4. Norddeutsche Geothermietagung mit umfassendem Vortragsprogramm

Thema im Fokus 09-2011 | Enerchange

Obwohl Norddeutschland interessante geologische Formationen für die Nutzung von Erdwärme bietet, steht die Nutzung der tiefen und insbesondere auch der mitteltiefen Geothermie in dieser Region noch am Anfang. Bislang gibt es nur eine Handvoll Projekte, unter anderem in Munster, Hannover, Groß-Schönebeck  oder Neustadt-Glewe. Dies zu ändern war und ist das Ziel der Norddeutschen Geothermietagung, die 2008 zum ersten Mal im Geozentrum Hannover stattfand und auf die geothermischen Nutzungsmöglichkeiten im Norddeutschen Becken fokussiert.

Vom 26. bis 27. Oktober dieses Jahres findet die vierte Ausgabe der Veranstaltung statt - erstmals werden neben dem Kongress auch ein Workshop, eine Exkursion sowie ein Get-Together am Abend des ersten Tages angeboten. Weitere wesentliche Neuerung ist, dass der Kongress zwei parallel laufende Veranstaltungsstränge umfasst – einen zur tiefen und einen zur oberflächennahe Geothermie. Das Veranstaltungskonzept sieht vor, dass die allgemeinen Rahmenbedingungen und Projekt-Erfahrungsberichte jeweils im Plenarsaal des Geozentrums zur Sprache kommen, spezifischere Fragen der jeweiligen geothermischen Nutzung im Rahmen des Seminarraum intensiver diskutiert werden können. „Wir wollen mit diesem Angebot den Teilnehmern ermöglichen, sich je nach Wissensstand und Interessenslage entweder erst einmal einen Überblick über die Geothermie und ihre Anwendung zu verschaffen oder sich alternativ zu einzelnen Fragestellungen vertiefend zu informieren“, so Marcus Brian von der Agentur Enerchange, die in diesem Jahr erstmals Veranstalter der Tagung ist. Das Konzept kommt gut an: Bereits jetzt sind über 130 Anmeldungen zu verzeichnen.

Starten wird die 4. Norddeutsche Geothermietagung am Mittwoch um 13 Uhr mit einer Begrüßung durch den niedersächsischen Umweltminister Hans-Heinrich Sander und den Direktor des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik, Prof. Dr. Ugur Yaramanci, sowie einer Keynote von Dr. Susanne Schmitt, der Vorstandsvorsitzenden des Vereins Geoenergy Celle. Sie wird aufzeigen, dass die von der Bundesregierung forcierte Energiewende und die dafür benötigte Grundlastenergie gerade für die norddeutsche Geothermieindustrie große Chancen bieten.

Die Vortragssession zur oberflächennahen Geothermie im Plenarsaal beginnt mit einer Präsentation von Holger Jensen vom Landesamt für Bergbau, Geologie und Energie (LBEG), der die aktuellen Rahmenbedingungen für Erdwärmenutzung in Niedersachsen vorstellt. Marek Miara vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE präsentiert danach aktuelle Test-Ergebnisse zur Energieeffizienz von Wärmepumpen und Ingo Schäfer vom Geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen fasst zusammen, welche Auswirkungen geothermische Vorhaben auf Umwelt, Grundwasser oder Biologie haben können. Diese Hintergrundinformationen werden im zweiten Teil des ersten Tages von vier Projekt-Berichten der oberflächennahen und mitteltiefen Geothermie ergänzt. Präsentiert wird unter anderem ein geothermisch gekühltes Rechenzentrum in Salzgitter und ein Projekt in Hamburg Wilhelmsburg.  

Ein Highlight im parallel laufenden Tiefe-Geothermie-Strang am ersten Tag wird die Präsentation des geotektonischen Atlanten von Niedersachsen und der Nordsee durch Marcus Helms vom LBEG sein, der mit Hilfe eines speziellen 3-D-Beamers einen einzigartigen plastischen Eindruck der geologischen Verhältnisse ermöglicht. Danach erläutern mehrere Referenten insbesondere aus dem LIAG die aktuellen Möglichkeiten der Vorerkundung und Modellierung des Untergrunds. Dr. Jörn Bartels vom Unternehmen Geothermie Neubrandenburg wird am Beispiel eines Projekts auf Usedom vorstellen, wie Simulationen im konkreten Fall in die Projektplanung einfließen, Alexander Diab von Schlumberger Information Solutions präsentiert die Modellierung von induzierten Rissen in geothermischen Simulationsstudien. 

Am zweiten Tag rückt im Plenarsaal die tiefe Geothermie in den Fokus. Hier wird unter anderem Cornelia Viertl  vom Bundesumweltministerium die Rahmenbedingungen für Fördermittel darlegen und Günter Zimmermann vom Geoforschungszentrum Potsdam über die aktuellen Entwicklungen im Projekt Groß-Schönebeck berichten. Weitere Projektvorstellungen geben einen fundierten Einblick in Tiefe-Geothermie-Vorhaben in Hannover und Munster-Bispingen sowie in die fast 20-jährige Erfahrung mit der ältesten deutschen Geothermieanlage in Waren an der Müritz, die Dr. Karsten Obst vom Geologischen Dienst Mecklenburg-Vorpommern präsentiert.

Zeitgleich geht es im Seminarstrang zur oberflächennahen Geothermie um Fragen des Grundwasserschutzes und der Qualitätssicherung. Letzteres ist hochaktuell, haben doch in den vergangenen Monaten fehlende Expertise und Qualitätssicherung bei zwei Projekten in Baden- Württemberg die Geothermiebranche einmal mehr ungewollt ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Abschließend präsentieren unter anderem Professor Horst Kruse vom Forschungszentrum für Kältetechnik und Wärmepumpe und Matthias Leihkauf von der Firma Terra Umweltwärmesonde neue Entwicklungen in der Sondentechnologie.

Abgerundet wir die Tagung am 27. Oktober durch einen Workshop zu Reservoirerschließung, der Branchenneulingen einen guten ersten Überblick über die Erstellung einer Tiefenbohrung gibt – von der Bohrausführung über die Verrohrung und Zementation bis hin zur Mechanik von Bohrlöchern. Die parallel laufende Exkursion führt zur Baustelle des Schloss Herrenhausen, wo bereits ein Sondenfeld gelegt ist und derzeit ein zweites in Vorbereitung ist.

Möglich wird das umfassende Vortragsprogramm mit über 30 qualifizierten Referenten insbesondere durch die Kooperation des Veranstalters Enerchange mit den drei Organisationen des Geozentrums - der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und dem Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) - , die sich nicht nur bei der Programmkonzeption engagiert haben, sondern auch eine Vielzahl von Referenten stellen. „Dem LBEG und den anderen Organisationen im Geozentrum ist es wichtig, die in Hannover konzentrierte Geothermie-Kompetenz allen Interessierten zugänglich zu machen. Wir engagieren uns gerne mit Referenten aus unserem Haus zusammen mit Rednern aus ganz Deutschland und  freuen uns, dass die Norddeutsche Geothermietagung inzwischen einen festen Platz in der  Geothermie-Community inne hat", sagt Dr. Wolfgang Wirth, der gemeinsam mit Joachim Fritz von der Geschäftsstelle Geothermie im LBEG, die Tagung hauptverantwortlich im Geozentrum betreut. Weiterer Veranstaltungspartner im Rahmen der Norddeutschen Geothermietagung ist die regionale Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft hannoverimpuls.

 

Das Programm sowie die Möglichkeit, sich online anzumelden finden sich unter www.norddeutsche-geothermietagung.de