Schweiz behält kühlen Kopf: Das Tiefengeothermie Projekt St. Gallen geht weiter

27.08.2013 | Projekte, Reservoirerschließung | Sabine Volland

Der Stadtrat St. Gallen hat heute Nachmittag entschieden, das Geothermieprojekt St. Gallen vorerst weiterzuführen. Die erste Bohrphase soll abgeschlossen und währenddessen weitere Informationen für die spätere Datenauswertung gesammelt werden.

Wie es in einer Pressemitteilung der St. Galler Stadtwerke heißt, wird er Abschluss der ersten Bohrphase schrittweise vorgenommen. Zu Beginn steht die zusätzliche Datengewinnung. Eine Messsonde, die wichtige Daten zu den Verhältnissen im Bohrloch gespeichert hat und während der Stabilisierungsmaßnahmen im Juli gekappt werden musste, soll über Fangarbeiten geborgen werden. Experten versprechen sich von den gespeicherten Daten der Messsonde zusätzlichen Informationsgewinn, der für die weitere Projektfortführung entscheidend sein kann. Um das Bohrloch langfristig zu stabilisieren, soll ein perforiertes Casing im unteren Bohrlochabschnitt eingebaut werden. Dazu wird das Loch nachgebohrt und aufgespült, um es von dem Stopfmaterial zu reinigen, das zum Killen des Gaskicks eingeleitet wurde. Sind diese Arbeiten erfolgreich durchgeführt, planen die Stadtwerke St. Gallen, einen Produktionstest durchzuführen, der Aufschluss über die Fündigkeit des angetroffenen Reservoirs geben soll. Nach diesen Arbeiten müssen die Ergebnisse neu beurteilt werden. Während dieser Zeit wird das Bohrloch so verschlossen, dass es jederzeit für weitere Arbeiten wieder verwendet werden kann. Dennoch behalten sich die Stadtwerke St. Gallen den Abbruch des Projekts bei außerordentlichen Ereignissen vor, wie es in der Pressemitteilung heißt.

Am Morgen des 20. Juli 2013 kam es in der Region St. Gallen zu einem Erdbeben der Magnitude 3,5 auf der Richterskala. Nachdem in der ersten Bohrphase der Zielhorizont erreicht wurde, sollte planmäßig mit den Fördertest begonnen werden. Während der Vorbereitungsarbeiten kam es zu einem unerwarteten Gaseinbruch in das Bohrloch, der mit mehreren Kubikmetern Wasser, versetzt mit schwerer Bohrspülung, zurückgedrängt wurde, wodurch die Erschütterungen ausgelöst wurden.

Die Fortführung der Arbeiten, um die erste Bohrphase abzuschließen, ist ein positives Signal für die gesamte Geothermiebranche. Das Beispiel Schweiz zeigt, dass ein solcher Vorfall wie in St. Gallen nicht zwangsläufig das Ende eines Projekts bedeuten muss. Durch besonnenes und sachliches Diskutieren und Handeln können neue Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten in kritischen Situationen geschaffen werden.

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