Überdurchschnittliches Interesse an der Belieferung mit Geothermie in Poing

25.05.2022 | Anlagenbetrieb | Karin Jehle
Robert Budde, Leiter Vertrieb Bayernwerk Natur GmbH

1.000 Haushalte beliefert die Geothermieanlage in Poing östlich von München mit Fernwärme aus Geothermie. Robert Budde, Leiter Vertrieb bei der Bayernwerk Natur GmbH, spricht in Folge 6 unserer Interviewreihe über Fernwärmepreise, die Auswirkungen der derzeitigen Energie- und Rohstoffkrise und das Potenzial für einen Netzausbau. Wir publizieren die Interviews in der Reihenfolge ihres Eintreffens.

Enerchange: Herr Budde, für einen Drei-Personen-Haushalt nennt der BR einen Fernwärmepreis von aktuell gut 2.200 Euro pro Jahr bei den SWM. Was kostet Fernwärme für einen Drei-Personen-Haushalt bei Ihnen jährlich?

Robert Budde, Leiter Vertrieb bei der Bayernwerk Natur GmbH: In der Gemeinde Poing versorgt die Bayernwerk Natur GmbH über das Geothermieheizwerk Poing etwa 1.000 Haushalte vor Ort mit Wärme. Bei den genannten Rahmengrößen betragen die Kosten bei unserer Fernwärme in Poing zum Preisstand 01.04.2022 rund 1.340 Euro pro Jahr.
 
Wie hoch ist der Anteil der Geothermie an der Fernwärme in Ihrem Unternehmen?
 
Bei einem Gesamtwärmeabsatz der Bayernwerk Natur GmbH von rund 710 GWh/a liegt dieser mit Poing bei rund sieben Prozent, jedoch direkt in Poing bei rund 85 Prozent.
 
Welchen Einfluss hat das auf die Preise?
 
Da sich der Anteil auf sieben Prozent beim Gesamtwärmeabsatz bezieht und Geothermie immer ein lokal eingrenzbares Thema ist, beeinflusst es nur die Versorgung in Poing und hier entsprechend die Preisgewichtungen für Strom und Erdgas.
 
Welche anderen Energieträger nutzen Sie für die Wärmeproduktion?
 
In Poing neben Strom auch anteilig Erdgas.
 
Spüren Sie auch Auswirkungen der derzeitigen Energie- und Rohstoffkrise?
 
Da für die Wärmeerzeugung aus Geothermie Strom für die Förderpumpen sowie für den anteiligen Gaskesseleinsatz auch Erdgas benötigt wird, haben die aktuellen Entwicklungen an den Energiemärkten auch Auswirkungen auf unser Unternehmen.
 
Wirkt sich das auf den Ausbau des Fernwärmenetzes aus?
 
Derzeit sehen wir keine Beeinträchtigung beim Ausbau des Fernwärmenetzes durch die aktuellen politischen Rahmenbedingungen.
 
Haben Sie vermehrte Kundenanfragen, seit die Energiepreise so stark steigen und die Menschen sich der Abhängigkeit von russischen Gasimporten bewusst werden?
 
Ja, in den vergangenen Monaten konnten wir ein überdurchschnittliches Interesse zur Belieferung mit Geothermie in Poing feststellen.
 
Wie viel Potenzial die Geothermie auszubauen haben Sie noch und wie kann der Ausbau beschleunigt werden?
 
In Poing könnten wir die Kapazitäten beim Netzausbau wie auch der Fördermenge um rund 25 Prozent steigern. Dies könnte noch durch weitere Förderprogramme, die direkt Geothermieprojekten zugeordnet würden, beschleunigt werden.

Quelle:

Enerchange

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