Strom und Wärme für Münchner Gemeinde-Quartett

07.04.2016 | Projekte, Anlagenbetrieb | Sabine Volland

In Kirchstockach wurde vorgestern der neue Wärmeliefervertrag präsentiert, der zukünftig das Quartett aus den Gemeinden Ottobrunn, Hohenbrunn, Neubiberg und Höhenkirchen-Siegertsbrunn mit geothermischer Fernwärme versorgen soll.

Mit jeweils rund 45 Megawatt möglicher Wärmeleistung und bis zu 7 Megawatt elektrischer Leistung, sind die Geothermiekraftwerke Kirchstockach und Dürrnhaar im Zusammenschluss sehr leistungsstarke Anlagen. Es ist sinnvoll, diese Stärke zu bündeln und als Synergieeffekt gleich mehreren Gemeinden langfristig zur Verfügung zu stellen. Auf 25 Jahre Laufzeit wurde der Vertrag von den Partnern Energieversorgung Ottobrunn GmbH und der Süddeutsche Geothermie-Projekte GmbH & Co. KG vor kurzem unterzeichnet.

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Bislang produzieren beide Anlagen des Betreibers SGG, ein Joint-Venture der BayWa r.e. renewable energy GmbH und Hochtief PPP Solutions GmbH, nur Strom für das öffentliche Netz. Für eine Wärmenutzung muss das Fernwärmenetz so ausgebaut werden, dass alle Gemeinden versorgt werden können. Dafür will die Energieversorgung Ottobrunn in den kommenden Jahren 15 Millionen Euro investieren. Bis 2019 soll eine circa sechs Kilometer lange Fernwärmeleitung die angrenzenden Gemeinden an das Geothermiekraftwerk in Kirchstockach anschließen. In der nächsten Stufe wird bis 2022 das Schwesterkraftwerk Dürrnhaar über eine sieben Kilometer lange Leitung die Gemeinden Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Hohenbrunn mit der Anlage vernetzen. Eine weitere Leistungssteigerung des Energieverbundes von 90 Megawatt thermisch auf 100 Megawatt thermisch kann durch die Integration der örtlichen Bioabfallvergärungsanlage als weiteren Vertragspartner erreicht werden, die ihre Abwärme bislang ungenutzt an die Umgebung abgibt.

Tilo Wachter, SGG-Geschäftsführer und Geothermie-Sachverständiger der BayWa r.e., ist optimistisch. „Geothermie ist 100 Prozent erneuerbar und grundlastfähig. Sie steht unabhängig von Witterung, Klima oder Tageszeit immer zur Verfügung. Gerade in der Region südlich von München ist das Reservoir für geothermische Energie besonders groß. Mit der Energieversorgung Ottobrunn als starkem Partner können wir dieses Potenzial in Zukunft auch für die Wärmebereitstellung voll nutzen.“ Thomas Hoppenz, Geschäftsführer Energieversorgung Ottobrunn, sieht die Verantwortung als Betreiber in der Umsetzung der Energiewende. „Mit dem Wärmeliefervertrag und dem anstehenden Netzausbau leisten wir einen wichtigen Beitrag für die Energiewende in der Wärmeversorgung in der Region München. Für unsere Kunden heißt das: Sie werden weiterhin verlässlich mit Strom und Wärme versorgt – und können ab 2019 zudem Heizöl sparen, ihren Kohlenstoffdioxidausstoß senken und so das Klima schützen.“ Der Münchner Merkur geht in seiner gestrigen Ausgabe sogar noch einen Schritt weiter und zitiert Hoppenz’s Vision von einem regionalen Fernwärmenetz für den gesamten Münchner Süden bis in die Stadt hinein.

Der Zuspruch aus der Lokalpolitik ist entsprechend groß. Die Bürgermeister aller vier Gemeinden, Ursula Mayer (Höhenkirchen-Siegertsbrunn), Thomas Loderer (Ottobrunn), Günter Heyland (Neubiberg) und Dr. Stefan Straßmair (Hohenbrunn) unterstützen das Projekt. Jedoch beschränkt sich in Hohenbrunn die Versorgung mit Fernwärme bislang auf das Riemerlinger Schulzentrum und das Schwimmbad, so Bürgermeister Loderer im Merkur. Hier muss das Konzept sicherlich noch angepasst werden.

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Als erste Betreibergesellschaften haben die Erdwärme Grünwald GmbH und Geothermie Unterhaching GmbH & Co. KG vor vier Jahren einen geothermischen Wärmeverbund gegründet. Nun entsteht ein weiteres Netzwerk. Mit dem Wärmeverbund zwischen Kirchstockach und Dürrnhaar wollen die vier Gemeinden ihren Beitrag zur Energiewende auf dem Münchener Wärmemarkt leisten.

 

 

Quelle:

BayWa r.e. (Pressemitteilung), Merkur