Banken müssen ihre Finanzierungsvorbehalte überwinden - die Geothermie ist es wert!

Thema im Fokus 03-2010 | Enerchange

Der Durchbruch lässt weiter auf sich warten: Nach wie vor ist es außerordentlich schwer, Banken zu finden, die Geothermieprojekte - auch in fortgeschrittenem Stadium - finanzieren. "Selbst wenn ein Projekt außerordentlich gut vorbereitet ist und man bereits kurz vor der Bohrung steht, ist die Finanzierungslage alles andere als einfach", so Dr. Helge Petersen von der GeoEnergy GmbH aus Karlsruhe. Die wenigen Banken, die erneuerbare Energien finanzieren, würden sich auf die traditionellen Bereiche, wie Wind- und Solarenergie konzentrieren und Geothermiekonzepte meiden, so Petersen.

Dabei hat die deutsche Regierung mit dem novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) und dem Marktanreizprogramm (MAP) gute Rahmenbedingungen für die Geothermie geschaffen. Zudem wurde, um das Fündigkeitsrisiko zu minimieren, von der KfW Bankengruppe, der Münchner Rück und dem Bundesumweltministerium (BMU) ein Kreditprogramm mit einem Volumen von 60 Mio. Euro aufgelegt. Nicht zuletzt setzt die Regierung auch verstärkt auf Forschung, um die geologischen Risiken weiter zu minimieren. "Mit Hilfe dieser Maßnahmen wurde 2009 erreicht, dass rund 20 neue Geothermieprojekte mit einem Investitionsvolumen von etwa 200 Mio. Euro initiiert worden sind", resümiert Corniela Viertl vom BMU. Die Finanzkrise und die damit einhergehende Zurückhaltung im Bankenwesen hat die Entwicklung allerdings gebremst. Dennoch erwartet man auf lange Sicht eine dynamische Entwicklung der Geothermie in Deutschland - auch weil es politisch gewollt ist. Schließlich hat sich die Bundesregierung zum Ziel gesetzt, dass 2030 knapp die Hälfte des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen und fast ein Viertel der Wärme regenerativ erzeugt werden soll. In diesem Szenario muss die Geothermie ihren Beitrag leisten.

An der Wirtschaftlichkeit kann es nicht liegen. Helge Petersen von Geoenergy nennt bei Kosten von 10 Mio. Euro pro MW Kraftwerksleistung als Faustwert eine Rendite von 12% bis 15% (IRR bezogen auf das gesamte Kapital) - je nach Kraftwerkgröße und Energieverbrauch. Immerhin: In den vergangenen zwei Quartalen hat er ein gestiegenes Interesse von Eigenkapitalgebern ausgemacht.

Auch Bernhard Gubo von der Geoenergie Bayern GmbH hebt hervor, dass es trotz hoher Risiken und technischem Aufwand überzeugende Gründe gibt, in Geothermieprojekte zu investieren. Das Wachstumspotential, die Kombination von Strom- und Wärmeerzeugung, eine kostenfreie Energiequelle und der garantierte Einspeisetarif sind für Gubo die wichtigsten Nutzungsgründe. Dabei ist Geoenergie Bayern bezüglich der Finanzierung von Geothermieprojekten in einer vergleichsweise komfortablen Situation: Mit einem britischen Investor als Gesellschafter im Rücken, kann nicht nur auf Kapital für Exploration und Bohrung sondern auch auf wichtiges Finanz-Know-how innerhalb der Firmengruppe zurückgegriffen werden. "Diese duale Struktur, also die Kombination aus technischer und wirtschaftlicher Kompetenz, trägt zur Risikominimierung eines Projekts bei, da die meisten technischen Entscheidungen einen direkten Einfluss auf die finanzielle Attraktivität eines Projekts haben", so Gubo.

Sowohl Helge Petersen als auch Bernhard Gubo werden als Referenten an der 6. Internationalen Geothermiekonferenz (IGC) in Freiburg teilnehmen. In Forum III des Kongress am 20. Mai werden sie mit Experten aus Wirtschaft und Politik die  Frage "Warum Geothermie ein interessantes Investment darstellt?" diskutieren und über ihre eigenen Erfahrungen sprechen. Weitere Informationen zur Konferenz und die Möglichkeit, sich online anzumelden finden Sie unter www.geothermiekonferenz.de.
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