SWM: Geothermie ist ein Glücksfall für München

26.10.2018 | Marktentwicklung | Jochen Schneider

Die Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfE) hat für die Stadtwerke München (SWM) Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der Wärmewende erarbeitet. Im Mittelpunkt steht dabei die Fernwärmevision 2040. Die Fernwärmeversorgung mit tiefer Geothermie wird als effektivste Maßnahme zur Einsparung von CO2 angesehen.

Angelehnt an das Abkommen von Paris 2015 will München bis zum Jahr 2050 weitgehend klimaneutral sein und den Ausstoß an Treibhausgasen auf 0,3 Tonnen pro Kopf im Jahr senken. Die SWM haben als lokaler Energieversorger die Aufgabe diese Ziele umzusetzen.

Bereits 2012 haben die SWM ihre Fernwärmevision vorgestellt, nach der bis zum Jahr 2040 die komplette Fernwärme CO2-neutral erzeugt werden soll. Geothermie ist die Schlüsseltechnologie: In Riem, Sauerlach und Freiham produzieren bereits erste Anlagen Wärme für die Versorgungsnetze. In Sendling am Heizkraftwerk Süd entsteht die vierte und größte Anlage zur Fernwärmeversorgung der Stadt München. Der weitere Ausbaupfad sieht bis 2040 eine Erzeugung aus 65 Prozent Geothermie und 15 Prozent Wärme aus der Müllverbrennung vor. Konzepte für die restlichen 20 Prozent befinden sich in Arbeit.

Heute haben die SWM und die FfE anhand des tatsächlichen Münchner Gebäudebestands eine Studie vorgestellt, welche Maßnahmen unter realen Bedingungen ergriffen werden können. Ausgehend vom Jahr 2014 - der wärmebedingte CO2-Ausstoß von Gebäuden in München rund 2,8 Millionen Tonnen – soll bis 2040 die Fernwärme komplett CO2-frei erzeugt werden. Wohngebäude sind dafür die wichtigste Stellschraube, sie machen rund 80 Prozent des Wärmebedarfs aus. Etwa 30 Prozent der Münchner Wohnhäuser werden mit Fernwärme versorgt.

Die FfE hat drei Szenarien entwickelt, wovon die ersten zwei jedoch die CO2-Einsparvorgaben nicht erreichen. Es bleibt das dritte, das Zielszenario für das an den möglichen Stellschrauben (Fernwärme, Einsatz von erneuerbarem Gas, Wärmepumpen) so weit gedreht wird bis die gewünschte Emissionsreduktion erreicht wird:

  • Sanierungsrate: 2 Prozent
  • Heizungsaustausch: 4 Prozent
  • außerhalb der Fernwärmegebiete: Umstellung von noch bestehenden fossilen Heizsystemen auf Fernwärme
  • komplette Umstellung der Fernwärme auf erneuerbare Energien und Erweiterung des Fernwärmenetzes
  • Beimischung von 10 Prozent erneuerbarem Gas ins Erdgasnetz
  • verstärkter Einsatz von Wärmepumpen

Daraus leitet das FfE Handlungsempfehlungen für den Umbau der Wärmeversorgung ab. Grundsätzlich ist Fernwärme aus tiefer Geothermie nach Ansicht des FfE die effektivste Maßnahme um CO2 einzusparen. In Fernwärmegebieten soll der Anschlussgrad und der Beitrag der Geothermie erhöht, sowie weitere Gebiete erschlossen werden. Außerhalb der Gebiete mit Fernwärmeversorgung ist Heizöl zur Wärmeerzeugung durch effizientere Technologien und Solarthermie zu ersetzen. Zudem soll im gesamten Stadtgebiet die Sanierung des Gebäudebestands zu deutlichen Einsparungen beim Endenergieverbrauch führen.

Die SWM sieht sich durch die Studie der FfE bestätigt auf dem richtigen Weg zu sein. Prof. Dr. Florian Bieberbach, Vorstand der Geschäftsführung, betont bei der Vorstellung der Studie im Heizkraftwerk Süd: „Fernwärme aus Geothermie erweist sich in den Berechnungen als effektivste Maßnahme, um im Münchner Wärmesektor CO2 einzusparen. Dabei kommt der Stadt das bereits vorhandene SWM Fernwärmenetz zugute, das die wertvolle erneuerbare Wärme zu den Kunden bringt.“

Bieberbach betont aber auch, dass neben der Bevölkerung auch der Bundes- und Landespolitik eine Verantwortung für die Wärmewende zufällt und stellt verschiedene Forderungen an die politischen Entscheidungsträger. Vor allem müssten bestehende Gesetze und Fördermechanismen hinsichtlich der klimapolitischen Ziele angepasst werden:

  • Förderungleichgewichte abschaffen: Beispielsweise müssen bei der Wärmeerzeugung mit Strom, Abgaben und Umlagen gezahlt werden, diese fallen aber bei fossilen Brennstoffen nicht an.
  • Im Mietrecht können die Erneuerung von Öl- oder Gasheizungen auf die Mieter umgelegt werden, jedoch nicht die Umstellung auf einen Fernwärmeanschluss.
  • Erneuerbare Energien werden beim Einsatz in Fernwärmenetzen geringer gefördert als KWK.
  • Stabile Rahmenbedingungen für den Umbau bestehender Wärmenetze zur systemdienlichen Integration erneuerbarer Energien schaffen.
  • Förderung von Wärme-/Kälte-Netzen sowie -speichern, sofern sie klimaschonend oder erneuerbar erzeugte Wärme/Kälte transportieren.
  • Energieträger entsprechend ihrer CO2-Emissionen mit einer Umlage auf Basis des jeweiligen Energieverbrauchs belegen.
  • Langfristig stabile Anreize für die Betrachtung ganzer Quartiere und nicht nur von Einzelobjekten.
Quelle:

Pressemeldung SWM

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