Derzeit stammen etwa drei Viertel der in Deutschland konsumierten Wärme aus fossilen Brennstoffen wie Erdgas, Erdöl und Kohle. 33,4 Prozent des Gesamtverbrauchs fallen für die Beheizung von Räumen und Wasser an, wodurch sich für diesen Sektor ein Gesamtverbrauch von 87 bis 89 Tonnen CO2 pro Jahr ergibt. Sowohl für die Gewinnung von Wärme als auch für deren Nutzung besteht demnach ein großes Einsparpotential. Laut der aktuellen Studie des LIAG – einer zusammenfassenden Auswertung bereits bestehender Potentialstudien – bietet vor allem die Geothermie die vielversprechende Möglichkeit, den Anteil erneuerbarer Energien im gesamten Wärmeverbrauch zu steigern. Derzeit werden lediglich rund 1,5 Prozent der Ökowärme mit dieser Technik gewonnen – nur 10 Prozent der erneuerbaren Energie stammt aus der Geothermie.
Das Leibnitz-Institut für Angewandte Geophysik argumentiert weiter, dass ohne einen zeitlich terminierten, drastischen Ausbau von oberflächennaher, mitteltiefer und tiefer Geothermie bis 2045 eine Versorgungslücke von mindestens 138 Terawattstunden im Jahr entsteht. Laut Prof. Dr. Inga Moeck, der Leiterin des Fachbereichs Geothermik und Autorin der Studie, könnten mittels im Sektor bereits etablierter Technologien 42 Prozent der Ökowärme für den Bereich Raumwärme und Warmwasser abgedeckt werden. Um dies zu erreichen, müssen verschiedene Maßnahmen ergriffen werden: Zum einen soll der Anteil an erdgekoppelten Wärmepumpen der oberflächennahen Geothermie von derzeit knapp 30 auf gut 50 Prozent angehoben werden. Diese sind besonders im Winter deutlich effektiver als die bislang prominenteren Luftwärmepumpen, was eine Einsparung von 4 Terawattstunden pro Jahr ermöglichen würde. Zum anderen sei anzustreben, Gas-, Öl- und Kohle-Heizungssysteme durch Geothermie-Heizungen zu ersetzen. Diese Maßnahmen müssten jedoch Hand in Hand mit einer Einsparung des gesamten Wärmebedarfs, zunächst um drei, ab 2030 um ein Prozent pro Jahr gehen, welcher durch Gebäudesanierungen und eine Modernisierung der Wärmenetze erreicht werden soll.
Einen Pre-Print der Studie finden Sie hier.