Kenia will Geothermie als Hauptenergiequelle ausbauen

11.01.2013 | Internationale Projekte | Elena Dittmann

In einem Interview mit den VDI nachrichten erläutert Edward Njoroge, Chef des mehrheitlich staatlichen Energieerzeugers Kenya Electricity Generation Co. (KenGen), wie der ostafrikanische Staat den großen Energiebedarf zukünftig decken will. Als Hauptstromquelle plane man mit Geothermie, aber auch Solarparks und Kernenergie seien ab 2018 eingeplant, um die Lücken in der Stromerzeugung abzudecken.

Die Stromerzeugungskapazität Kenias liegt bisher bei ungefähr 1.500 MW, wobei ein Fünftel der Stromerzeugung durch Leitungsverluste verloren geht. Mit 1,2 Mio. Haushalte sind bis jetzt ca. ein Fünftel der Bevölkerung an das Stromnetz angeschlossen. In den letzten Jahren wurden sowohl Wasser- als auch Geothermiekraftwerke in Kenia ausgebaut und verbessert. KenGen verfügt inzwischen über eine installierte Gesamtleistung von 1.232 MW, was 80 % der Stromkapazität des Landes ausmacht. Der Rest wird duch vier private Betreiber abgedeckt. In den nächsten fünf Jahren soll nun vor allem die Geothermie ausgebaut werden. Geplant ist die Installation von 1.500 MW bis 2018, was einer Verdoppelung der Erzeungsleistung entspricht. Möglich sei dies durch das große Heißwasserreservoir am Rift Valley mit Temperaturen von 300 Grad Celsius ab 1.000 Metern Tiefe. Das geschätze Stromerzeugungspotential liege bei geschätzten 10.000 MW.

Durch eine Kooperation mit der Geothermal Development Company (GDC) konnten die anfänglich hohen Erschliessungskosten der Dampfvorkommen gesenkt werden, laut Njoroge. Das Geothermiekraftwerk Olkaria 1, nordwestlich von Nairobi gelegen, produziert schon seit den 1980er Jahren Strom und ist mit 158 MW am Netz. Seit Juli 2012 werden zwei weitere Kraftwerke mit jeweils 140 MW gebaut. Beide sollen in zwei Jahren ans Netz gehen. Bis es soweit ist, wurde zeitgleich mit der norwegischen Green Energy Group begonnen kleine Kraftwerke mit 14 mobilen Bohrlochgeneratoren zu je 5 MW zu installieren, um den Dampf schon früher nutzen zu können. Mit einer Ausschreibung für 560 MW will KenGen Investoren finden, um Gemeinschaftsunternehmen zu gründen. Auch in Menengai wird von der GDC ein neuer Geothermiestandort geplant, der in der ersten Stufe 400 MW erreichen will.

Um den wachsenden Strombedarf auch in Zukunft abdecken zu können, will der kenianische Stromerzeuger KenGen auch auf konventionelle Energieträger setzen. So sei ein Kohlekraftwerk mit zwei 300-MW-Blöcken im Norden an der Küste in Kilifi  und ein 500-MW-Flüssigerdgaskraftwerk in Kipevu bei Mombasa geplant, wobei zunächst sowohl die Kohle als auch das Flüssigerdgas importiert werden müssten. Die Exploration von Kohle- und Gasvorkommen in Kenia läuft derzeit parallel.

Aber auch erneuerbare Energieprojekte werden vorangetrieben. So ist KenGen der Betreiber des ersten kenianischen Windparks mit 5,6 MW in der Nähe von Nairobi. Dieser solle mit finanzieller Unterstützung durch die spanische und belgische Regierung bis 2014 auf 20 MW ausgebaut werden. Zusätzlich sei ein weiterer Windpark in Isiolo in Planung, der in zwei Stufen bis 2018 auf 100 MW ausgebaut werden soll.
Weitere Machbarkeitsstudien für Solarkraftwerke sind in Arbeit. In Garissa soll bis 2014 ein 10-MW-Photovoltaik-Pilotkraftwerk entstehen.

Für Kenias Vision sich bis zum Jahr 2030 in eine Schwellenland zu entwickeln, werden Stromkapazitäten von 17.000 MW benötigt. Gut ein Drittel, also 5.000 MW soll durch die Geothermie abgedeckt werden. 4.000 MW soll von den Kohlekraftwerken kommen und ca. 2.000 MW könnten aus Äthiopien importiert werden. Der Rest müsste von den erneuerbaren Energien geliefert werden. Die Regierung hat die verschiedenen Erzeugungsarten und Risikokosten betrachtet und erwägt beim Ausfall einer der Alternativen auch Kernkraft miteinzuplanen.

Quelle:

VDI nachrichten