Probebohrungen in Graben-Neudorf erreichen 700 Meter Tiefe

14.06.2022 | Erkundung & Analyse | Rachel McRae
Bohrturm am Bohrplatz Graben-Neudorf

Mit dem Hintergrund, die geologischen Bedingungen des Untergrunds in Graben-Neudorf hinsichtlich des geothermischen Potenzials zu untersuchen, laufen derzeit die Bohrarbeiten für die bis zu 3,5 Kilometer tiefen Probebohrungen. Voraussichtlich ab September sind erste Ergebnisse zu erwarten.

Seit dem 15. Mai laufen die Bohrarbeiten für die Probebohrungen in Graben-Neudorf, mit dem Ziel aussagekräftige Daten zu den geologischen Begebenheiten im Untergrund zu erhalten (wir berichteten). Für die Ausführung der Probebohrungen wurden die beiden Generalunternehmer Huisman Geo und die Ed. Züblin AG beauftragt.

„Alle Werte sprechen dafür, dass das Wasserreservoir unter Graben-Neudorf einer der heißesten Spots in der Region ist“, so Projektleiter Sebastian Homuth der Deutschen ErdWärme.

Die finale Entscheidung, ob ein weiteres Geothermie-Kraftwerk am Standort Graben-Neudorf gebaut wird, sei allerdings von den gewonnenen Ergebnissen nach Abschluss der Probebohrungen abhängig. Nach Angaben der Deutschen ErdWärme, könne die geplante Zieltiefe von etwa 3,5 Kilometern in voraussichtlich drei bis vier Monaten erreicht werden. Dabei gehe man von einem durchschnittlichen Bohrfortschritt von 10 Metern pro Stunde aus.

Die 650-Meter-Marke konnte bereits vor einigen Tage erreicht werden. Innerhalb dieses Bereichs weist das Bohrloch einen Durchmesser von 32 Zoll auf, wobei davon allein 26 Zoll für die Förderung des Tiefenwassers nutzbar seien. Grund dafür ist eine circa 15 Zentimeter breite Schicht an Spezialzement, welche das Bohrloch zum Umgebungsgestein hin abgrenzt und so verhindert, dass das Tiefenwasser in die angrenzenden Sedimentschichten entweicht. Somit schütze der Zement auch umliegende Grundwasserhorizonte im Untergrund. „Um die Sicherheit hier zu gewährleisten, gibt es insgesamt sieben Grundwassermonitoringsysteme, die Veränderungen messen können und entsprechend Alarm schlagen“, bekräftigt Sebastian Homuth. Darüber hinaus seien zudem Glasfaserkabel im Zementkörper eingelassen, welche bei Beschädigung der Zementhülle Signale senden. Sofern notwendig, könne so frühzeitig reagiert werden.

Zusätzlich wurden fünf Schwingungsmesser an der Erdoberfläche entsprechend den aktuellen Vorgaben in der Umgebung montiert, welche jegliche Erschütterungen im Untergrund aufzeichnen. Über die Internetseite der Deutschen ErdWärme können Interessierte die von der Sensorik gemeldeten seismischen Ereignisse im Oberrheingraben abrufen. Laut eines Artikels der BNN habe zuletzt am 29. Mai eine Erschütterung der Stärke 2,9 (Richterskala) in rund sieben Kilometer Tiefe stattgefunden. Allerdings bewerteten die Sensoren dies als „natürliches“ Ereignis. Auch Projektleiter Sebastian Homuth versichert „Wir sind nicht so tief, dass es Auswirkungen haben könnte“. Im Falle seismischer Aktivitäten im Zusammenhang mit der Förderung des Tiefenwassers werde man die Fördermenge reduzieren oder komplett abschalten, so der Projektleiter.

Dennoch befürchten Gegner des Vorhabens, wie beispielsweise die Bürgerinitiative (BI) Tiefengeothermie Graben-Neudorf/ Waghäusel, eine radioaktive Kontamination des Grundwassers sowie das Auftreten seismischer Ereignisse und eine erhöhte Lärmbelästigung im Zuge der Bohrarbeiten.

Um einen offenen Austausch mit allen Beteiligten bemüht, hat die Deutsche ErdWärme am Bohrplatz einen Info-Pavillon errichtet. Interessierte Bürgerinnen und Bürger haben hier die Möglichkeit jeden Donnerstag zwischen 13 und 17 Uhr sich zum aktuellen Geschehen des Vorhabens zu informieren. Zusätzlich können sich Interessierte kostenfrei zum Info-Tag, am 25. Juni, für eine Bohrplatzbesichtigung anmelden. Eine Anmeldung ist hierbei über die Internetseite der Deutschen ErdWärme bis zum 23. Juni möglich.

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