Seismische Messungen von Vulcan Energy Resources in der Ortenau verschoben

09.11.2021 | Erkundung & Analyse | Rachel McRae
Vulcan Energy Resources

Im Rahmen des Projektes „Zero Carbon Lithium“ möchte die Vulcan Energy Resources GmbH im erweiterten Erlaubnisfeld „Ortenau II“ Erdwärme, Sole und Lithium mithilfe seismischer Messungen aufsuchen. Nun hat die Firma allerdings Absagen mehrerer Gemeinden im Aufsuchungsgebiet erhalten.

Mithilfe des Projektes Zero Carbon Lithium hat sich das Unternehmen Vulcan Energy Resources eine klimafreundliche Strom- und Wärmeversorgung sowie eine zeitgleiche CO2-freie Gewinnung von Lithium aus geothermischen Tiefenbohrungen zum Ziel gesetzt. Das regional geförderte Lithium könne der steigenden Nachfrage angesichts der Elektromobilität entgegenkommen.  

Nach Ablauf der Frist der ersten Aufsuchungserlaubnis reichte Vulcan im Juli dieses Jahres erneut einen Antrag zur Aufsuchung beim zuständigen Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau des Regierungspräsidiums Freiburg ein. Dabei wurde das ursprüngliche Erlaubnisfeld um das neue Aufsuchungsgebiet „Ortenau II“ erweitert, sodass sich die Gemarkung Achern nun teils im Antragsgebiet befindet. Die neue Aufsuchungserlaubnis ist bis zum 30. Juni 2023 befristet (Quelle: Stadt Achern).

Entsprechend des Hauptbetriebsplans, welcher auf der Homepage der Stadt Achern veröffentlicht wurde, umfasst das insgesamt 156 km² große Aufsuchungsgebiet die Städte und Gemeinden Rheinmünster, Lichtenau, Bühl und Ottersweier im Landkreis Raststatt sowie Rheinau, Achern, Oberkirch, Lauf (Baden) und Renchen im Landkreis Ortenaukreis. Des Weiteren liegen 28 km² der Fläche auf der französischen Seite des Rheins, weshalb Vulcan derzeit Genehmigungen von den zuständigen französischen Behörden einhole.

Geplant waren die seismischen Messungen zwischen Oktober 2021 und März 2022 mit einer voraussichtlichen Messdauer von 6 Wochen.

Reaktion der Gemeinden im Aufsuchungsgebiet

Im letzten Monat hat die Firma allerdings Absagen mehrerer im Erlaubnisfeld liegender Gemeinden erhalten, darunter Rheinau, Ottersweier, Lichtenau, Rheinmünster, Bühl und Renchen.

Laut den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) äußerten Bürger:innen in Rheinmünster Bedenken wegen befürchteter seismischer Ereignisse und der Haftungsfrage im Falle von Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Gleichzeitig befürchteten Anwohner:innen eine Beschädigung der Trinkwasserschichten. Nach einer mehrheitlichen Ablehnung des geplanten Vorhabens, erteilte die Gemeinde der Firma Vulcan daraufhin am 6. Oktober eine Absage.

Drei Tage später verkündete der "Stadtanzeiger der Guller" aus der Ortenau, dass auch Rheinau eine klare Absage erteilt habe und somit die Erlaubnis der seismischen Erkundung und der Benutzung der entsprechenden gemeindeeigenen Straßen, Wege und Grundstücke entziehe. Ähnlich wie in Rheinmünster kritisierten Bürger:innen auch hier das Risiko seismischer Aktivität und eine unklare Haftungsregelung. Dabei wurde auf das geothermische Projekt Vendenheim im nahen Elsass verwiesen, welches im letzten Jahr in Folge mehrerer seismischer Ereignisse geschlossen wurde. Laut Horst Kreuter, Geschäftsführer der Firma Vulcan, berge das Vorhaben allerdings kaum Risiken und liefere darüber hinaus einen bedeutenden Mehrwert für die Region.  

Die Stadt Bühl kritisierte besonders die Kommunikation der Firma, so die BNN. „Es kann nicht sein, dass die Leute einfach unangemeldet im Rathaus auftauchen oder plötzlich bei Landwirten auf dem Hof stehen“, so Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW). Außerdem fürchteten Bürger und Bürgerinnen Eingriffe in wichtigen Naturschutzflächen.     

Ähnlich argumentierte die Gemeinde Renchen und verwies darauf, dass es sich bei dem Erlaubnisfeld „Ortenau II“ um ein äußerst schützenswertes Gebiet handele (BNN). Eine Vielzahl an Vogelschutzgebieten, Naturschutzgebieten, Biotopen und Wasserschutzgebieten seien besonders in der Rheinebene angesiedelt.

Mittlerweile wurden die seismischen Messungen von Vulcan Energy mit Briefen an die Anwohner zeitlich verschoben. 

Quelle:

Stadtanzeiger der Guller, Badische Neueste Nachrichten: Rheinmünster, Renchen, Bühl   Stadt Achern