Keine Geothermie für Trebur

26.08.2016 | Tiefe Sonden, Reservoirerschließung, Projekte | Sabine Volland

Hessens erstes Geothermie-Kraftwerk wird nicht kommen. Das Bohrloch im Geothermie-Projekt Trebur ist trocken, die Arbeiten wurden eingestellt.

Es war eine große Enttäuschung für alle Beteiligten, sowohl bei der Betreiberfirma als auch in der Kommunalpolitik. Als nach sieben Jahren Planungszeit die Überlandwerk Groß-Gerau GmbH (ÜWG), eine 95 prozentige Tochter der Stadtwerke Mainz, den Startschuss für Hessens erste Tiefengeothermiebohrung im März dieses Jahres gaben, hoffte man auf heißes Thermalwasser in 4.000 Metern Tiefe. Die geologischen Daten sprachen dafür. Als im Juni der Bohrpfad aufgrund der Nichtfündigkeit geändert werden musste (wir berichteten), gab es noch einen Rest Hoffnung, über den Ausweichpfad noch auf den prognostizierten Thermalwasserhorizont zu stoßen.

Doch nun, angekommen am geplanten Endpunkt in 4.185 Metern Tiefe, ist die Ernüchterung groß. Die Temperaturen mit über 120 Grad Celsius sind optimal, aber die Störungszonen, über die das Thermalwasser hätte zirkulieren sollen, sind verfüllt mit Kalk, Gips und Quarz, erklärte Horst Kreuter, Geschäftsführer der Geothermal Engineering GmbH im Echo-Online. In einer Pressekonferenz konstatierte der ÜWG Geschäftsführer Hans-Detlev Höhne, das Bohrloch sei trocken, die Arbeiten werden ab sofort eingestellt. Eine zweite Probebohrung mit anderem Zielpunkt werde es nicht geben. Das Risiko eines zweiten Scheiterns sei zu hoch. Die ÜWG hat bereits 10 Millionen Euro in das großdimensionierte Projekt investiert. Aber, wie das Echo-Online schreibt, werde die ÜWG schuldenfrei aus dem Projekt gehen, so Höhne. Man habe in den letzten Jahren genügend Rücklagen bilden können, so dass weder die Kommunen Trebur und Nauheim noch der Kommunalverband Riedwerke finanziell belastet würden, erklärte der ÜWG Geschäftsführer in der Pressekonferenz.

Wie die Zukunft des Bohrlochs aussehen werde, ist noch offen und muss geprüft werden. Eine Variante wäre die Aufzementierung des Bohrlochs und der Rückbau des Bohrplatzes, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am Dienstag diese Woche. Für eine Weiternutzung gäbe es allerdings auch Potenzial, so Höhne. Denkbar sei vieles, beispielsweise die Nutzung eines Wärmetauschers mittels einer tiefen Erdwärmesonde, wie sie beispielsweise in Heubach bei Groß-Umstadt im hessischen Odenwald bereits genutzt wird. Auch eine kommunale Nutzung des Geländes für einen „interkommunalen“ Bauhof sei denkbar, so die Main-Spitze, wodurch der Rückbau der ÜWG erspart bleiben würde. Aber sowohl der Rückbau als auch die weitere energetische Nutzung müssten durch das Regierungspräsidium Darmstadt genehmigt werden, hieß es seitens der Behörde in der FAZ.

Was vom Geothermie-Projekt Groß-Gerau bleibt, ist in jedem Fall ein wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn für die Geophysik, Geologie und Mineralogie. Man hat zum ersten Mal im Oberrheingraben in Tiefen über 4.000 Metern gebohrt, ohne dass es seismische Aktivitäten gegeben habe, erklärte Professor Ingo Sass von der Technischen Universität Darmstadt im Echo-Online. Zudem habe man bei den Bohrarbeiten Schichten durchbohrt, deren Gesteine bislang im Rotliegenden des Oberrheingrabens noch nicht beschrieben wurden, zitiert GG24.de Detlev Höhne. Diese Erkenntnisse werden für die zukünftige wissenschaftliche Anwendung sicherlich Bedeutung haben. Inwiefern das die große Enttäuschung über den Ausgang des Treburer Geothermie-Projekts ein wenig mildert, bleibt offen.