Rupertiwinkel

Projektgebiet:

Im ostbayerischen Landkreis Traunstein plant der japanische Mischkonzern Marubeni, auf kommunaler Ebene wohlwollend unterstützt von den Gemeinden Kirchanschöring und Laufen, ein interkommunales Geothermieprojekt. Mehrfach wechselten zuvor die beteiligten Investoren, doch nun sollen 2020 die Bohrungen beginnen. Im Fokus steht die geothermische Stromerzeugung, aber auch eine ergiebige Wärmeauskopplung ist zu erwarten.

Das Geothermieprojekt im Südosten Bayerns hat eine lange Vorgeschichte. Bereits im Mai 2009 hatte sich der Projektentwickler Geoenergie Bayern das Aufsuchungsrecht für den Claim „Rupertiwinkel“ gesichert, den im Aufsuchungsgebiet liegenden Gemeinden Kirchanschöring und Laufen jedoch erst im Sommer 2011 eine Mitteilung darüber gemacht. Nach dem Antrag auf Grunderwerb im März 2012 geschah jedoch lange nichts mehr.

Im Juni 2014 gab die Geoenergie Bayern den Claim „Rupertiwinkel“ wieder an das Bergamt zurück. Statt ihrer wollte nun die Salzburg AG gemeinsam mit den Stadtwerken München und den Anliegergemeinden in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit das Tiefengeothermieprojekt auf den Weg bringen. Die Planungen sahen Bohrungen bis in 5.000 Meter Tiefe vor, um das geothermische Reservoir zu erschließen. Während die Stadtwerke München großes Interesse an der Stromproduktion signalisiert hatten, konzentrierte sich die Salzburg AG auf die Wärmeversorgung für den Großraum Salzburg.

Im März 2015 unterzeichneten die Gemeinde Kirchanschöring und die Stadt Laufen die Verträge mit der Salzburg AG und gaben damit grünes Licht für die Realisierung eines Geothermieprojektes auf ihren Gemeindeflächen. Neben regenerativer Wärme freuten sich die beiden kommunalen Partner auch auf die Gewerbesteuer.

Im Februar 2016 verkündete die Salzburg AG bei einer Stadtratssitzung in Laufen überraschend ihren Rückzug aus dem Projekt. Als Grund gab sie die mangelnde Wirtschaftlichkeit aufgrund drastisch gefallener Gaspreise im Vorjahr an. Eine Projektentwicklung, die bis zu 100 Millionen Euro benötigen würde, weiterzuverfolgen, sei derzeit nicht mehr darstellbar.

Fast drei Jahre lagen die Pläne brach, bis 2019 mit dem japanischen Unternehmen Marubeni ein neuer Partner präsentiert wurde. Der Konzern ist kein reiner Finanzinvestor, sondern baut und betreibt neben vielen anderen Geschäftsfeldern auch Kraftwerke – bislang hauptsächlich Gaskraftwerke, aber ein Umschwenken hin zu erneuerbaren Energien ist zu beobachten. Drei Geothermiekraftwerke hat der Konzern bereits im Portfolio. Marubeni ist Gesellschafter der Geothermie Rupertiwinkel GmbH, ebenfalls die beiden Kommunen Kirchanschöring und Laufen. Auch die Salzburg AG ist weiterhin beteiligt.

Während bei der Gründung noch nicht klar war, ob letztendlich in Laufen oder Kirchanschöring nach heißem Wasser gebohrt würde, haben weitere geologische Analysen sowie die Umweltprüfung Kirchanschöring als Bohrplatz festgelegt.

Primär soll die Anlage auf die geothermische Stromerzeugung abzielen, die Nutzung von geothermaler Wärme in allen Temperaturbereichen soll jedoch gleichzeitig möglich sein. Neben der Fernwärmeversorgung für die Haushalte der Gemeinden Kirchanschöring und Laufen soll auch Hochtemperaturwärme von 120 Grad Celsius für gewerbliche Anwendungen zur Verfügung stehen.

Wie realistisch die angepeilten geothermischen Nutzungen sind, werden erste Bohrungen und Analysen zeigen müssen. Für den Bohrbeginn ist das Frühjahr 2020 geplant. Ziel ist es, Ende 2020 die Endteufe der ersten Bohrung zu erreichen und anschließen Temperatur und Schüttung zu analysieren. 2021/2022 soll mit dem Kraftwerksbau begonnen werden.