Zum inzwischen fünften Mal findet vom 17. bis 18. Oktober im Geozentrum Hannover die Norddeutsche Geothermietagung statt. Rund 200 Fachbesucher nutzen jedes Jahr die Veranstaltung, um sich über die Potenziale und Anwendungsmöglichkeiten der oberflächennahen, mitteltiefen und tiefen Geothermie speziell im Norddeutschen Becken zu informieren. Das Interesse überrascht nicht – schließlich hat sich die oberflächennahe Geothermie in Norddeutschland bereits als Standardtechnologie etabliert und wird schon heute zur Beheizung und Kühlung von zahlreichen Gebäuden genutzt. Die mitteltiefe Geothermie im Bereich zwischen 400 und 1000 Metern entwickelt sich mit innovativen Konzepten zu einem neuen Anwendungsgebiet mit interessanten Perspektiven. Die tiefe Geothermie in Norddeutschland weist ebenfalls ein großes Entwicklungspotenzial auf.
Einmal mehr befasst sich die Veranstaltung deshalb mit der Geothermie in ihrer ganzen Breite - hinterlegt mit vielen Beispielen und Erfahrungen aus der Praxis. Dabei werden die Dimensionierung von Erdwärmesonden oder Versicherungsfragen der oberflächennahen Geothermie ebenso diskutiert wie die Umsetzung mitteltiefer Geothermieprojekte, Nutzungskonkurrenzen mit CCS oder der Umgang mit hochsalinaren Tiefenwässern in Geothermieanlagen. Ein ungezwungenes Get-Together am Abend des ersten Veranstaltungstages sowie eine Podiumsdiskussion mit Werner Ressing, Ministerialdirektor im Bundeswirtschaftsministerium, Waldemar Müller-Ruhe, Präsident des Bundesverbands Geothermie, Dr. Frank Kabus, Geschäftsführer des Unternehmens Geothermie Neubrandenburg und Bernd Reichelt vom Verband Kommunaler Unternehmen runden die Tagung ab. Im Gegensatz zu vergangenem Jahr wird es keine parallelen Sessions mehr geben, dafür findet die Tagung in diesem Jahr zwei volle Tage statt, die jeweils einzeln buchbar sind.
Starten wird die 5. Norddeutsche Geothermietagung am Mittwoch, den 17. Oktober um 9 Uhr mit einer Begrüßung durch den niedersächsischen Wirtschaftsminister Jörg Bode und den Präsidenten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel. Im Anschluss und bis in den Nachmittag hinein steht die oberflächennahe Geothermie im Fokus der Tagung. Die einführende Session beginnt mit einer Präsentation von Albrecht Burkhardt von der Stadt Ludwigsburg, der darüber berichtet, wie man die Bevölkerung des Neubaugebiets Sonnenberg in die Realisierung eines großen Geothermievorhabens eingebunden hat und welche Rolle das 50 Bohrungen umfassende Sondenfeld im kommunalen Energiekonzept spielt. Dr. Erich Mands von der Firma UBeG spricht danach über Chancen und Hemmnisse beim Einsatz von erdgekoppelten Wärmepumpen. Sandra Pester vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie schließt die erste Session mit einem Überblicksvortrag zur aktuellen Lage der geothermischen Nutzung in Niedersachsen.
Folgen wird ein Block zum Thema Qualitätssicherung und Umweltschutz, in dem die richtige Auslegung von Erdwärmeanlagen, Versicherungsfragen und Spezifika der Materialprüfung im Mittelpunkt stehen. Als Referenten werden Dr. Bernd Wenzel von Viessmann Deutschland, Oliver Thormann von den VHV Versicherungen und Hauke Anbergen von der TU Darmstadt zu Gast sein. Zum Abschluss des Tagungsteils zur oberflächennahen Geothermie bietet die Session „Projektbeispiele“ interessante Einblicke in die Erfahrungen mit der Umsetzung von Geothermieprojekten. So werden zum Beispiel Prof. Dr. Horst Rüter von HarbourDom und Dr. Thomas Kölbel von der EnBW Energie Baden-Württemberg über die Erfahrungen mit dem Einsatz der Geothermie in einem energieautarken Gewächshaus berichten, Mathias Wieschemeyer von der Hannoveraner Firma M&P Geonova spricht über die Chancen der oberflächennahen Geothermie bei der Versorgung von Niedrigenergiegebäuden.
Die mitteltiefe Geothermie steht im Zentrum des letzten Vortragsblocks am ersten Veranstaltungstag. Die bislang noch wenig eingesetzte aber potentialreiche Technologie mit Bohrungen bis zu ca. 1000 Metern Tiefe wird unter anderem im Rahmen von Projekterfahrungsberichten aus Osnabrück und Heubach vorgestellt. Sprechen werden Prof. Dr. Dieter Michalzik von GeoDienste, Dr. Johann-Gerhard Fritsche vom Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie und Gregor Holtmannspötter vom Planungsbüro Kirchner EnerGeo.
Der zweite Tag der 5. Norddeutschen Geothermietagung bietet einen umfassenden Einblick in die Entwicklungen der tiefen Geothermie in Norddeutschland. Das Programm ist unterteilt in die Vortragsblöcke „Vorerkundung“, „Erschließung“, „Nutzung“ und „Tiefengrundwässer im Norddeutschen Becken“. Starten wird der Tag mit einem Vortrag von Dr. Evelyn Suchi, Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG), die den Geothermie-Atlas zur Darstellung möglicher Nutzungskonkurrenzen zwischen CCS und tiefer Geothermie vorstellt, gefolgt von Präsentationen von Dr. Hartwig von Hartmann und Dr. Ewald Lüschen, ebenfalls aus dem LIAG und Dr. Reinhard Jung von Jung Geotherm, der über die Vorerkundungsarbeiten des Geothermieprojekts in Munster berichtet.
Nachdem die Herausforderungen bei der Erschließung der Tiefenwärme durch Vorträge unter anderem von Dr. Dr.-Ing. Catalin Teodoriu von der TU Clausthal und Waldemar Müller-Ruhe vom GtV-Bundesverband Geothermie thematisiert werden, stehen am Nachmittag des 18. Oktobers die Nutzungsmöglichkeiten der tiefen Geothermie im Mittelpunkt. Neben Dr. Johannes Peter Gerling und Dr. Torsten Tischner vom BGR wird voraussichtlich Sigurd Solem von Dansk Geotermi das Projekt im dänischen Tondern vorstellen, bei dem das aus ca. 2000 Metern Tiefe geförderte Thermalwasser ein bislang mit Erdgas betriebenes kommunales Fernwärmenetz versorgen soll.
Abschließend können sich die Tagungsteilnehmer über die Herausforderungen der hohen Salzgehalte in norddeutschen Tiefengrundwässern informieren und welche Wege es gibt, damit umzugehen. Neben Annalena Hesshaus vom BGR werden Dr. Elke Bozau von der TU Clausthal und Dr. Frank Kabus sowie Gerd Möllmann von GTN Geothermie Neubrandenburg referieren.
Möglich wird das umfassende Vortragsprogramm mit über 30 qualifizierten Referenten insbesondere dadurch, dass neben dem Organisator, der Agentur Enerchange aus Freiburg, auch die drei Organisationen des Geozentrums – die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) und das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) – zum Veranstalterkreis gehören und sich intensiv bei der Programmgestaltung engagiert haben. Ebenfalls zu den Veranstaltern gehört regionale Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft hannoverimpuls.
Das Programm sowie die Möglichkeit, sich online anzumelden finden sich unter www.norddeutsche-geothermietagung.de
Bis zum 17. August wird ein Frühbucherrabatt von 10 Prozent gewährt, Vertreter von Kommunen und Behörden profitieren von ermäßigten Eintrittspreisen.