Finanzkrise und Geothermie: Am Ende mehr Licht als Schatten?

Thema im Fokus | Marcus Brian

Die Turbulenzen auf den Finanzmärkten berühren auch die Geothermiebranche. Weil Finanzierungen schwieriger werden, befürchten einige, dass die Dynamik des Marktes ins Stocken gerät. Es wird vermutlich eher ein Stottern sein, denn langfristig sind die Aussichten für Erneuerbare-Energie-Projekte nach wie vor gut.

Spätestens seitdem Island in den Sog der Finanzkrise geraten ist, wurde klar, dass auch die Geothermiebranche in Deutschland von den aktuellen Verwerfungen auf den internationalen Finanzmärkten betroffen sein könnte. Plötzlich kamen Zweifel auf, ob Geothermieprojekte noch finanziert werden können und Investoren weiterhin bereit sind, ihr Kapital zu investieren
In jedem Fall sind Kredite teurer geworden, da die Zinsen im Interbankenhandel deutlich gestiegen sind. In einigen Fällen haben sich Banken wohl auch kurzfristig aus der Finanzierung von Erneuerbare-Energie-Projekten zurückgezogen. Die Aussichten aber bleiben gut und werden durch die Krise vielleicht sogar besser. "Wegen der staatlichen Förderung etwa bei der Stromeinspeisung erwirtschaften regenerative Projekte langfristige, berechenbare Erträge", sagt Heiko Ludwig, Leiter Projektfinanzierung Erneuerbare Energien in Europa bei der NordLB, in der aktuellen Ausgabe des Infodienstes Solarthemen. Das mache Unternehmen und Projekte im Bereich Erneuerbare Energien unabhängig von der aktuellen Krise zu attraktiven Investitionsobjekten - und letztlich zu Gewinnern der Turbulenzen, meint NordLB-Manager Ludwig. Prof. Dr. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht das ähnlich: Banken und Investoren würden nach den Erschütterungen verstärkt auf Engagements zur Sicherung der Zukunft setzen. "Und das sind par excellence nachhaltige Investments in den Klimaschutz wie im Falle von Erneuerbaren Energien", sagt die Wissenschaftlerin im Interview mit den Solarthemen.
Welche Erfahrungen aber machen konkret involvierte Akteure derzeit? Die Redaktion des Geo-Newsletters hat Stimmen aus der Geothermiebranche gesammelt, um einen Eindruck zu geben, ob und wenn ja welchen Einfluss die Turbulenzen aktuell haben und wie die Perspektiven bewertet werden.

Stefan Rothörl, Gemeinde Grünwald:
„Die aktuelle Finanzkrise betrifft unser Projekt nicht. Wir hatten unser Geld konventionell angelegt und werden das Geothermieprojekt aus dem laufenden Haushalt heraus finanzieren. Unabhängig von Fremdmitteln zu sein, war für uns auch der ausschlaggebende Punkt, um nun das Projekt "Erdwärme Grünwald" in Angriff zu nehmen.“

Thomas Engelmann, KG Allgemeine Leasing GmbH & Co.:
Durch die derzeitigen Entwicklungen hinterfragen die Banken erst einmal die Belastbarkeit eines Projektes und finanzieren Projekte mit einem gewissen Risiko nicht mehr. So ist die Lage derzeit ungünstig für Geothermieprojekte, die auf Fremdkapital angewiesen sind. Es bestehen immer zwei Möglichkeiten ein Projekt zu realisieren: als Energieversorger aus der laufenden Bilanz heraus oder als Gemeinde, denn diese bekommen noch Kredite, abgestellt auf die Bonität des Kreditnehmers. Bei der Projektfinanzierung darf man jedoch die stabilisierende Wirkung des EEG nicht vergessen, wodurch für die finanzierende Bank das Marktrisiko wegfällt. So ist auch in dieser schwierigen Zeit grundsätzlich eine Weiterentwicklung eines Projektes möglich. Die finanzierende Bank wird aber noch mehr auf einen bonitätsstarken Investor Wert legen. Die Fündigkeitsversicherung ist notwendig, um das Risiko in der Projektfinanzierung zu diversifizieren. Fremdkapital abstellend auf das Risiko des Projektes könnte angefragt werden, wenn ein Pumptest an einer Dublette erfolgreich durchgeführt worden ist, doch soweit sind im Moment keine Projekte, die projektfinanziert sind