Es ist das fünfte Jahr, in dem die auffälligen weißen Messfahrzeuge im Auftrag des Geologischen Dienstes NRW durch Nordrhein-Westfalen rollen. Ziel ist es, Daten über die geologischen Strukturen im Untergrund zu gewinnen. Im Fokus stehen Kalksteine, denn sie können wassergefüllte Hohlräume aufweisen. „Das macht Kalksteinhorizonte ideal für die geothermische Nutzung, wie aktuell unsere erfolgreiche Forschungsbohrung in Krefeld zeigt“, erklärt Dr. Ulrich Pahlke, Direktor des GD NRW. „Je tiefer die Kalksteine liegen, desto heißer ist das in ihnen enthaltene Wasser. Mithilfe der seismischen Messungen können wir eine Art Ultraschallbild des Untergrundes erstellen und so abschätzen, wo und wie tief potenziell wasserführende Kalksteinschichten liegen.“
Geothermie besitzt in NRW hohe Priorität
Die Nutzung der Geothermie voranzubringen hat für das Land Nordrhein-Westfalen eine hohe Priorität. Im Jahr 2024 hat Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur den Masterplan Geothermie NRW vorgestellt, der ein Maßnahmenpaket beinhaltet, um bis 2045 rund 20 Prozent des Wärmebedarfs in NRW durch Geothermie zu decken.
Ein wichtiger Baustein des Masterplans ist das Explorations- und Bohrprogramm „Geowärme – Wir erkunden NRW“. Mit seiner Durchführung wurde der GD NRW beauftragt. „Die Seismik-Kampagne Westfälischer Hellweg schließt direkt an die letztjährigen Messungen in Ostwestfalen-Lippe an“, sagt Projektleiter Ingo Schäfer. „So können wir die Daten verknüpfen und systematisch Jahr für Jahr.“
Wo und wann wird gemessen?
Vier Messlinien mit insgesamt rund 185 Kilometern Gesamtlänge sind geplant. Die drei Ost-West Strecken verlaufen zwischen Paderborn und Wuppertal und umfassen zusammen rund 150 Kilometer. In Hagen kreuzt eine 35 Kilometer lange Nord-Süd-Strecke, die bis nach Recklinghausen reicht. Dabei sind zwei Messtrupps parallel unterwegs, die ab dem 15. September in Paderborn und Wuppertal zeitgleich starten. Bis zum Ende der Messungen sind vier bis sechs Wochen geplant.
Planungsgrundlagen für Kommunen und Stadtwerke
Die gewonnenen Daten stehen der Öffentlichkeit nach der Auswertung frei zur Verfügung, beispielsweise für die kommunale Wärmeplanung, aber auch für Energieversorger, Industrie und Landwirtschaft. Seismische Messungen fanden schon 2021 bis 2023 im Münsterland, im Rheinland und am Niederrhein statt. Dort bauen die Städte bereits auf den Daten auf und realisieren eigene Geothermieprojekte.
„Genauso wünschen wir uns das“, bekräftigt Schäfer. Zusätzlich zu den seismischen Messungen führt der GD NRW Forschungsbohrungen durch. „In Krefeld ist es uns mit einer knapp 1.000 Meter tiefen Forschungsbohrung in diesem Jahr gelungen, ein geothermisches Reservoir im Kohlenkalk nachzuweisen – das sind wegweisende Erkenntnisse für eine zukünftige klimafreundliche Wärmeversorgung in der Region.“
Informationsangebote für die Öffentlichkeit
Live und zum Anfassen gibt es die Vibro-Trucks an drei Terminen: Am 7. September auf dem Bördebauernmarkt in Soest, am 20. September in Dortmund im Rahmen der diesjährigen Museumsnacht und am 23. September beim Wochenmarkt auf dem Friedrich-Ebert-Platz in Hagen. Umfassende Informationen zum Projekt stellt der GD NRW außerdem auf der Webseite www.geowaerme.nrw.de zur Verfügung. Ergänzend liefern die Social-Media-Kanäle unter @geowaermenrw wöchentliche Updates zu den Messstrecken, Informationen zu Technik und Hintergründen und aktuelle Impressionen von der Strecke.
Geologischer Dienst NRW