Unabhängiger von Energieimporten dank Geothermie

28.03.2022 | Anlagenbetrieb | Karin Jehle
Grüne Fernwärme

Mit Unterschleißheim und Unterhaching denken gleich zwei Kommunen im Münchner Umland über eine Erweiterung ihrer Geothermieanlagen nach.

Wer von fossilen Energieimporten unabhängig werden will, muss schauen, wo die lokalen Potenziale sind. Diese Logik manifestiert sich derzeit in vielen Gemeinderäten – denn Putins Krieg in der Ukraine macht nun offensichtlich, in welch eine enorme Abhängigkeit man sich sehenden Auges begeben hat. Auch Kommunen, die durch ihre geothermale Wärmeversorgung schon ganz gut dastehen, denken darüber nach, wie sie diese ausweiten können.

Im Münchner Umland – ohnehin ein geothermischer Hotspot – sind es die Gemeinden Unterschleißheim im Norden sowie das südlich gelegene Unterhaching, die das Thema diskutieren. Dies berichteten die Süddeutsche Zeitung und der Münchner Merkur pünktlich zum globalen Klimastreik in ihren Freitagsausgaben.

Unterschleißheim will weg von Energieimporten

Ein Fünftel des Unterschleißheimer Wärmebedarfs liefert die 2003 in Betrieb gegangene Geothermieanlage heute schon. Abnehmer:innen sind einerseits Wohngebäude, andererseits sind auch Gewerbekomplexe, kommunale Gebäude, das Gymnasium und die Realschule angeschlossen. Und im Freizeitbad Aquariush planscht man sogar direkt im Thermalwasser, das aufgrund seines Mineraliengehaltes gesundheitsfördernd sein soll.

Wie die SZ schreibt, diskutierte der Stadtrat am vergangenen Donnerstag auf Antrag des FDP-Lokalpolitikers Manfred Riederle darüber, ob eine geothermische Wärmeversorgung für die gesamte Stadt möglich sei und was dafür getan werden müsse. Riederle, der auch im Aufsichtsrat der kommunalen Geothermie Unterschleißheim AG (GTU) sitzt, hält dafür eine weitere Bohrung für notwendig.

Ist eine weitere Bohrung sinnvoll?

Bedenken äußerte indes Thomas Stockerl, der Vorstandschef der GTU. Unterschleißheim sei zu kleinteilig strukturiert, um eine geothermische Vollversorgung ökonomisch sinnvoll realisieren zu können. Auch mit einer weiteren Bohrung hält er lediglich eine 40-prozentige Abdeckung für möglich.

Ohnehin ist seitens der Stadt ein Ausbau des Fernwärmenetzes geplant. So sollen die Ganghoferschule, das Feuerwehrgebäude, das neue Gartenquartier neben dem Business Campus und ein weiterer Büro-Komplex angeschlossen werden. Privathaushalte, die „am Weg“ liegen, wurden bereits angeschrieben.

Statt eine weitere Bohrung abzuteufen, will die GTU eine Absorptionswärmepumpe installieren. Mit dieser könne man die Restwärme im Rücklauf des Fernwärmenetzes noch besser nutzen und die Leistung von 39 auf bis zu 60 Megawatt erhöhen. Gut 30 Prozent des Unterschleißheimer Wärmebedarfs könne man nach Inbetriebnahme der Wärmepumpe, der für 2023 geplant ist, abdecken.

Aufgrund dieser Argumentation waren es dann ausgerecht die Grünen Stadträt:innen, die gegen eine Prüfung der von Riederle eingebrachten Ausbaupläne stimmten. Dieser wurde dennoch mehrheitlich angenommen.

Unterhaching will sich von russischen Energielieferungen befreien

In Unterhaching hat dagegen der Grüne Gemeinderat Armin Konetschny eine fraktionsübergreifende „Initiative zu mehr Energieunabhängigkeit“ auf die Agenda gesetzt, wie der Münchner Merkur schreibt. „Ziel sollte nach unserer Ansicht sein, einen gemeinsamen Masterplan zu entwickeln, um schnellstmöglich die Abhängigkeit von Öl und Gas deutlich zu reduzieren, um damit die energetische Versorgungssicherheit für die Bevölkerung mittel- und langfristig sicherzustellen“, zitiert der Merkur Konetschny. Beitragen soll dazu auch der flächendeckende Ausbau der Geothermie.

Dieser ist bereits im Gange: Laut Webseite plant die Geothermie Unterhaching GmbH & Co KG langfristig 75 Prozent der Gemeinde mit Fernwärme aus Geothermie zu versorgen, was einer Anschlussleistung von 90 Megawatt entspräche. Aktuell sind ca. 72,9 MW thermischer Leistung an das 51,7 Kilometer langen Fernwärmenetz angeschlossen.

Schlagworte