Seismik Münsterland: Messungen erfolgreich abgeschlossen

08.12.2021 | Erkundung & Analyse | Karin Jehle
Letzte Messnacht

In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember haben die Vibro-Trucks ihr Ziel erreicht und an der L 555 zwischen Darfeld und Rosendahl am letzten Messpunkt Schallwellen in die Tiefe geschickt. Die 2D-Seismik-Kampagne ist damit erfolgreich zu Ende gegangen. Als nächster Schritt folgt eine umfangreiche geophysikalische Analyse der Daten. Diese wird zeigen, ob und wo in der Region Münsterland Gesteinsstrukturen vorliegen, die für eine geothermische Nutzung in Betracht gezogen werden können.

1.832 Messpunkte haben die Vibro-Trucks innerhalb der letzten dreieinhalb Wochen abgearbeitet. 3.651 Geophone haben die Reflexionen der in die Tiefe geschickten Schallwellen empfangen. Insgesamt 73,5 Kilometer sind die beiden sich in Münster kreuzenden Messlinien lang. Rund 15 Terabyte an Geodaten wurden gesammelt. Letzte Nacht sind die Feldmessungen erfolgreich abgeschlossen worden.

„Jetzt gehen wir an die Auswertung der Daten“, sagt Dr. Ulrich Pahlke, Direktor des Geologischen Dienstes NRW (GD NRW), der die Messungen im Rahmen der geologischen Landesaufnahme beauftragt hat. „Unsere Ergebnisse stehen der Öffentlichkeit dann frei zur Verfügung. Finden wir für eine geothermische Nutzung geeignete Gesteinsformationen, können Kommunen oder Energieversorgungsunternehmen darauf aufbauen.“ Mithilfe der 2D-Seismik können ohne Eingriffe in den Boden detaillierte Bilder des Untergrundes erstellt werden. Im Fall der seismischen Messungen im Münsterland werden die geologischen Strukturen bis in 6.000 Meter Tiefe dargestellt.

Der GD NRW schafft somit eine Datenbasis für weitere Untersuchungen, um letztlich an besonders geeigneten Standorten die klimafreundliche Wärme aus der Tiefe für die Energieversorgung der Region zu erschließen. Finanziert hat die aufwendige Untersuchung das Land NRW auf Grundlage des Landtagsbeschlusses „Wärmepotenziale nutzen – Einsatz der Geothermie erleichtern“.

Besondere Hausforderung – Messungen in der Stadt

Im dicht besiedelten Stadtgebiet von Münster waren die Mitarbeiter:innen der mit den Messungen beauftragten Firma DMT vor besondere Herausforderungen gestellt. Mit Bodenschwingmessungen wurde sichergestellt, dass die Vibrationen in keinem Moment so stark waren, dass sie für Gebäude kritische Grenzwerte erreicht hätten. „Auch wenn wir aufgrund der dichten Bebauung immer wieder mit reduzierter Kraft vibrieren und deshalb länger an einem Messpunkt verweilen mussten, sind wir mit den Messungen zügig durchgekommen“, sagt Diplom-Geologe Ingo Schäfer vom GD NRW. „Wir danken den Bürgerinnen und Bürgern für ihr Verständnis und allen involvierten Behörden für die sehr gute Zusammenarbeit.“

Nach sorgfältiger Abwägung hatte sich der GD NRW in Absprache mit der Stadt Münster und der Firma DMT für eine Durchführung der Messungen in der Nacht entschieden. Tagsüber hätte der Konvoi aus fünf Vibro-Trucks mitsamt Begleitfahrzeugen und Personal zu erheblichen Behinderungen und eventuell auch Gefährdungssituationen für Radfahrer:innen, ÖPNV, Lieferant:innen und Berufsverkehr geführt.

Mit dem Verlauf zeigt sich auch Veit Muddemann vom städtischen Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit, das die Aktion begleitet hat, sehr zufrieden. „Trotz des Umfangs dieser Maßnahme hat alles weitestgehend reibungslos funktioniert“, so Muddemann.

Reges Interesse an den Messungen

Entlang der Strecke stieß der beeindruckende, etwa 80 Meter lange Konvoi des Messtrupps auf sehr großes Interesse. In vielen Gesprächen erklärten die Mitarbeiter:innen von DMT und GD NRW, der bei den Messungen vor Ort war, immer wieder die Technik und die Ziele des Projekts. Nur wenige Anwohner:innen waren wegen der nächtlichen Ruhestörung verärgert, die meisten zeigten sich sehr interessiert. Studentische Gruppen verlegten ihre Seminarräume nach draußen an die Messstrecke, Privatleute reisten an, um die Messungen live zu erleben, und auch die Medien berichteten umfangreich.
Derzeit erfolgt der Abbau der Geophone, von denen ein Großteil bereits eingesammelt ist. Sie sind, auch nachdem der Messtrupp vorbei war, an Ort und Stelle verblieben, da die empfindlichen Geräte selbst dann noch Signale aufnehmen, wenn die Vibro-Trucks in bis zu acht Kilometern Entfernung ihre Schallwellen in die Tiefe senden.

Viele Hintergrundinformationen bietet auch nach Abschluss der Messungen die Projektwebseite www.seismik-muensterland.nrw. In den Sozialen Medien ist das Projekt auf Instagram (seismikmuensterland), Twitter (@seismikM) und Facebook (Seismik-Münsterland) aktiv.

 

Quelle:

Enerchange

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