentlichkeitsarbeit
    Erarbeiten eines umfassenden Informations- und Kommunikationskonzepts. Städte, Gemeinden, Politik, Umweltverbände, Organisationen sowie die Thurgauer Bevölkerung soll mit einbezogen werden.

Werden alle Maßnahmen umgesetzt, entstehen laut Thurgauer Zeitung einmalig 3,4 Mio. Franken Kosten. Da die Energiewirtschaft ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist, erwartet der Regierungsrat eine weitere Stärkung der lokalen Wirtschaft und viele neue Arbeitsplätze.