Seismische Untersuchung des Kristallins in Sachsen

24.01.2012 | Forschung

Die Kristallin-Gesteine des Erzgebirges sollen mit moderner 3D-Seismik bis in 5 km Tiefe „durchleuchtet“ werden. Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik in Hannover (LIAG) hat dafür erhebliche Forschungsmittel vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) eingeworben. Ziel ist es, zu erkunden, ob und wie die tiefe Erdwärme aus Kristallin-Gesteinen gewonnen werden kann.

Heute wurden erstmals in Schneeberg die örtlichen Bürgermeister und Verantwortungsträger im geplanten Messgebiet (Erzgebirgskreis, Landkreis Zwickau, Vogtlandkreis) umfassend über die Projektidee, das geplante Forschungsvorhaben und die Messungen im Gelände informieren. Die Informationsveranstaltung erfolgt gemeinsam mit Vertretern des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG).

Die 3D-seismischen Messungen sollen ein Abbild des Untergrundes liefern, um geeignete Ansatzpunkte für eine Tiefbohrung zur Gewinnung geothermischer Energie finden. Für die Wissenschaftler stellen die Kristallin-Gesteine eine besondere Herausforderung dar, weil sie sehr komplexe interne Strukturen aufweisen, die sich bislang einer deutlichen und zuverlässigen Abbildung durch seismische Verfahren entziehen. „Die Kristallin-Gebiete für die Tiefengeothermie nutzbar zu machen, wäre für diese Zukunftsenergie ein großer Schritt nach vorne“, sagt Projektleiter Dr. Rüdiger Schulz vom LIAG, „und die Seismik ist vielleicht der einzige Schlüssel für den Zugang zum Kristallin in der Tiefe.“ Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik hofft, dass durch das Forschungsprojekt mit der Bezeichnung „3D-seismische Messungen im Kristallin in Sachsen zur strukturellen Klassifizierung des geothermischen Reservoirs“ entscheidende Fortschritte auf diesem Gebiet der Seismik, sowohl in der Messdaten-Aufbereitung und wie in der Interpretation, erzielt werden können. Sie sind dann nicht nur auf Kristallin-Gebiete in Deutschland, z.B. den Bayerischen Wald, den Schwarzwald oder den Spessart, sondern auf viele geologisch ähnliche Gebiete weltweit übertragbar.

Das Institut bittet die Bevölkerung im Erzgebirge um die wohlwollende Unterstützung seines Forschungsvorhabens. Es wird seinerseits über die Planungen, Arbeitsfortschritte und Ergebnisse zeitnah in den örtlichen Medien und bei Informationsveranstaltungen berichten.

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