Bürgermeister, Stadtwerkevertreter und Klimaschutzmanager potenzieller Tiefengeothermie-Kommunen waren der Einladung der Stabsstelle Energiewende der Regierung gefolgt. Diese gab ihnen unterstützende Informationen an die Hand gab, welche Möglichkeiten zur Nutzung von Geothermie bestehen. Außerdem gab es einen Einblick in das Projekt der Stadtwerke Straubing – den niederbayerischen Geothermie-Pionieren.
„Energie ist entscheidender Treiber für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung vor Ort. Umso wichtiger ist es, die Energieversorgung in der Region auf breite und stabile Füße zu stellen. Dazu zählt der Ausbau von Speicherkapazitäten und des Stromnetzes ebenso wie ein den Gegebenheiten vor Ort angepasster Energiemix, um witterungsunabhängiger zu sein. Die Geothermie könnte, mancherorts auch in kommunaler Zusammenarbeit, ein weiterer Baustein auf dem Weg dahin sein“, sagte Regierungspräsident Rainer Haselbeck.
Potenzial in weiten Teilen von Niederbayern vorhanden
Bayern hat in der Bayerischen Wärmestrategie das Ziel ausgerufen, bis zum Jahr 2050 rund 25 Prozent der Wärme im Gebäudebereich aus Geothermie abzudecken. Dabei soll die Nutzung der Tiefengeothermie einen Beitrag zur Wärmeversorgung leisten. Was den hiesigen Status quo anbelangt: In Niederbayern, das vor allem bei Solarenergie und Wasserkraft stark und bayernweit führend ist, wird diese Form der Energiegewinnung bereits partiell genutzt. Weiteres Potenzial zur Nutzung der Tiefengeothermie wäre in Teilen der Region vorhanden. Wie beim Treffen deutlich wurde, hängt dessen Umsetzung jedoch nicht nur von den geologischen Voraussetzungen ab.
Kommunale Kooperationen als Option
Wertvolles Expertenwissen und wichtige Impulse dazu lieferte Ulrich Steiner, der Leiter der Koordinationsstelle „Tiefengeothermie in Bayern“ des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Steiner hat gezielt für Niederbayern den Datenbestand zur Tiefengeothermie ausgewertet und dabei Fördertemperaturen sowie erforderliche Bohrtiefen in den Blick genommen. Denn je nach Temperaturhöhe kann Tiefengeothermie nicht nur zur Wärme-, sondern auch zur Stromgewinnung genutzt werden.
In Niederbayerns Erdtiefen sind beispielsweise im Vergleich zu Oberbayern verbreitet niedrigere Temperaturen vorzufinden, die sich deshalb grundsätzlich zur Wärmeversorgung eignen würden. Steiners Ausführungen machten deutlich, dass die geologische Situation noch lange kein Geothermie-Projekt macht – Stichwort: Wirtschaftlichkeit. Wie er erklärte, spielten neben der Temperatur und Ergiebigkeit der erbohrten Quelle weitere Faktoren eine gewichtige Rolle, damit ein solches Projekt auch wirtschaftlich betrieben werden könne: darunter das verfügbare oder noch erforderliche Wärmenetz zur Verteilung der Wärmeenergie und freilich auch der Bedarf in einer Kommune, also die Anzahl der potenziellen Wärmeabnehmer, die beispielsweise in Gebieten mit dichter Bebauung und großen Gewerbegebieten höher ist. Eine mögliche Variante der Umsetzung wären auch Kooperationen zwischen kommunalen oder auch gewerblichen Nutzern.
Die Stadtwerke Straubing machen es vor
Wie die Geothermie-Nutzung nachhaltig funktionieren kann, machen die Stadtwerke Straubing vor, die schon seit über 30 Jahren eine Tiefengeothermie-Anlage betreiben. In Kombination mit einer Großwärmepumpe wird dort das mit lediglich 36 Grad Celsius geförderte Wasser genutzt. Stefan Manger, Projektingenieur für Energieversorgung bei den Stadtwerken Straubing, berichtete über Erfahrungswerte und veranschaulichte anhand konkreter Beispiele, welche Aspekte bei der Planung einer solchen Anlage berücksichtigt werden sollten. Denn im Vergleich zur Errichtung von etwa Freiflächen-Photovoltaikanlagen ist die Nutzung von Tiefengeothermie komplexer und stellt die Beteiligten vor ungleich höhere Herausforderungen in Bezug auf Planung und Ausführung.
Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie greift hier unter die Arme. Rainer Zimmer, Spezialist im Ministerium für den Bereich Geothermie, zeigte auf, dass mögliche Risiken – unter anderem eine der zentralen Fragen wie das Fündigkeitsrisiko bei geothermischen Bohrungen – zwischenzeitlich durch Versicherungen abgedeckt werden können. Darüber hinaus stellte er aktuelle Förderprogramme vor, die sich sowohl auf die Erschließung der Tiefengeothermie als auch auf die Herstellung von zugehörigen Wärmenetzen beziehen.
Die an der Regierung eingerichtete „Stabsstelle Energiewende“, deren primäre Aufgabe es ist, die Umsetzung der Energiewende zu unterstützen, steht für weitere Informationen zur Verfügung. Kommunen und Investoren können sich bei Fragen an Stefan Jahn, Stabsstelle Energiewende, unter Telefon 0871-8081811 oder per E-Mail an energiewende [at] reg-nb.bayern.de (energiewende[at]reg-nb[dot]bayern[dot]de) wenden.
Regierung von Niederbayern