Zweite Bohrung in Waldkraiburg kurz vor dem Start

10.12.2010 | Projekte

Anfang Januar soll die zweite Bohrung in Waldkraiburg beginnen. Der Streit mit Anliegern in Sachen Lärmbelastung wurde beigelegt.

Nach dem erfolgreichen Abtreufen der ersten Geothermie-Bohrung wird jetzt die zweite Bohrung für Anfang Januar vorbereitet. Voraussetzung dafür war eine Vereinbarung mit vier Anliegern der Bohrstelle. Diese war notwendig geworden, weil die vorgegebenen Immissionsrichtwerte trotz Maßnahmen zur Verbesserung des Schallschutzes überschritten wurden.

Die Bohrgenehmigung der Regierung von Oberbayern orientiert sich laut Stadtwerke-Chef Norbert Weigl an der TA Lärm und gibt für den Nachtbetrieb einen Immissionsrichtwert von 45 Dezibel vor. Dieser ergebe sich aus der Gemengelage des Sondergebiets Kläranlage, in dem sich die Bohranlage befindet, und dem anliegenden reinen Wohngebiet.

Wie Bürgermeister Klika einräumt, kam es bei der ersten Bohrung seit August an zahlreichen Tagen zu "punktuellen Überschreitungen" der vorgegebenen Richtwerte. Auch nach der technischen Optimierung der Anlage, etwa der Einhausung der Hochdruckspülpumpe und weiteren Maßnahmen, wurde dieses Problem nicht gelöst.

Nach Messungen durch ein unabhängiges Institut, die die Stadt seit September veranlasst hatte, ist laut Klika klar, dass man den niederfrequenten Schall, der auch Gebäude durchdringt und als besonders störend empfunden wird, "nicht wegkriegen wird". In einem Gutachten vor der Bohrung sei dies "eigentlich ausgeschlossen worden", so Klika. "Die Annahmen des Gutachtens sind im realen Betrieb nicht eingetreten", ergänzt Weigl.

Bei der ersten Bohrung hatte es deshalb von Anfang an Beschwerden von vier Anliegern an der Hangkante gegeben. Pumpversuche nach dem Auffinden des heißen Wassers am Abend des 11. November wurden auf ihr Drängen hin durch das Bergamt Südbayern eingestellt. Geplante Dauerpumpversuche über mindestens 48 Stunden, die Aufschluss über die genaue Temperatur und Volumen erbringen sollten, wurden nicht mehr durchgeführt.

Auch im Interesse der Anlieger soll die zweite Bohrung in der kürzestmöglichen Zeit niedergebracht werden. Schon aus technischen Gründen "muss der Bohrer rund um die Uhr laufen", sagt Klika. Weil die zweite Bohrung stark abgelenkt wird, wird die reine Bohrzeit etwas länger dauern als bei der ersten Bohrung.

Die geschätzten Kosten von fünf Millionen Euro, die für eine Bohrung angesetzt waren, werden aber durch "unvorhergesehene Dinge", die nicht im Leistungsverzeichnis geregelt sind, überschritten. Neben dem Thema Schallschutz ist das laut Klika vor allem auf die Verzögerungen und technischen Maßnahmen infolge einströmenden Erdgases zurückzuführen. Kurz vor dem Durchbruch zum Malm sei die Anlage deshalb 14 Tage gestanden. Die Bohrung musste gasdicht gemacht werden. Die Beurteilung, es werde keine Gaseinströmungen geben, "war wohl sehr optimistisch", meint der Bürgermeister. Gleiches gilt für die Zeitdauer, die die Bohrung in Anspruch nehmen wird.

Bei allen Schwierigkeiten, die es seit Beginn des Geothermie-Projekts gab, bleibt eines festzuhalten: Die Stadt Waldkraiburg geht mit der Gewissheit in das Jahr 2011, dass die Fernwärmeversorgung durch geothermale Tiefenwässer Realität werden kann.

So viel ist nach der ersten erfolgreichen Bohrung sicher: Wassermenge und Temperatur reichen für den Betrieb einer Fernwärmeversorgung aus. Von 100 Grad Celsius spricht Norbert Weigl. Einen genauen Wert wird es nach seinen Worten erst nach Abschluss der zweiten Bohrung geben. Von deren Ergebnis wird es auch abhängen, aus welchem der beiden Bohrlöcher der Dampf gefördert wird, und über welche das Wasser wieder in die Tiefe injiziert wird. (va)

Quelle: http://www.ovb-online.de