Das finanzielle Risiko sei für die verschuldete Kleinstadt nicht kalkulierbar, hieß es laut einem Bericht des NDR. SPD und Grüne sprachen sich dafür aus, das Pilotprojekt weiterzuführen. Die Stadt Bad Bevensen wollte prüfen, ob einige Kliniken, andere öffentliche Gebäude und die örtliche Therme mit geothermischer Energie beheizt werden können. Das niedersächsische Umweltministerium hatte angekündigt, die Kosten für Probebohrungen mitzutragen.
Nach Angaben der Stadtverwaltung hätten ein Gutachten und eine Machbarkeitsstudie bereits rund 750.000 Euro gekostet. 2023 hatten die Lokalpolitiker im Stadtrat das Vorhaben noch einstimmig abgesegnet. Auf den jetzigen Ratsbeschluss reagierte das Umweltministerium verärgert und teilte mit: „Wer derartige Projekte stoppt, muss die Frage beantworten, wie er Gebäude künftig klimaneutral beheizen will. Hinsichtlich der Fördermittel will das Ministerium prüfen, ob der Bescheid widerrufen werden muss.
In den nächsten Wochen sind nun Formalitäten abzuhandeln. „Die Gesellschafter-Versammlung ist einzuberufen, die das Liquidationsverfahren einzuleiten hat“, sagt Roland Klewwe, Geschäftsführer der Gesellschaft „Erneuerbare Energien Bad Bevensen GmbH“, laut einem Bericht der Allgemeinen Zeitung. Mit der Entscheidung, die auch besagt, dass kein weiteres Geld zur Verfügung gestellt werden soll, wird das Vorhaben, in Bad Bevensen Erdwärme als Heiz-Energie zu nutzen, nicht weiter vorangetrieben.
Die Idee, die Temperaturen in einer Tiefe von mehreren tausend Metern zu nutzen, um sie als Heizenergie zu verwenden, existiert in Bad Bevensen seit Anfang der 2000er-Jahre. Eine Machbarkeitsstudie zeigte, die geologischen Voraussetzungen für eine solche Technologie in Bad Bevensen sind vielversprechend. Ungeachtet dessen, so argumentiert Sönke Strampe am Donnerstag, sei das Vorhaben ein „Hochrisiko-Projekt für Bad Bevensen“. Er berichtet von einer gerade erst vorgelegten Wirtschaftlichkeitsberechnung, wonach erst in 20 Jahren mit positiven Bilanzen zu rechnen sei. Er kommt zum Ergebnis: „Es rechnet sich nicht. Erneuerbare Energien müssen tragfähig sein“.
Als Entgegenkommen trug der Stadtdirektor einen Kompromissvorschlag vor, mit dem das Risiko für die Stadt geringer ausfallen sollte, indem diese künftig nur noch zu 51 Prozent an der Gesellschaft hält; die Geschäftsführung sollte in die Hände eines externen Unternehmens gelegt, und für die restlichen 49 Prozent weitere Gesellschafter gefunden werden. Sollten diese Voraussetzungen nicht erfüllt werden, so müsse erneut über die Fortführung der Gesellschaft beraten werden, so der Vorschlag. Wobei er dann gleich auch von zwei potenziellen Partnern berichtete, die als Gesellschafter fungieren könnten. Diese hättensich der Politik auch bereits vorgestellt.
Stadtdirektor Martin Feller sagte im Gespräch mit der AZ, dass es zwar keine Unterschrift gegeben habe, aber eine feste Zusage, sich beteiligen zu wollen. Um welche möglichen Gesellschafter es sich im Detail handelte, wollte er dem Bericht zufolge nicht sagen. Lediglich, dass ein Energie-Unternehmen mit Expertise in der Bohr-Industrie darunter ist.
NDR / Allgemeine Zeitung