Neuer Forschungsverbund „Geothermie und Hochleistungsbohrtechnik“ (gebo)

26.05.2009 | Reservoirerschließung | Enerchange

Forschungsverbund "Geothermie und Hochleistungsbohrtechnik" entwickelt neue Konzepte zur Erschließung tiefer Erdwärme Geothermie in Niedersachsen.

"Ziel des Forschungsverbundes gebo ist die Erforschung neuer Konzepte zur wirtschaftlichen Gewinnung geothermischer Energie aus tiefen geologischen Schichten", fasste Kurt M. Reinicke, Sprecher des Verbundes und Professor am Institut für Erdöl- und Erdgastechnik der TU Clausthal, zusammen. Der Forschungsverbund gebo vereine dazu die Stärken der beteiligten niedersächsischen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in den Geowissenschaften, der Bohrtechnik, den Werkstoffwissenschaften und den Technischen Systemen.

"An der Aufstellung des Verbundes freut mich besonders, dass er die Vernetzung innerhalb der Niedersächsischen Technischen Hochschule (NTH) voranbringen wird und dass wir mit Baker Hughes das international führende Unternehmen für Bohrtechnologien als Partner gewinnen konnten," ergänzte der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann. "Wir verfolgen ein ehrgeiziges Ziel: das im niedersächsischen Untergrund vorhandene geothermische Potenzial künftig umfassend für Wärme- und Stromversorgung zu nutzen. So schaffen wir neben der Energiegewinnung aus Wind und Biomasse mit der Geothermie ein drittes Standbein für den konsequenten Ausbau erneuerbarer Energien in Niedersachsen", sagte Minister Stratmann bei der Auftaktveranstaltung des neuen Forschungsverbundes "Geothermie und Hochleistungsbohrtechnik" (gebo) in Celle.
Bis zu 9,5 Millionen Euro stellt das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur in den kommenden fünf Jahren für das Vorhaben zur Verfügung. Baker Hughes ergänzt diese Förderung um bis zu 2,3 Millionen Euro.

Das geothermische Potenzial Niedersachsens in tiefen geologischen Schichten ist enorm und übersteigt den Energiegehalt aller konventionellen Energieträger um ein Vielfaches. Zur Nutzbarmachung dieses Potenzials für Strom- und Direktwärmenutzung wird der Forschungsverbund neben geologisch-geophysikalischen Explorations- und Charakterisierungsmethoden insbesondere neue Bohrverfahren, Werkstoffe und elektronische Bauteile entwickeln, die an die extremen Bedingungen geothermischer Tiefbohrungen angepasst sind.

"Die elektronischen Bauteile sowie die Werkstoffe müssen während des Bohreinsatzes erschütterungsfest sein und - bedingt durch die große Tiefe - bei hohen Drücken (bis zu 1000 bar) und hohen Temperaturen (bis zu 250°C) sicher funktionieren", beschrieb Professor Reinicke die besonderen Herausforderungen. Außerdem müssen sie gegenüber den im norddeutschen Becken auftretenden salzhaltigen Grundwässern der tiefen Aquifere, die leicht zu Salzverkrustungen und Salzkorrosion führen können, widerstandsfähig sein.

Neben der Entwicklung dieser innovativen technischen Komponenten soll auch der gesamte Bohrprozess optimiert werden, um eine deutliche Reduktion der Herstellungskosten von Tiefbohrungen zu erreichen. Die geologischen Untersuchungen konzentrieren sich vor allem auf unterirdische Strukturen wie Verwerfungen oder Klüfte, da diese hohen Zuflussraten der Thermalwässer versprechen.

Vor dem Hintergrund dieser Aufgabenstellungen ist der Forschungsverbund in vier thematischen Schwerpunkten organisiert:

Geosystem: Leiter: Dr. Rüdiger Thomas, Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG), Hannover

Bohrtechnik: Leiter: Dr. Dr. Catalin Teodoriu, Institut für Erdöl- und Erdgastechnik, TU Clausthal

Werkstoffe: Leiter: Professor Dr. Georg-Peter Ostermeyer, Institut für Dynamik und Schwingungen, TU Braunschweig; gleichzeitig stellvertretender Sprecher des Forschungsverbundes

Techniksystem: Leiter: Professor Dr. Ludger Overmeyer, Institut für Transport und Automatisierungstechnik, Leibniz Universität Hannover

Daneben sind das Geowissenschaftliche Zentrum der Universität Göttingen sowie die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover maßgeblich beteiligt. Die Leitung wird durch eine am Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) in Goslar eingerichtete Geschäftsstelle unterstützt.