Stadtwerke Münster planen Fernwärmeversorgung ohne fossile Verbrennung – Tiefengeothermie eine Option

15.07.2021 | Erkundung & Analyse | Achim Aretz
Prinzipalmarkt Münster

Die Stadtwerke Münster möchten in Zukunft die Fernwärmeversorgung ohne fossile Brennstoffe und Wasserstoff sicherstellen. Dafür könnten insbesondere die Tiefengeothermie und Solarthermie eine wichtige Rolle spielen.

Bislang basiert die leistungsgebundene Wärmeversorgung in Münster hauptsächlich auf der Verbrennung von Erdgas, zum Beispiel im Heizkraftwerk am Hafen. Im Zuge der Neuaufstellung der Wärmeversorgung zogen die Stadtwerke zunächst den Bau eines neuen gasbetriebenen Groß-Blockheizkraftwerks in Erwägung. Doch dann wurde ihnen klar, dass die Zustimmung dafür in der Stadt gering und die Pläne überholt waren. So entstand die Strategie, die Wärmeversorgung komplett auf erneuerbare Energien umzustellen.

Der Leiter Erneuerbare Wärme bei den Stadtwerken, Markus Bieder, geht davon aus, dass Erdgas bei der Wärmegewinnung stark zurückgedrängt werden wird. Was heute die Kohle sei, sei morgen das Erdgas, wird Bieder von energate zitiert.

Der Verzicht bei der Verbrennung schließt auch den Wasserstoff mit ein, denn dieser könnte den Wärmepreis verdreifachen. Stattdessen möchte Bieder die „Leittechnologien“ Solarthermie und Tiefengeothermie verstärkt nutzen.  Das heute notwendige Temperaturniveau des Fernwärmenetzes könne aber nur die Tiefengeothermie erschließen.

Wasserstoff zu teuer für die Wärmeversorgung

Ergebnisse von vorangegangenen Untersuchungen des Untergrunds von Münster weisen auf ein erhöhtes tiefengeothermisches Potenzial hin. Um diese besser untersuchen zu können, haben die Stadtwerke Münster ein Aufsuchungsfeld in Münster beantragt und bewilligt bekommen. Zudem läuft eine Untersuchung der vorhandenen Bohrdaten der Bohrung Münsterland 1 im Nordwesten von Münster aus den 1960er Jahren, die eine Tiefe von rund 6.000 Metern hat.

Bieder weist auch auf die Wirtschaftlichkeitslücke zwischen einer grünen und fossilen Wärmeerzeugung hin und stellt klar, dass der Wärmepreis mit einer Erzeugung aus Solarthermie und Tiefengeothermie höher sein wird als bislang, aber eben auch deutlich geringer als der Wärmepreis mit einer Erzeugung aus Wasserstoff.

Ein wichtiges Thema bei der Tiefengeothermie ist das Fündigkeitsrisiko. Es beschreibt das Risiko, dass das geothermische Reservoir nicht in ausreichender Qualität erschlossen wird. Ein Grund dafür kann eine zu geringe Förderrate der Bohrung sein. Eine Bohrung in 1.500 Meter Tiefe kostet rund drei Millionen Euro, und eine Bohrung in 4.000 bis 5.000 Meter Tiefe gut 20 Millionen Euro. Markus Bieder fordert deshalb eine Fündigkeitsabsicherung, um das Risiko einer teuren Bohrung zu minimieren, damit Stadtwerke sich im Vorfeld der Bohrung besser absichern können.